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# taz.de -- S-BAHN-CHAOS: VBB will unabhängigen Bericht
> Die Bundesregierung müsse die wahre Verantwortung für die monatelangen
> Ausfälle untersuchen lassen, fordert der Verkehrsverbund.
Bild: Nicht nur Schnee machte der S-Bahn zu schaffen.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) fordert eine neue Untersuchung
über die Verantwortung für das S-Bahn-Chaos. "Die Bundesregierung sollte
unabhängige Experten beauftragen, um die Hintergründe aufzuklären", sagte
Verbandsgeschäftsführer Hans-Werner Franz am Dienstag. Der von der Bahn in
der vergangenen Woche vorgelegte Bericht sei unzureichend.
Bei der S-Bahn waren seit vergangenem Sommer der Reihe nach Probleme mit
Rädern, Achsen und Bremsen bekannt geworden. Zugesagte Wartungsfristen
wurden nicht eingehalten. Das Eisenbahnbundesamt zog daraufhin viele Wagen
aus dem Verkehr, teilweise war nur noch ein Drittel der Flotte im Einsatz,
auf der zentralen Strecke zwischen Alexanderplatz und Bahnhof Zoo wurde der
Verkehr wochenlang komplett eingestellt. Bis heute ist die S-Bahn mit einem
ausgedünnten Angebot unterwegs, was noch bis zum kommenden Jahr so bleiben
soll.
Die Deutsche Bahn hatte eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, die Ursachen
für die technischen Problem bei Rädern, Achsen und Bremsen bei ihrem
Tochterunternehmen S-Bahn herauszufinden. Der von Bahn-Vorstandsmitglied
Ulrich Homburg präsentierte Bericht ist voller Details über die Technik und
über das schlechte Qualitätsmanagement der S-Bahn-Geschäftsführung. So
heißt es etwa, dass die Fahrzeuge deshalb schlecht gewartet wurden, weil
die Arbeiter nicht fachkundig angeleitet wurden und die schriftlichen
Anleitungen unzureichend waren. "Aber warum war das so?", fragt Franz.
"Diese Frage nach der Verantwortung wird gar nicht erst gestellt."
Nach Ansicht des Verkehrsverbundes gibt es eine tiefere Ursache für das
monatelange S-Bahn-Chaos: "Ich sehe die Verantwortung eindeutig beim
Bahn-Konzern, der die Probleme durch seine Fehlsteuerung und durch
Entscheidungen im Konzernvorstand hervorgerufen hat", so Franz. So sei das
Sparprogramm bei der S-Bahn etwa eine Entscheidung des Bahn-Vorstandes
gewesen. "Wenn man so eine Entscheidung an sich heranzieht, dann kann man
hinterher nicht sagen, dass man mit den negativen Folgen nichts zu tun
hat", findet Franz.
Der Verkehrsverbund kann sich auch nicht vorstellen, dass die Deutsche Bahn
wirklich nichts von den Problemen mitbekommen hat. "Wir haben im täglichen
Umgang mit der S-Bahn immer wieder das Problem, dass Entscheidungen länger
dauern, weil erst der Bahn-Konzern gefragt werden muss", so Franz. Das
schlechte Qualitätsmanagement und das Betriebsklima, in dem Fehler nicht
offen angesprochen werden konnten, seien auch nicht "wie vom Himmel über
die S-Bahn gekommen", sagte Franz. "Das wurde vom Bahn-Konzern in das
Unternehmen gebracht mit den dorthin versetzten Führungskräften."
Nun müsse der Eigentümer der Bahn, also die Bundesregierung, ein neues
Gutachten in Auftrag geben, um diese Hintergründe zu klären. Dabei müsse es
diesmal auch "absolute Transparenz" geben, forderte Franz. Es sei ein
Unding, dass die Langfassung des von der Bahn bestellten Gutachtens noch
nicht veröffentlicht sei. Dabei gehe es doch um ein Unternehmen, das - noch
zumindest - "komplett dem Steuerzahler gehört", so Franz.
2 Mar 2010
## AUTOREN
Sebastian Heiser
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