# taz.de -- Kritik am Mindestpreis: Kartellamt beim Milchpreis ausgemuht | |
> Die Behörde droht mit Bußgeld, falls die Landwirte über ein Kartell mehr | |
> Geld für sich aushandeln. Der Verband der Milchviehhalter sieht den | |
> freien Wettbewerb dennoch nicht gefährdet. | |
Bild: Das Argument des Kartellamts: Die Milchproduktion kostet nicht überall g… | |
BERLIN taz Ein Kartell wie die Opec beim Öl auch für die Milch - an diesem | |
Plan hält der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) trotz neuer | |
Kritik des Bundeskartellamts fest. Die Behörde erklärt in ihrem jüngsten | |
Tätigkeitsbericht, dass die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen | |
Mindestpreis für Rohmilch gegen das Wettbewerbsrecht verstoße. "Das sehen | |
wir anders. Wettbewerb würde trotzdem oberhalb des Basispreises | |
stattfinden", sagte dagegen BDM-Chef Romuald Schaber am Mittwoch der taz. | |
Absprachen der Bauern zu Mindestpreisen und Produktionsmengen gehören zu | |
den wichtigsten Vorschlägen des BDM, um den Bauern höhere Einnahmen zu | |
verschaffen. Dazu hat er das Milch Board initiiert, das festsetzt, wie viel | |
seine Landwirte für die Milch mindestens verlangen. Solche | |
Erzeugergemeinschaften lässt das Marktstrukturgesetz ausdrücklich zu. | |
Bisher organisiert das Board jedoch nur knapp ein Drittel der 100.000 | |
Milchbauern in Deutschland. So bleibt es dabei, dass die Landwirte wenig | |
für das Kilogramm Rohmilch bekommen, in Norddeutschland im Schnitt 18 bis | |
21 Cent. Viele Milchbauern können deshalb nicht ihre Kosten einspielen. | |
Dennoch warnt das Kartellamt die Bauern: Wenn das Milch Board irgendwann | |
erhebliche Mengen bündele, wäre das trotz Marktstrukturgesetz illegal. Auf | |
Preisabsprachen "werden wir angemessen reagieren", sagt Behörden-Präsident | |
Bernhard Heitzer. Möglich sei dann auch ein Bußgeld. Schließlich kostet die | |
Milchproduktion laut Tätigkeitsbericht des Amtes nicht überall in | |
Deutschland gleich viel. Also dürfe es auch keinen "bundesweiten | |
Einheitspreis" geben. Die Zeche würde der Verbraucher zahlen. | |
Doch Bauernführer Schaber ficht die Drohung nicht an. "Es soll keinen | |
Einheitspreis, sondern eine Begrenzung nach unten geben", sagt er. Die | |
Molkereien könnten mehr zahlen. Preisabsprachen per Milch Board seien nur | |
verboten, wenn sie missbräuchlich eingesetzt würden - zum Beispiel, um | |
völlig überhöhte Tarife durchzusetzen. | |
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), | |
Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf kritisierte: Heitzer habe | |
"offensichtlich seine Unbefangenheit verloren". Wenn seine Vorwürfe | |
Substanz hätten, "soll er ein Verfahren einleiten". | |
8 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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