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# taz.de -- So funktioniert die VG Wort: Taschengeld für Autoren
> Seit 2007 erfasst die Verwertungsgesellschaft Wort auch Material im Web.
> Das bedeutet: Auch Blogger können sich Tantiemen abholen. Technisch ist
> das aber gar nicht so einfach.
Bild: Mühsam, aber es lohnt sich: Hier gibt es Geld für veröffentlichte Text…
Wer als Autor für eine Internet-Seite schreibt, wird meist von deren
Betreiber bezahlt: Ein Verlag vergütet beispielsweise freie Journalisten
für ihre Texte. Darüber hinaus ergeben sich aus dem Urheberrechtsgesetz
aber auch noch weitere Zahlungsansprüche, die nicht jeder Schreiber kennt
oder wahrnimmt: So sammelt die Münchner Verwertungsgesellschaft Wort (VG
Wort) seit vielen Jahren Gebühren von Drucker-, Scanner-, Fax- und
Kopiererherstellern sowie von Anbietern von CD- und DVD-Brennern ein. Da
auf diesen Geräten zunehmend auch Texte aus dem Internet landen, ergibt
sich ebenfalls ein Anspruch auf Tantiemen. Seit 2007 werden diese offiziell
erfasst und ausgeschüttet.
Um Tantiemen für Internet-Texte zu erhalten, muss der Autor sich zunächst
bei der VG Wort registrieren. Dann erhält er eine Karteinummer, über die
die Abrechnung erfolgen kann. Geld von der VG Wort können dabei nicht nur
freie Journalisten bekommen, sondern auch Festangestellte, deren Arbeit
sonst über ihren Anstellungsvertrag abgegolten ist.
Die Lieblingsmethode der VG Wort zur Vergütungsberechnung im Netz nennt
sich "METIS" – "Meldesystem für Texte auf Internetseiten". Dabei wird mit
so genannten Zählpixeln gearbeitet. Diese setzt ein Seitenbetreiber in
jeden publizierten Text. Dann kann auf Seiten der VG Wort gezählt werden,
wie oft ein solches Stück abgerufen wurde.
Dabei kommen durchaus erkleckliche Summen zusammen. 2008 ergaben sich für
Texte, die zwischen 1500 und 2999 Mal abgerufen wurden (gezählt nach so
genannten "Sessions", also während einer Zeiteinheit durch einen einzigen
Benutzer erzeugte Seitenaufrufe) eine Vergütung von 30 Euro, ab 3000
Sessions sogar 40 Euro. Davon flossen in der niedrigeren Abrufstufe 17,65
Euro an die Autoren, in der höheren 23,53 Euro. Der Rest geht als
Servicegebühr an die Seitenbetreiber.
Über die aktuell ausgeschüttete Summe schweigt sich die VG Wort derzeit
noch aus. Der Betrag dürfte in den nächsten Jahren aber noch höher werden,
da beileibe nicht alle großen Seiten an METIS teilnehmen und die VG Wort
deshalb nicht die gesamte zur Verfügung stehende Summe ausschüttet. Bekannt
ist unter anderem, dass das große Nachrichtenportal Spiegel Online die
Zählpixel einbaut, andere bekannte Seiten dagegen noch nicht. Bei taz.de
fehlen sie derzeit beispielsweise noch, was Webmaster Filip Moritz mit der
Komplexität der METIS-Technologie erklärt. "Das ist ein mittelgroßes
IT-Projekt", sagt er.
Auf ein selbiges müssen sich auch Blogger einlassen, die bei der VG
Wort-Ausschüttung ebenfalls mitmachen dürfen. Sie können sich die
Zählmarken bestellen und dann damit beginnen, auch für bislang unbezahlte
Stücke Tantiemen zu erhalten. Allerdings gibt es eben nur Geld, wenn die
Seitenabrufzahlen erreicht sind. Auch beim Online-Lexikon Wikipedia erwog
man zwischenzeitlich, Zählpixel zu setzen. Da das Angebot teilweise sehr
hohe Abrufzahlen hat, dürfte sich das für Autoren lohnen. Allerdings ist
der Verteilschlüssel kompliziert, da viele Texte eben nicht von
Einzelpersonen geschrieben werden. Zudem fragt man sich innerhalb der
Community, ob die VG Wort-Vergütung sich nicht philosophisch-ethisch mit
dem freien Geist des Angebots – alle Texte sind grundsätzlich unter einer
offenen, kostenlosen Lizenz – beißt.
Und dann wären da noch die Autoren, die für Plattformen schreiben, die
nicht an METIS angebunden sind. Bei diesen ist Handarbeit angesagt. Sie
können über die so genannte Sonderausschüttung vom VG Wort-Topf
profitieren, müssen dafür aber jeweils bis zum Ende eines Kalenderjahres
alle von ihnen ins Netz gestellten Texte melden. Das bedeutet harte Copy &
Paste-Arbeit, die sich aber nur lohnt, wenn man wirklich viele Stücke
verfasst hat: Jeder Text über 1800 Zeichen brachte im letzten Jahr 3 Euro
ein, hinzu kam ein kleiner Sockelbetrag von 12 Euro.
Allerdings muss man jedes Jahr bereits gemeldete Texte erneut melden: Die
Arbeit wiederholt sich also. Dabei ist es egal, wie lange ein Text bereits
im Netz ist, man kann also sein Gesamtarchiv melden. Der
Sonderausschüttungsbetrag schrumpft allerdings Jahr für Jahr, je mehr
Melder hinzu kommen. Zudem will die VG Wort ihn außerdem nicht ewig zahlen
und in wenigen Jahren möglichst alle Angebote auf METIS umstellen.
30 Nov 2009
## AUTOREN
Ben Schwan
## TAGS
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