# taz.de -- Roter Thunfisch: So teuer wie ein Luxusauto | |
> Hohe Marktpreise heizen das illegale Fischen an. Laut Studien sind bis zu | |
> 90 Prozent des ursprünglichen Thunfisch-Bestandes bereits ausgerottet. | |
Bild: Händler begutachten im Fischmarkt Tsukiji in Tokio tiefgefrorene Thunfis… | |
MADRID taz | Der rote Thunfisch ist vom Aussterben bedroht. Studien | |
belegen, dass nur noch 10 bis 15 Prozent der ursprünglichen Bestände die | |
Gewässer des Nordatlantiks und des Mittelmeeres bevölkern. Deshalb könnte | |
die Spezie jetzt in den Anhang I der Washingtoner Konvention zum | |
Artenschutz (Cites) aufgenommen werden. Mit Tiere und Pflanzen, die dort | |
geführt sind, darf nicht mehr international gehandelt werden. Seit Samstag | |
berät die Artenschutzkonferenz in Doha, Katar, über die Zukunft des roten | |
Thunfisches und anderer Spezies beraten. | |
"Nur ein schnelles Handelsverbot kann die Art noch retten", mahnt Jorge | |
Sáez, Sprecher der spanischen Umweltschutzorganisation Ecologistas en | |
Acción. Er verweist auf Zahlen der Internationalen Kommission zum Schutz | |
des Thunfisches (ICCAT). Die Organisation ist für eine regelmäßige | |
Bestandsaufnahme zuständig und handelt mit den Mitgliedsländern die | |
Fangquoten aus. Neben Frankreich mit seiner Fangflotte von 37 Schiffen | |
gehören Spanien mit sechs Schiffen sowie Italien, Zypern, Griechenland und | |
Malta zu den Fangnationen. | |
Laut ICCAT sind bereits 85 bis 90 Prozent der Bestände ausgerottet. Vor | |
allem im vergangenen Jahrzehnt wurde die Spezie völlig überfischt. 2006 | |
lagen die internationalen Fangquoten bei 32.000 Tonnen. Tatsächlich | |
gefangen wurde aber das Doppelte. Denn die Versuchung zum illagen Fischen | |
ist groß. Ein einziges Exemplar des Roten Thunfisches bringt auf den | |
Märkten des Hauptabnehmerlandes Japan bis zu 100.000 Dollar. Der | |
schmackhafteste aller Thunfischsorten wird dort zu Sushihäppchen | |
verarbeitet. | |
Bei diesen Preisen zahlt es sich aus, auf eigene Faust einzelne Exemplare | |
zu orten und tagelang zu verfolgen. Im Internet sind inzwischen sogar | |
Webseiten zu finden, die Amateuren eine Anleitung zu diesem Fischfang | |
geben. | |
Mittlerweile dürfen jährlich nur noch knapp 14.000 Tonnen gefangen werden. | |
Doch dies kommt nach Ansicht der Umweltschützer mindestens acht Jahre zu | |
spät. Denn die Wissenschaftler, die die Bestände untersuchen, mahnten | |
bereits damals eine Quote von unter 15.000 Tonnen an. | |
Die Umweltschützer sind sich sicher, dass ein internationales Handelsverbot | |
besser zum Schutz der Spezie geeignet ist, als die Regulierung der | |
Fangquoten. Denn keines der Länder am Nordatlantik oder am Mittelmeer hat | |
einen nennenswerten Binnenmarkt für Roten Thunfisch. | |
Die Europäische Kommission erwirkte erstmals ein Zusage der | |
Mitgliedsstaaten, in Katar für den Schutz des Thunfisches einzutreten. | |
Frankreich, das wegen Überfischung der zugeteilten Quote für die nächsten | |
drei Jahre mit einem Fangverbot belegt wurde, scherte als erstes aus dem | |
Blog der Fangnationen aus. Damit verloren diese ihre Sperrminorität in | |
Brüssel. Spanien unterstützt mittlerweile ebenfalls den Artenschutz. Die EU | |
wird in Katar von den USA unterstützt. | |
Größter Widersacher des Handelsverbotes für den Roten Thunfisch unter den | |
175 Teilnehmern der internationalen Artenschutzkonferenz ist Japan. "Das | |
Ziel der Washingtoner Konvention ist der Schutz bedrohter Arten, um deren | |
Aussterben zu verhindern. Wir glauben nicht, dass der Rote Thunfisch | |
dazugehört", erklärte jüngst der Regierungssprecher, Hirofumi Hirano. | |
14 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## TAGS | |
EU | |
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