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# taz.de -- ARD-Doku zum 80. Geburtstag: Heute gibt`s wieder Kohl
> Die ARD bringt wenige Tage vor dem 80. Geburtstag des ehemaligen
> Bundeskanzlers Helmut Kohl eine Doku über ihn. Richtig interessant wird
> sie leider erst am Schluss der 45 Minuten.
Bild: 16 reale Regierungsjahre von Helmut Kohl werden in 45 Minuten gepresst.
"Was bleibt vom Kanzler Helmut Kohl?" Diese Frage wird derzeit allenthalben
gestellt - Montagabend auch von den Fernsehautoren Ina-Gabriele Barich und
Klaus Weidmann. Die physiognomisch wie rhetorisch plumpe Witzfigur, die
"Birne", der "Tanker", der Kanzler der Einheit, der große Europäer, der
Mann aus der Pfalz, dessen Ehrenwort mehr gilt als das Gesetz, wird
schließlich in wenigen Tagen 80 Jahre alt.
Natürlich sind 45 Fernsehminuten sehr knapp bemessen für 16 reale und
mindestens doppelt so viele gefühlte Jahre. Genau genommen sind es auch nur
26 Minuten, den Rest wenden die Autoren für die Vor- und Nachgeschichte
auf. Zu wenig für eine differenzierte Analyse, gerade genug für ein paar
Schlaglichter und die Rekapitulation von Schulwissen. Eine in ihrer Zahl
wirklich beeindruckende Promi-Parade von Aust bis Weizsäcker sagt das
Erwartbare.
Die Autoren sind beim Kommentieren der O-Ton-Collage um einen
ironisch-distanzierten Duktus bemüht, der allzu oft ins Selbstgefällige
abgleitet. Etwa wenn Stefan Aust die Spiegel-Berichterstattung über Kohl
durchaus kritisch kommentiert ("Das ist manchmal ein bisschen aus dem Ruder
gelaufen") und die Filmemacher den Ball sogleich aufnehmen: "Und auch bei
Kohl läuft mit den Jahren ein bisschen was aus dem Ruder." Die vielen
Pöbeleien gegen Journalisten, die sie nun aneinander montieren - geschenkt.
Richtig interessant wird der Film leider erst ganz am Ende, wenn der
Biograf Gerd Langguth darüber spekuliert, wodurch Kohl wohl mit seiner
Partei wieder zu versöhnen wäre; Angela Merkel persönlich müsse ihm den
durch die Spendenaffäre verlorenen Ehrenvorsitz erneut antragen. In der
nächsten Einstellung wird Kohls einstiges "Mädchen" darauf angesprochen.
Merkel: "Diese Frage stellt sich nicht mehr." Sagt`s und hebt die
Mundwinkel zu ihrem unverbindlichen Merkel-Lächeln. Nicht nur Helmut Kohl
kann sehr nachtragend sein.
("Der Kämpfer", Mo. 22.3., 21 Uhr ARD)
22 Mar 2010
## AUTOREN
Jens Müller
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