Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geothermie in Basel: Kraftwerks-Geologe freigesprochen
> Die Staatsanwaltschaft hatte dem Projektleiter einer Erdwärmeanlage
> vorsätzliche Sachbeschädigung vorgeworfen. Grund: Bei den Bauarbeiten war
> es zu Erdbeben gekommen.
Bild: Ursache der Beben war das Einpressen von Wasser in eine fünf Kilometer t…
FREIBURG taz | Im Prozess wegen Beben nach einer Erdwärmebohrung hat das
Basler Strafgericht den Projektleiter des örtlichen Geothermiekraftwerks,
Markus Häring, freigesprochen. Der 57-jährige Geologe und Geschäftsführer
der Firma Geothermal Explorers Ltd war angeklagt worden, weil die
Bauarbeiten für ein sogenanntes Hot-Dry-Rock-Kraftwerk von Dezember 2006
bis Frühjahr 2007 in Basel mehrere Erdbeben bis Stärke 3,4 ausgelöst
hatten.
Ursache der Beben war das Einpressen von Wasser in eine fünf Kilometer
tiefe Bohrung. Denn das heiße Gestein im Untergrund sollte nach dem Prinzip
eines gigantischen Durchlauferhitzers genutzt werden. Bis zu 6 Megawatt
Strom und 17 Megawatt Wärme sollte das Projekt mit dem Namen "Deep Heat
Mining" liefern. Doch die Natur rebellierte. Es kam zu Erdstößen, die Risse
in Gebäuden hinterließen; insgesamt gingen 292 Schadensmeldungen bei der
Basler Polizei ein.
So wurde Häring wegen Sachbeschädigung sowie Verursachung einer
Überschwemmung oder eines Einsturzes angeklagt. Die Staatsanwaltschaft
forderte 18 Monate Freiheitsstrafe. Dass sich die Anklage gegen den
Geologen persönlich richtete, hielt das Gericht grundsätzlich für
angemessen. Als Projektentwickler, der das Vorhaben vom Anfang bis zum Ende
realisierte, sei er derjenige gewesen, der einen Antrag auf Abbruch hätte
stellen und begründen können.
In Basel erzielte der Prozess eine hohe Aufmerksamkeit, nachdem das Projekt
über Jahre hinweg als innovative Form der Stromerzeugung gefeiert worden
war. Häring selbst schwärmte einst von der "Schlüsseltechnologie des 21.
Jahrhunderts", mit der man eine "nach menschlichem Ermessen unerschöpfliche
Energiequelle" nutzbar machen werde. Entsprechend breit war die politische
Unterstützung für das Kraftwerk, das auch vom Bundesamt für Energie in Bern
forciert worden war.
Das Gericht konnte am Montag nun kein strafrechtlich relevantes Verschulden
erkennen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Häring das Risiko von
Erdbeben bewusst in Kauf genommen habe. Man habe schlicht zu wenig darüber
gewusst, was die Bohrungen und das Verpressen von Wasser im Untergrund
anrichten können. "Das Urteil entspricht unseren Erwartungen seit
Verfahrensbeginn", sagte dann auch Heinrich Schwendener, Präsident des
Verwaltungsrates des Projektbetreibers Geopower Basel AG.
Gleichwohl wird die Geopower zivilrechtlich für die Schäden in Haftung
genommen. Bis heute hat das Unternehmen, hinter dem unter anderem die
Basler Stadtwerke stehen, 6 Millionen Euro an Geschädigte ausgezahlt.
22 Dec 2009
## AUTOREN
Bernward Janzing
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Geothermie: Vor der Hacke ist es dunkel
Der Basler Freispruch ist kein Freibrief für die Geothermie, sondern nur
die Ablehnung einer abwegigen Strafsache.
Strom und Wärme aus der Erde: Geothermie gerät unter Druck
Aus der Wärme der Erde Strom zu erzeugen klingt genial. Doch ein Projekt in
den USA scheitert. Auch in Deutschland bringen Beben und hohe Kosten die
Branche in Verruf.
Geothermie: "Vor der Hacke ist es duster"
Warme Wohnungen ohne CO2-Ausstoß - das ist keine Utopie, sondern mittels
Erdwärme möglich. Doch das positive Bild der Geothermie hat Flecken
bekommen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.