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# taz.de -- Abgelehnte Staatshilfe für Kaufhauskonzern: Arcandor nimmt zweiten…
> Der Karstadt-Mutterkonzern kämpft weiter um Staatshilfen und gegen eine
> Insolvenz. Nach einer ersten Ablehnung will Arcandor seinen Antrag auf
> einen Notkredit nachbessern.
Bild: Traditionsmarke vor dem Aus: Es wird eng für Karstadt.
BERLIN taz | Für Arcandor war am Tag nach der Europawahl vorerst Schluss
mit der Hoffnung auf Staatshilfe. Während die SPD sich in der vergangenen
Woche noch dafür stark gemacht hatte, kam am Montag die Absage: Ein
Notfallkredit wurde vorerst abgelehnt. Bereits am Dienstag will Arcandor
jedoch einen nachgebesserter Antrag auf staatliche Rettungsbeihilfe über
437 Millionen Euro vorlegen. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg hat von den Eigentümern des Handels- und Touristikkonzerns
nochmals einen höheren Eigenbeitrag zur Rettung eingefordert.
Die Regierung bemängelt, dass sich die bisherigen Großaktionäre - das sind
die Privatbank Sal. Oppenheim und die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz -
an der Rettung finanziell zu wenig beteiligen wollten. Auch Banken und
Vermieter hätten nicht genug Zugeständnisse machen wollen. Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) hatte schon mittags erklärt: "Ohne eine
Zukunftsperspektive ist die Inanspruchnahme staatlicher Hilfe überhaupt
nicht denkbar. Auch Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte "ein
Insolvenzplanverfahren als letzte Lösung" nicht mehr ausgeschlossen.
Sicher ist bereits, dass Arcandor kein Geld aus dem "Deutschlandfonds"
erhält, in dem insgesamt 115 Milliarden Euro für Kredite und Bürgschaften
an krisengebeutelte Unternehmen bereitstehen. Die zuständigen Gremien - der
Bürgschaftsausschuss, der Lenkungsrat und der Lenkungsausschuss - hätten
"Zweifel an der Tragfähigkeit des Konzepts" gehabt, sagte der
stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Montag. Zudem habe das
Unternehmen das Kriterium nicht erfüllt, dass die Probleme erst nach Beginn
der Krise aufgetreten sein dürfen. Auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Price-Waterhouse-Cooper, die an der Prüfung der Anträge beteiligt ist, habe
Zweifel an den langfristigen Perspektiven von Arcandor angemeldet, sagte
Steffen Moritz, Sprecher von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
(CSU).
Der Konzern, zu dem unter anderem die Kaufhauskette Karstadt, der
Versandhandel Quelle und der Touristikanbieter Thomas Cook gehören, muss
bis kommenden Freitag Kredite in Höhe von 650 Millionen Euro verlängern.
Zusätzlich werden bis zu 900 Millionen Euro für den Umbau des Konzerns
benötigt. Darum hatte Arcandor einen Notkredit von 437 Euro beantragt und
für den Fall einer Ablehnung eine Insolvenz angekündigt.
Der Quelle-Betriebsrat reagierte entsetzt auf die Informationen über die
Ablehnung des Rettungskredits. "Es ist eine Katastrophe, was da abläuft",
sagte Gesamtbetriebsratschef Ernst Sindel. Zigtausende Existenzen stünden
auf dem Spiel. "Anders als die Industrie hat der Handel keine Lobby."
Konkurrent Metro kündigte unterdessen weitere Gespräche mit Arcandor über
das Konzept einer Deutschen Warenhaus AG, in der die Karstadt-Häuser
aufgehen sollen. "Die Gespräche auf Arbeitsebene werden morgen
fortgeführt", sagte ein Metro-Sprecher nach Bekanntwerden der
Beihilfe-Entscheidung. Eine Fusion gilt als privatwirtschaftliche
Alternative zu einer Rettung durch den Staat. (mit dpa/rtr)
8 Jun 2009
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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