# taz.de -- Greenpeace rechtfertigt Umweltaktion: Selfmade-Riff schützt Meeres… | |
> Die von Greenpeace vor Sylt versenkten Steine behindern die Fischerei und | |
> schützen so Lebewesen am Meeresboden. Das hat jetzt ein ökologisches | |
> Gutachten ergeben | |
Bild: Im August vergangenen Jahres hatte das Greenpeace-Schiff schwere Granitst… | |
HAMBURG taz | Die Felsbrocken, die Greenpeace im Sommer 2008 illegal in der | |
Nordsee versenkt hat, erfüllen ihren Zweck und fügen sich in das | |
existierende Ökosystem ein. Zu diesem Schluss kommt ein | |
landschaftsökologisches Gutachten, das die Umweltorganisation am Dienstag | |
vorstellte. Künftig solle der Zustand der Fischereihindernisse einmal | |
jährlich untersucht werden, kündigte der Meeresaktivist Thilo Maack an. | |
Im August 2008 hatte Greenpeace 320 Felsbrocken am Sylter Außenriff etwa 60 | |
Kilometer vor den Inseln Sylt und Amrum versenkt. Die Steine sollten | |
Fischer davon abhalten, Grundschleppnetze über dieses Gebiet zu ziehen. Es | |
gehöre zwar zum Schutzgebietsnetz Natura 2000 der EU, sagte Maack. Trotzdem | |
genieße es faktisch keinen Schutz, weil sich die europäischen | |
Fischereiminister nicht zu Maßnahmen durchringen könnten. | |
"Das Sylter Außenriff und seine Fauna werden täglich zerstört", sagte | |
Maack. Die Fischer schaben mit den Ketten und Scherbrettern an ihren Netzen | |
die Lebewesen vom Meeresboden. Außerdem saugen Bagger Sand und Kies vom | |
Meeresgrund - und damit auch Tiere und Pflanzen. | |
Um das Ergebnis der Greenpeace-Aktion zu bewerten, hat das Büro Biolagu | |
Fotografien von 18 Felsbrocken begutachtet. Die Steine zeigten keine Spuren | |
von Schleppnetzen. Sie waren von typischen Organismen besiedelt, | |
hauptsächlich Polypen, Seeanemonen, Moostierchen und Seesternen. Außerdem | |
fanden sich Eier von Nacktschnecken und Kalmaren. In der Nähe begegneten | |
Tauchern Fische, Krebse und Garnelen. "Die Greenpeace-Steine haben das | |
bestehende Riff erweitert", stellte der Gutachter Christian Plate fest. | |
Norbert Kahlfuß, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Kutter- und | |
Küstenfischerei, ist davon wenig erbaut. Sein Verband folge der Maxime | |
"Schutz durch Nutzung". Die Fischer arbeiteten seit Jahrhunderten in einer | |
Kulturlandschaft. "Es kann nicht sein, das Greenpeace einfach Fangplätze | |
vernichtet", sagte Kahlfuß. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP | |
im Bundestag teilte die Bundesregierung mit, das Steineversenken habe zwar | |
gegen das Hohe-See-Einbringungsgesetz verstoßen. Ein Bußgeldverfahren sei | |
jedoch nicht weiter verfolgt worden. Greenpeace habe keinen Umweltschaden | |
verursacht. | |
29 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung | |
Artenschutzkonferenz | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
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