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# taz.de -- Kommentar Armenien-Türkei: Gemeinsame Bergtour
> Die langjährige Feindschaft zwischen Armenien und der Türkei scheint zu
> Ende zu sein. Beide Länder wollen die Grenze öffnen. Was bleibt ist eine
> unaufgearbeitete Völkermord-Debatte.
Zwar langsam, aber es geht voran. Schon seit Jahren wird über eine Öffnung
der türkisch-armenischen Grenze spekuliert. Jetzt ist erstmals verbindlich
vereinbart worden, dass die zwei Länder diplomatische Beziehungen aufnehmen
werden und kurz darauf die Grenze öffnen wollen.
Das Verhältnis der beiden Nachbarstaaten ist aus zwei Gründen vergiftet:
der Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich und der Krieg zwischen
Armenien und dem eng mit der Türkei verbundenen Aserbaidschan. Der endete
mit der Eingliederung Karabachs in Armenien und der Besetzung weiterer
Gebiete Aserbaidschans. Die Türkei schloss deshalb 1993 die Grenze.
Dass es nun trotz der anhaltenden Besetzung von Teilen Aserbaidschans zu
einer Normalisierung zwischen der Türkei und Armenien kommen soll, liegt an
den großen Vorteilen, die sich beide Länder davon versprechen. Armenien ist
im Kaukasus der letzte isolierte Satellit Russlands. Das Land braucht
dringend eine offene Grenze nach Westen, sonst kommt es wirtschaftlich nie
auf die Beine.
Auf der anderen Seite wird die "Völkermord"-Debatte für die Türkei immer
belastender, weil es das Land bei seinen wichtigsten Verbündeten
desavouiert. Für die Grenzöffnung ist Armenien bereit, mit der Türkei über
den Genozid zu diskutieren.
Bleibt die Karabach-Frage. Die Türkei und die USA drängen Armenien,
wenigstens einen Teil des besetzten aserischen Landes zurückzugeben. Für
die türkische Regierung würde es schwierig, die Grenze zu öffnen, ohne ein
Zeichen des guten Willens der Armenier gegenüber Aserbaidschan. Der Vertrag
erhöht nun den Druck, Kompromisse zu machen. Ein großer Erfolg wäre, wenn
über eine Einigung zwischen der Türkei und Armenien auch der
Karabach-Konflikt einer Lösung näher käme: Die Kriegsgefahr im Kaukasus
würde sinken.
2 Sep 2009
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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folgen.
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