# taz.de -- Protest in der Speicherstadt: Kampf ums Hafenmuseum | |
> Direktorin gegen Teilschließung. Speicherstadtmuseum vorerst gerettet. | |
Bild: Arbeit zum Anfassen: Hafenmuseum Hamburg. | |
"Das Hafenmuseum wird nicht geschlossen. Dafür kämpfe ich." Selbstbewusst | |
kommentiert Kirsten Baumann, Direktorin des Museums der Arbeit, Pläne, die | |
jüngst durchgesickert waren: das Hafenmuseum - eine Außenstelle des Museums | |
der Arbeit - während des Sommers zu schließen. Das erbringe zwar 80.000 | |
Euro, stehe aber in keinem Verhältnis zum Imageverlust. "Wenigstens am | |
Wochenende", sagte Baumann am Freitag, "wollen wir das Museum öffnen. Da | |
bin ich mir mit trotz aller Sparvorgaben mit Kultursenatorin Karin von | |
Welck einig." | |
Diese markigen Worte dürften ihrem Museumskurator Jürgen Bönig gefallen, | |
der als Ver.di-Mitglied jüngst einen provokanten Vorschlag lanciert hatte: | |
Man solle die Umwandlung der Hamburger Museen in Stiftungen zurücknehmen, | |
da sie pro Haus jährlich 100.000 Euro koste. "Dem stehen keine Vorteile | |
entgegen", so Bönig, denn Entscheidungsfreiheit herrsche kaum. Und die | |
Forderung an die vier stadthistorischen Museen - Altonaer Museum, Museum | |
der Arbeit, Helms-Museum und Museum für Hamburgische Geschichte -, | |
gleichzeitig das eigene Haus zu stärken und ein gemeinsames Profil zu | |
erarbeiten, sei utopisch. "Nicht, solange es keine Bestandsgarantie für die | |
Häuser gibt." Da könne man die Museen genauso gut wieder in der | |
Kulturbehörde ansiedeln. | |
Das sieht Baumann anders. Sie plädiert, wie Karin von Welck (parteilos), | |
für den Erhalt der Selbstständigkeit, der ein gewisses Quantum eigenen | |
Wirtschaftens erlaubt. Dass die Stiftungen stets unterfinanziert waren und | |
so immer neue Defizite anhäufen, ist ihr klar. Aber sie ist entschlossen, | |
die finanziellen und strukturellen Probleme gemeinsam mit den anderen | |
Direktoren zu lösen, statt in den Mutterschoß der Behörde zurückzukriechen. | |
Dort hält man sich jedoch bedeckt. Offizielle Bestandsgarantien für die | |
Museen jedenfalls gab die Senatorin auch am Freitag nicht: Sie könne "nicht | |
hellsehen", ließ sie mitteilen, werde sich aber während ihrer Amtszeit "wie | |
gehabt für dieses kulturelle Erbe und die entsprechenden Häuser einsetzen". | |
Das gilt allerdings nicht für das Speicherstadt-Museum. Denn das kleine | |
Museum, das dem Museum der Arbeit organisatorisch angegliedert ist, wird | |
vom Privatier Henning Rademacher betrieben und ist nicht der Kulturbehörde | |
unterstellt. Das Museum residiert in einem alten Speichergebäude, wo die | |
HHLA es mietfrei wohnen lässt. | |
Ende Juli muss Rademacher allerdings ausziehen: Die HHLA will die Räume | |
renovieren und lukrativ vermarkten. Für zwei Jahre soll das Museum daher im | |
nahen Block L residieren, der großteils aus Nachkriegsbauten besteht. Schon | |
waren Klagen über den Verlust des museumstypischen Flairs laut geworden, | |
doch die sind jetzt zerstreut. Er habe, sagte Rademacher, die Räume | |
nochmals besichtigt und bemerkt, dass sie Stahlkonstruktionen von 1887 | |
enthielten. "Anders als die Nebengebäude ist dieser Bereich während des | |
Zweiten Weltkriegs also nicht zerstört worden", so Rademacher. Das | |
atmosphärische Problem scheint damit gelöst, das finanzielle vorerst auch: | |
Für die nächsten zwei Jahre wird die HHLA auch diese Räume mietfrei | |
überlassen; für den museumsgerechten Umbau kommt Rademacher auf. | |
Der Fokus der Schau wird sich allerdings ändern: Da die Interims-Räume nur | |
halb so groß sind wie die jetzigen, kann er keine großen Geräte zeigen. | |
Anstelle des "Arbeitslebens zum Anfassen" wird er also in den nächsten zwei | |
Jahren die Geschichte der Speicherstadt zeigen. | |
Kein Drama, findet Rademacher, und auch um die Zukunft sorgt er sich nicht. | |
Denn als Dauerlösung hat die HHLA bereits ein Refugium in neueren Räumen | |
von Block L angeboten. Dort soll, so HHLA-Sprecher Florian Marten, ein | |
"Kultur- und Gewerbespeicher" entstehen, in den auch das | |
Speicherstadtmuseum einziehen könnte. Zu welchen Bedingungen verriet Marten | |
am Freitag nicht. Die HHLA sei aber am Erhalt des Museums interessiert und | |
werde "in Form bestimmter Grundkosten" einen Beitrag leisten. | |
12 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
Petra Schellen | |
## TAGS | |
Museum | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Speicherstadtmuseum wird wegfusioniert: Kein Platz für Hamburgs Welterbe | |
Das private Speicherstadtmuseum in Hamburg wird von der Stiftung | |
Historische Museen übernommen. Mitarbeiter:innen bangen um ihre | |
Zukunft. |