# taz.de -- Käßmann erklärt Rücktritt: "Nie tiefer als in Gottes Hand" | |
> Margot Käßmann ist als Ratsvorsitzende der EKD und als Landesbischöfin | |
> zurückgetreten. Damit zog sie Konsequenzen aus ihrer Autofahrt unter | |
> Alkoholeinfluss. | |
Bild: Gibt auf: EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. | |
BERLIN taz/afp/dpa/rtr/apn | Nach ihrer Trunkenheitsfahrt tritt Margot | |
Käßmann von ihren Ämtern als Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in | |
Deutschland (EKD) und Bischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche | |
Hannover zurück. Das bestätigte die 51-Jährige am Mittwochnachmittag vor | |
Journalisten in Hannover. Sie könne "nicht mit der notwendigen Autorität im | |
Amt bleiben", begründete Käßmann ihren Schritt. Es gehe ihr auch um die | |
Achtung vor sich selbst und ihre eigene Geradlinigkeit. Es tue ihr leid, | |
dass sie viele enttäusche, die sie dringend gebeten hätten, im Amt zu | |
bleiben. | |
Einer ihrer Ratgeber habe ihr am Dienstag ein Wort von Jesus Sirach mit auf | |
den Weg gegeben: "Bleibe bei dem, was dir dein Herz rät (37,17)", erklärte | |
Käßmann mit brüchiger Stimme. Sie fügte hinzu: "Du kannst nie tiefer fallen | |
als in Gottes Hand." | |
Käßmann will nach eigenen Worten weiter als Pastorin tätig sein. Die | |
Bischöfin war am Samstagabend in der Innenstadt von Hannover betrunken am | |
Steuer ihres Autos erwischt worden. Käßmann hatte mit 1,54 Promille Alkohol | |
im Blut eine rote Ampel überfahren. | |
Der Rat der EKD hatte ihr am Dienstagabend nach einer | |
Telefon-Schaltkonferenz einmütig sein Vertrauen bekundet. Zugleich erklärte | |
er aber, ihr selbst die Entscheidung über ihr weiteres Vorgehen zu | |
überlassen. | |
Käßmann war erst im Oktober 2009 zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt worden. | |
In der Geschichte der EKD ist sie die erste Frau gewesen, die dieses | |
Spitzenamt inne hatte. Jetzt dürfte zunächst der Stellvertretende | |
EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, die Amtsgeschäfte weiterführen. | |
Der 62-Jährige ist seit 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. | |
Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer hat den Rücktritt der | |
EKD-Ratsvorsitzenden ausdrücklich bedauert. "Für sie persönlich ist der | |
Schritt richtig. Für uns alle, für den Protestantismus ist die Entscheidung | |
schlecht", sagte Schorlemmer der "Leipziger Volkszeitung". Der Amtsverzicht | |
der Bischöfin sei "ein sehr herber Verlust für die Christen in | |
Deutschland", fügte Schorlemmer hinzu. | |
Auch Grünen-Chefin Claudia Roth hat den Rücktritt bedauert. "Die | |
Entscheidung von Bischöfin Käßmann verdient Respekt", sagte Roth am | |
Mittwoch in Berlin. "Sie beweist ihre große persönliche Integrität." | |
Gleichwohl bedauere sie den Schritt aus tiefstem Herzen. Die Gesellschaft | |
brauche mehr streitbare Menschen wie Käßmann. "Ich wünsche mir sehr, dass | |
ihre Stimme auch in Zukunft weithin hörbar ist." | |
Die Bischöfin hatte bei ihrer Fahrt auch einen Beifahrer im Auto. Dessen | |
Personalien seien aber nicht aufgenommen worden, sagte der Sprecher des | |
Innenministeriums in Hannover, Klaus Engemann. Ein Beifahrer spiele nur | |
dann als Zeuge eine Rolle, "wenn der Fahrer völlig kontrollunfähig" sei. | |
Dies sei offensichtlich nicht der Fall gewesen. | |
Das Strafverfahren gegen Käßmann soll schnell abgeschlossen werden, wie die | |
Staatsanwaltschaft am Mittwoch erklärte. "Bei klarer Sachlage dauert ein | |
normales Strafverfahren wegen einer Trunkenheitsfahrt nur einige Wochen", | |
sagte Sprecher Hans-Jürgen Lendeckel. Im Fall der Bischöfin habe die | |
Polizei die Akten bereits der Staatsanwaltschaft übersandt. | |
Das Ermittlungsverfahren gegen Käßmann werde geführt wie gegen jeden | |
anderen Verkehrsteilnehmer. Eine Trunkenheitsfahrt ohne konkrete Gefährdung | |
anderer Verkehrsteilnehmer werde in der Regel mit einer Geldstrafe von 30 | |
Tagessätzen bestraft. Hinzu komme der Entzug der Fahrerlaubnis für zehn | |
Monate bis zu einem Jahr. Das Strafverfahren werde in der Regel schriftlich | |
abgewickelt und ende mit einem Strafbefehl. | |
24 Feb 2010 | |
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