# taz.de -- Bezirke müssen sparen: Kaum Qual der Wahl | |
> Im Doppelhaushalt 2010/11 müssen die Bezirke wieder extrem sparen. Gegen | |
> die massiven Kürzungen bei Kultur und Sozialem demonstriert ein breites | |
> Bündnis. | |
Bild: So flüssig sind die Berliner Bezirke nicht mehr. | |
Es wird ein bunter Haufen sein, der sich heute auf die Fahrräder schwingt: | |
Mit einer Sternfahrt wollen Sozialarbeiter, Bibliothekare, Jugendliche und | |
Senioren gegen Berlins Sparpolitik demonstrieren. Aufgerufen hat ein | |
breites Bündnis aus Initiativen und Einzelpersonen, die von den geplanten | |
Kürzungen der Bezirke betroffen sind. Über deren Haushalte wird der Senat | |
im Dezember entscheiden, wenn er seinen Doppelhaushalt 2010/11 beschließt. | |
Die zwölf Bezirke stehen seit Jahren unter Sparzwang, denn von | |
Doppelhaushalt zu Doppelhaushalt kürzt der Senat die Zuwendungen. Der | |
Entscheidungsspielraum bei der Frage, wo gekürzt wird, ist klein. Etwa 95 | |
Prozent der Senatszuwendungen sind an Pflichtausgaben der Bezirke wie | |
Wohngeld, Hartz IV oder die Bereitstellung von Kitaplätzen gebunden. Nur | |
bei den verbleibenden sogenannten freiwilligen Aufgaben kann gespart | |
werden. Dazu gehören Jugendfreizeiteinrichtungen, Bibliotheken, | |
Musikschulen oder die Grünflächenpflege. | |
Besonders hart trifft es den Bezirk Mitte. Dort fehlen 23,8 Millionen Euro | |
und der Entwurf des Haushaltsplans - beschlossen wird er im November von | |
der Bezirksverordnetenversammlung - sieht deshalb das größte Sparkonzept | |
seit der Bezirksfusion 2001 vor. Einrichtungen wie das Kulturhaus Mitte, | |
das Weinmeisterhaus, Senioreneinrichtungen und Bilbiotheken sollen | |
geschlossen werden. Zudem soll die Erziehungs- und Familienberatung an | |
freie Träger übergeben werden - eine Praxis, die derzeit einige Bezirke | |
verfolgen. | |
In Neukölln allerdings soll sogar finanziell aufgestockt werden. "Wir | |
können im sozialen Bereich nichts mehr sparen, wenn wir nicht wollen, dass | |
der Bezirk mit seinen sozialen Problemen auseinanderfliegt", sagt die grüne | |
Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold. Das kommt Projekten wie dem | |
Stadtteilmütterprojekt und dem Rütli-Campus zugute. Auch die Musikschule | |
erhält eine Aufstockung von 500.000 Euro, im Kinder- und Gesundheitsbereich | |
werden für 160.000 Euro neue Mitarbeiter eingestellt. Das ist allerdings | |
nur möglich, weil Neukölln eine massive Privatisierungswelle hinter sich | |
hat. Fast alle Grünflächen werden, anders als etwa in Mitte, inzwischen von | |
privaten Unternehmen gepflegt. Von den 41 Einrichtungen für Kinder, | |
Jugendliche und Familien werden bereits 22 in freier Trägerschaft | |
betrieben, um Personalkosten zu sparen. In den verbleibenden öffentlichen | |
Einrichtungen sei so viel im Personalbereich gekürzt worden, dass auch | |
durch freie Trägerschaft nichts mehr einzusparen sei, erklärt Vonnekold. | |
"Unser gesamter Personalkörper ist klapperdürr und der dünnste aller | |
Bezirke", sagt Vonnekold. Das führe leider auch zu den langen Wartezeiten | |
bei Wohngeldanträgen. Trotzdem sollen die geplanten Mehraufwendungen für | |
soziale und kulturelle Projekte durch weiteren Personalabbau im | |
Verwaltungsbereich und durch die Zusammenlegung von Bürostandorten gedeckt | |
werden. | |
15 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Kathleen Fietz | |
## TAGS | |
Familie | |
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