# taz.de -- Schlechte Zeiten für Freibäder: 30 Grad und niemand im Wasser | |
> Es ist ein schlechter Sommer für Hamburgs Bäder. In Ohlsdorf | |
> unterschrieben zwar 41.000 für den Erhalt des Freibades, doch darin baden | |
> gehen sie nicht. | |
Bild: Meist nicht viel los im Freien: Ein Schwimmer zieht einsame Bahnen im Kai… | |
Die Freibäder klagen über mangelnden Besucherzuspruch. Auch wenn das | |
Thermometer sich in den vergangenen Wochen mehrmals der 30-Grad-Marke | |
näherte, kann von einem Badesommer nicht die Rede sein: "Die bisherige | |
Sommersaison läuft unterdurchschnittlich gut", formuliert es Ulrike | |
Krahnert von der städtischen Gesellschaft Bäderland Hamburg. Die | |
Besucherzahlen der Freibäder der Hansestadt lägen 40 Prozent unter denen | |
des Vorjahres. | |
Den Freibädern macht das Fehlen einer stabilen Schönwetterphase zu | |
schaffen. "Erst nach zwei Tagen Freibadwetter hintereinander steigen die | |
Besucherzahlen wieder deutlich an", besagt die Erfahrung des | |
Bundesfachverbandes für öffentliche Bäder. Daher sei der Verlauf der | |
"ersten Hälfte der Saison äußerst unbefriedigend" gewesen. | |
"Unsere Hoffnungen liegen jetzt in den kommenden Monaten", sagt | |
Bäderland-Sprecherin Krahnert. Bei gutem Wetter könnten die Freibäder noch | |
bis September offen bleiben. | |
In Hamburg gibt es insgesamt 26 Hallen-, Kombi-, und Freibäder. Alle Bäder | |
werden von der Bäderland Hamburg gemanagt, die wiederum zum | |
Verantwortungsbereich der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) | |
gehört. Dort fehlt mit sinkenden Besucherzahlen das Geld für nötige | |
Investitionen. | |
Dabei hatte ein geplanter Teilverkauf der Badeanlage in Ohlsdorf bewiesen, | |
dass die Hamburger großes Interesse daran haben, dass möglichst viele Bäder | |
offen bleiben. Eine Bürgerinitiative brachte 41.000 Unterschriften gegen | |
die Verkaufspläne der Stadt zusammen und dafür, das Ohlsdorfer Bad in | |
seiner jetzigen Form zu erhalten. Die Ohldsorfer Betreiber versprachen sich | |
in diesem Jahr entsprechend mehr Besucher. | |
Doch von den 41.000 Unterschreibern lassen sich offenbar nur die wenigsten | |
im Freibad blicken. "Ein gesteigertes Besucherinteresse konnten wir leider | |
gar nicht verzeichnen", sagt Krahnert. "Jetzt muss sich die Stadt | |
überlegen, wie es weitergeht." Eigentlich hatte das Bad mit dem Verkauf von | |
40 Prozent der Freibad-Fläche neu hergerichtet werden sollen. | |
Das Geld fehle jetzt. "Auf absehbare Zeit wird es keine Komplettsanierung | |
geben", sagt Volker Dumann, Sprecher der BSU. Dabei war ein zentrales | |
Argument der Bürgerinitiative "Rettet das Freibad Ohlsdorf", dass die Gäste | |
wegen des schlechten Zustandes das Freibad gemieden hätten. Jetzt bleibt | |
alles beim Alten - auch die unwirtschaftlichen Besucherzahlen. | |
Die Freibadbetreiber hoffen nun, durch das sich stabilisierende, gute | |
Wetter die Einbrüche der Vormonate wett zu machen. Das letzte Boomjahr war | |
2003. Damals besuchten deutschlandweit mehr als 300 Millionen Menschen die | |
Freibäder. Allein in Hamburg badeten mehr als fünf Millionen Menschen in | |
den städtischen Freibädern. | |
In den Folgejahren schrumpften die Zahlen um ein Drittel zusammen. In | |
Hamburg sei auch die hohe Eventdichte in diesem Sommer für den Gästeschwund | |
verantwortlich, sagt Krahnert. "Kein Wochenende ohne Großveranstaltung, | |
dass ist für uns als Freizeitanbieter große Konkurrenz." | |
10 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Joseph Varschen | |
## TAGS | |
Freibad | |
Stadtentwicklung Hamburg | |
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