# taz.de -- Ikea in Altona: Kaufhaus statt Kunst | |
> Sonderausschuss des Bezirks präsentiert Pläne für Ikea-Ansiedlung in | |
> Altona. Anwohner kündigen Protest an und schlagen alternative | |
> Nutzungsmöglichkeiten vor. | |
Bild: Schwedenhaus der anderen Art: blau-gelber Entwurf für Ikeas ersten Innen… | |
In Altona regt sich Widerstand gegen die geplante Ansiedlung einer | |
Ikea-Filiale auf dem Gelände des ehemaligen Frappant-Gebäudes. Heute wollen | |
Gegner des Möbelhauses mit verschiedenen Aktionen ab neun Uhr in der Großen | |
Bergstraße über ihre Anliegen informieren. | |
Am Mittwoch sind auf einer Sitzung des Sonderausschusses der | |
Bezirksversammlung erste Pläne zur geplanten Ikea-Ansiedlung in der Großen | |
Bergstraße vorgelegt worden. Der Konzern hatte das Areal kürzlich für 10 | |
Millionen Euro gekauft, um seine weltweit erste innerstädtische Filiale mit | |
Vollsortiment zu errichten. Der Sonderausschuss hatte sich auf Bestreben | |
der Bezirksfraktionen gegründet, um das Bauvorhaben möglichst schnell zu | |
verwirklichen. | |
"Ich hoffe, dass jetzt jedem einleuchtet, dass es mit Ikea eine Aufwertung | |
des Stadtteils gibt", sagte Eva Botzenhardt von der GAL nach der Sitzung. | |
"Dazu gehöre jedoch auch ein schlüssiges Verkehrskonzept." Ein von Ikea | |
eingereichtes Gutachten wird gerade vom Bezirk geprüft. Mit Ausnahme der | |
Fraktion der Linken sprachen sich alle Parteien für eine schnelle Umsetzung | |
des Bauvorhabens aus. | |
Der außerparlamentarische Widerstand versammelte sich am Tag nach der | |
ersten Sitzung des Sonderausschusses in der Blinzelbar im Erdgeschoss des | |
Frappant. Rund 50 Anwohner, Gewerbetreibende und Künstler kamen zu dem | |
offenen Treffen, um ihren Protest zu organisieren. Sie befürchten, dass | |
durch die Ansiedlung des Möbelhauses zuerst die Mieten für benachbarte | |
Gewerbeflächen und dann die der Anwohner steigen. Die angestammte | |
Bewohnerschaft würde verdrängt und der Stadtteil somit "gentrifiziert". | |
Im ehemaligen Frappant-Gebäude werkeln mehr als 170 Künstler. In den Etagen | |
des seit 20 Jahren leer stehenden Hochhaustraktes wurden Werkstätten, | |
Arbeitsräume und Ateliers installiert. Als letzte sind im Mai die | |
Blinzelbar, ein Schneideratelier für Modedesign und textile Objekte sowie | |
ein weiteres Atelier dazu gekommen. | |
Welche Gegenentwürfe es neben der jetzigen Nutzung geben könnte, wurde auf | |
dem Treffen diskutiert. Der Verein "Lebendiges Altona" plant die Gründung | |
einer Sozial-, Kultur- und Wohngenossenschaft. Anstelle einer Ikea-Filiale | |
sollten billige und familiengerechte Wohnungen gebaut werden. Des weiteren | |
könnten alternative und ökologische Wohnprojekte gefördert und zusätzliche | |
Räume für Kunst und Kultur geschaffen werden. | |
Eine weitere Möglichkeit, den Bau der Ikea-Filiale in der Großen Bergstraße | |
zu stoppen, sehen die Beteiligten in einem Bürgerbegehren. Hierzu wären im | |
Bezirk Altona rund 2.600 Stimmen nötig, um den Abriss des Gebäudes vorerst | |
auf Eis zu legen. Nach Abgabe von einem Drittel dieser Unterschriften | |
dürfte die Bezirksverwaltung drei Monate lang keine dem Bürgerbegehren | |
entgegen stehende Entscheidung treffen - also nicht mit dem Abriss des | |
Frappant-Gebäudes beginnen. | |
Wie der schwedische Möbelkonzern auf den Protest reagieren wird, ist | |
unklar. Bis Ende Dezember kann das Unternehmen von dem kürzlich getätigten | |
Kauf zurücktreten. "Es gehöre zur Grundphilosophie von Ikea, dass man mit | |
allen Betroffenen spricht", sagte Kai Hartmann von Ikea Deutschland der | |
taz. | |
7 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Ole Masch | |
## TAGS | |
Stadtland | |
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Sicher: Ästhetisch betrachtet wäre es nicht schade um das Frappant-Gebäude. | |
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