| # taz.de -- Islamkonferenz-Mitglied Yüksel: "Den Antisemitismus überwinden" | |
| > Der Frankfurter Stadtverordnete Turgut Yüksel ist neu in der | |
| > Islamkonferenz. Er will dort praktische Erfahrungen einbringen, etwa bei | |
| > der Islamismus-Prävention. | |
| Bild: Holocaust-Mahnmal in Berlin: Ein Junge springt von einer Stele zur andere… | |
| taz: Herr Yüksel, wie bringen Sie die Islamkonferenz voran? | |
| Turgut Yüksel: Bislang wurde in der Islamkonferenz ein eher abstrakter | |
| Dialog geführt, jetzt soll es konkreter werden. Leute wie ich sollen die | |
| Erfahrungen aus den Kommunen, aus der Praxis einbringen. Die Begegnungen, | |
| der Dialog und die Auseinandersetzungen finden ja dort statt. Diese | |
| Erfahrungen sind wichtig bei Diskussionen über den islamischen | |
| Religionsunterricht, Moscheebauten, Schwimmunterricht, Klassenfahrten oder | |
| Antisemitismus unter Muslimen. | |
| Der islamische Religionsunterricht zum Beispiel ist Ländersache. Was kann | |
| die Islamkonferenz da bewirken? | |
| Sie kann nur Empfehlungen geben. Natürlich wird das in den Ländern | |
| entschieden. Wenn ein islamischer Verband dort als Religionsgemeinschaft | |
| anerkannt wird, hat er das Recht auf bekenntnisorientierten Unterricht. | |
| Aber es ist nicht Aufgabe des Staates, das voranzutreiben. Das müssen die | |
| Verbände tun. Ich halte mehr von einem pragmatischen Weg: Der Staat sollte | |
| islamische Religionskunde anbieten. Das wäre gut für die Gleichberechtigung | |
| der Muslime. | |
| Sollte sich die Islamkonferenz also gar nicht so sehr mit dem bekennenden | |
| islamischen Religionsunterricht beschäftigen? | |
| Man kann darüber reden, welcher Weg richtig ist. | |
| Laut Bundesinnenminister sollen Sie etwas zur Islamismus-Prävention in die | |
| Islamkonferenz einbringen. Was? | |
| Um die Mehrheit der Muslime zu schützen, muss man eine klare Trennlinie | |
| zwischen Islam und Islamismus ziehen. In den Städten, wenn es um bestimmte | |
| Vereine und Verbände geht, wird das sehr intensiv diskutiert. Es kann nicht | |
| sein, dass ein Verband ein Gutachten erstellt, damit Kinder nicht am | |
| Schwimm- und Sportunterricht teilnehmen, weil es dem Islam widersprechen | |
| soll. Es geht auch nicht, dass eine Moschee einen Imam hat, der | |
| Antisemitismus verbreitet, wie es gerade in der Hazrat-Fatima-Moschee hier | |
| in Frankfurt geschehen ist. Und es geht auch nicht, dass bestimmte Verbände | |
| Kinder dazu bringen, in der Schule einen Gebetsraum zu fordern. | |
| Letzteres kann auch ein religiöses Bedürfnis sein. Ein Berliner Gericht hat | |
| einem Jugendlichen deshalb Recht gegeben. | |
| Entscheidend ist doch: Schule ist ein neutraler Ort, und das soll er auch | |
| bleiben. Wichtig ist aber auch, gegen Antisemitismus vorzugehen. "Jude" ist | |
| ein ganz normales Schimpfwort bei Jugendlichen. Das geht nicht. | |
| Was kann man dagegen tun? | |
| In den Schulen und Jugendeinrichtungen muss das Thema offen bearbeitet | |
| werden. Und in den Verbänden muss die Auseinandersetzung geführt werden. | |
| Hilft dabei die Islamkonferenz? | |
| Natürlich sind dafür Foren vor Ort wichtiger, und die gibt es ja auch. | |
| Trotzdem ist es wichtig, dass das Thema endlich auf höchster Ebene | |
| behandelt wird. Und die beste Prävention ist natürlich, wenn alle Kinder | |
| unabhängig von Herkunft und Religion gleiche Chancen in der Bildung haben. | |
| 6 Mar 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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