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# taz.de -- Frohe Botschaft für Eltern: Einigung im Kita-Tarifkonflikt
> Der Streit um mehr Lohn und besseren Arbeitsschutz für Beschäftigte in
> Kitas ist beigelegt. Auch ver.di stimmt dem Kompromiss zu, wonach
> Erzieherinnen 120 Euro mehr im Monat kriegen.
Bild: Verdi-Chef Frank Bsirske (links) und der Verhandlungsführer der Vereinig…
Eltern können aufatmen, der Streik der ErzieherInnen hat ein Ende. Gestern
einigten sich Kommunale Arbeitgeber und Gewerkschaften auf bessere Gehälter
und bessere Arbeitsbedingungen für ErzieherInnen und Sozialberufe. Der
Einigung vom Morgen hatten der Verband kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA)
und die Bildungsgewerkschaft GEW bald zugestimmt. Am Nachmittag stimmte
auch die 300-köpfige Verdi-Streikkommission dem Kompromiss zu.
Vorgesehen ist eine eigene Entgeltgruppe für die Sozial- und
Erziehungsberufe im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TvÖD), die etwa
den ErzieherInnen ein leichtes Plus gewährt, und zwar auch gegenüber dem
alten BAT. Im Schnitt erhalten sie nun 120 Euro mehr im Monat.
Der Städte- und Gemeindebund erwartet von der Einigung im Kita-Tarifstreit
eine Mehrbelastung für die Kommunen in Höhe von 500 bis 750 Millionen Euro
pro Jahr. Wegen des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder
unter drei Jahren ab 2013 werden dann noch einmal weitere 70.000
ErzieherInnen gebraucht - und bezahlt werden müssen.
Die Arbeitgeber weinen allerdings teilweise Krokodilstränen, denn sie haben
lange von einer Unterbewertung der Erziehungsarbeit profitiert. Als der
neue Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes im Jahr 2005 eingeführt wurde,
wurden die Erzieherinnen provisorisch in Gruppe 6 gesteckt, zusammen mit
den dreijährigen Ausbildungsberufen. Das war nicht ganz ausbildungsgerecht,
denn Erzieherinnen besuchen in der Regel eine Fachschule und werden
insgesamt 5 Jahre lang ausgebildet.
Das ist formal ein ähnlicher Bildungsweg wie bei Technikern, die ebenfalls
eine Fachschule besuchen. Techniker aber sitzen im TvÖD in der
Entgeltgruppe 8 und bekommen dort bis zu 250 Euro mehr. Im Vergleich zum
alten BAT machten Erzieherinnen erst recht Verluste. Bis zu 400 Euro
weniger verdienen sie im neuen TvÖD. Das alles sollte schon längst geändert
werden, bis 2007 sollten die ErzieherInnen neu eingruppiert sein.
Das aber zögerten die Arbeitgeber immer weiter hinaus. Ihnen war es Recht,
dass die ErzieherInnen relativ preiswert zu haben waren. Die Kommunen haben
also seit 2005 auf Kosten der Erzieherinnen gespart. Wenn sie diese Summe
nun als "Mehrbelastung" beklagen, so könnte man mit dem selben Recht sagen,
es sei die Summe, die den ErzieherInnen zuvor vorenthalten worden war.
Der Tarifkonflikt hatte sich seit Januar hingezogen und war von massiven
Streiks begleitet worden, die viele Eltern klagen ließen. Allerdings waren
auch die Sympathien für die ErzieherInnen groß geblieben: Denn die
Anforderungen an ihren Beruf sind in den letzten Jahren ständig gewachsen.
So arbeiten die meisten Kitas mittlerweile mit Bildungsplänen. Jeder
Entwicklungsschritt des Kindes soll dokumentiert werden. Zudem müssen sich
immer mehr Kitas auf Kleinstkinder einstellen, die gerade erst laufen und
sprechen lernen: Die aber brauchen ganz andere Betreuung als Drei- und
Vierjährige. All diese Anforderungen aber schlagen sich bisher nicht in der
Bezahlung nieder.
Generell, so haben Gutachten gezeigt, wird die Verantwortung für Menschen
in den öffentlichen Tarifverträgen eher unterbewertet, im Gegensatz zur
Verantwortung für Mitarbeiter oder für viel Geld: Das eine zählte man
traditionell zu den typischen Frauentätigkeiten, die voller Idealismus
betrieben werden und nur einen Zuverdienst erbringen müssen, das andere zu
Männerberufen, die einen "Familienlohn" sicher stellen müssen. Diese
Annahmen allerdings treffen die Realität längst nicht mehr. Die Aufwertung
typischer Frauentätigkeiten steht also generell auf der Tagesordnung.
28 Jul 2009
## AUTOREN
Heide Oestreich
## TAGS
Erzieher
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Nach Einigung im Tarifkonflikt: Kommunen wollen Kitakosten abwälzen
Städte und Gemeinden warnen vor finanziellen Mehrbelastungen durch den
neuen Tarifvertrag für Kitakräfte. Die Gewerkschaft dagegen warnen vor
erhöhten Elternbeiträgen.
Kommentar Kita-Abschluss: Billiger als Müllmänner
Wir vertrauen ihnen die Kinder an und nehmen es hin, sie billiger als
Müllmänner zu entlohnen. Dabei haben sie eine pädagogische Aufgabe und
müssen entsprechend bezahlt werden.
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