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# taz.de -- Grüner Kirchenexperte über Missbrauch: "Entschädigungen stehen a…
> Der Kirchenexperte der Grünen, Josef Winkler, fordert Taten von den
> deutschen Bischöfen. Als Kirchenmitglied erwarte er konsequentes Handeln,
> so das Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken.
Bild: "Manche Bischöfe räumen ein, dass der Priesterberuf zum Teil sexuell ve…
taz: Herr Winkler, die "Initiative Kirche von unten" (IKvu) warf Ihnen in
der taz vor, mit den CDU-Bundesministerinnen Annette Schavan und Kristina
Schröder zu einem Netzwerk der Bischöfe zu gehören, das einen runden Tisch
nur zu den Missbrauchsfällen der katholischen Kirche verhindern wolle -
nach dem Motto: "Bischofsschutz statt Opferschutz". Sind Sie empört
darüber?
Josef Winkler: Es zeigt nur, wie isoliert die IKvu ist. Bei einem Gespräch
mit denen war man ganz empört, dass ich mich nicht mit aller Gewalt auf die
Bischöfe stürzen wollte, sondern ich sagte, ich wolle erst einmal abwarten,
was die beschließen.
Sie sind einerseits kirchenpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag,
andererseits Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken - haben
Sie manchmal das Gefühl, einen Spagat machen zu müssen?
Ich bin ja im ZdK nicht in einem Papst-Fanclub, der völlig kritiklos jede
Regung des Vatikans oder der Bischofskonferenz hinnimmt. Nein, wer sich
damit auskennt, weiß, dass das ZdK auch immer wieder in Konflikt mit den
Bischöfen gerät.
Schon vor knapp einem Monat haben Sie die Bischöfe aufgefordert, eine
vollständige Aufklärung der Missbrauchsfälle in Angriff zu nehmen. Sind Sie
mit dem Eifer der Bischöfe zur Aufklärung zufrieden?
Das, was die Bischöfe verabschiedet haben, finde ich zunächst einmal
erfreulich. Sie haben Selbstkritik geübt und eine Überprüfung der
"Leitlinien" gegen Missbrauch samt einer externen Beratung auch mit
Opferorganisationen bis zum Sommer beschlossen. Es wurde um Entschuldigung
gebeten. Die Frage ist, ob man das für glaubwürdig hält. Ich tue das.
Sie haben die Entschuldigung der deutschen Bischöfe angesprochen. Fehlt
Ihnen da noch eine öffentliche Entschuldigung des Papstes?
Ob sie mir fehlt, spielt keine Rolle, aber die Opfer erwarten sie vom
Kirchenoberhaupt.
Halten Sie die jüngsten Aussagen der meisten deutschen Bischöfe für
schlüssig, die Missbräuche hätten nichts mit dem Zölibat zu tun?
Das Gegenteil ist auch nicht zu beweisen. Aber man kann es nicht monokausal
angehen. Manche Bischöfe räumen allerdings ein, dass der Priesterberuf zum
Teil sexuell verklemmte Männer anlockt - unter Umständen auch solche mit
krankhaften Neigungen. Da gilt es, wie angekündigt, nun genauer hinzusehen.
Hier müssen den Worten Taten folgen. Die Erschütterung darüber ist schon
enorm, was in unserer Kirche vorgefallen ist. Wir erwarten als
Kirchenmitglieder, dass glaubwürdig und konsequent gehandelt wird.
Sollte die Kirche in Deutschland schon einmal Geld für
Entschädigungszahlungen an die Missbrauchsopfer zurücklegen? In den USA
sind ja ganze Bistümer Pleite gegangen, weil sie am Ende viel Geld an die
Opfer zahlen mussten.
Entschädigungen sind nichts Extravagantes, sondern das Normale, das
ansteht. Ich bin jedenfalls bereit, über meine Kirchensteuer mein
Scherflein beizutragen. Es ist geradezu eine christliche Verpflichtung, den
Schaden wieder gutzumachen. Die Entschädigung muss auch materieller Art
sein. Da muss die Kirche schnell handeln.
16 Mar 2010
## AUTOREN
Philipp Gessler
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