# taz.de -- Der IWF in Europa: Es wird mehr Arbeitslose geben | |
> Schon neun europäische Staaten bekommen Hilfen vom Internationalen | |
> Währungsfond – und müssen dafür bluten. Griechenland ist das erste | |
> Euro-Land. | |
Bild: Die griechischen Arbeitnehmer fürchten die IWF-Auflagen. | |
BERLIN taz | Griechenland ist nicht das einzige europäische Land, das | |
Hilfen vom IWF in Anspruch nimmt. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im | |
Herbst 2008 wurden bereits neun europäische Staaten unterstützt - darunter | |
drei EU-Länder. Dazu gehören: Ungarn, Ukraine, Island, Lettland, | |
Weißrussland, Rumänien, Serbien, Bosnien und Moldawien. Neu an Griechenland | |
ist nur, dass es das erste Euroland ist, das Geld aus Washington bekommt. | |
Der IWF knüpft seine Kredite an harte Bedingungen. So wird von den Staaten | |
stets verlangt, dass sie ihre Ausgaben zusammenstreichen, indem | |
Staatsdiener entlassen sowie Renten und Beamtengehälter gekürzt werden. Die | |
Konsequenzen sind sofort spürbar: Die Wirtschaft schrumpft, die Löhne | |
fallen auch in der Privatwirtschaft, die Arbeitslosigkeit schießt in die | |
Höhe. | |
Prototypisch zeigt sich dieses Problem in Lettland, das von IWF, EU und | |
anderen Geldgebern wie Schweden Hilfen in Höhe von 7,5 Milliarden Euro | |
erhielt. Durch die verlangten Kürzungsprogramme brach die Konjunktur im | |
vergangen Jahr um 18 Prozent ein - während sich die Arbeitslosenquote auf | |
22,8 Prozent verdreifachte. | |
Lettlands Problem erinnert durchaus an Griechenland: Nach dem EU-Beitritt | |
2004 war es plötzlich möglich, billige Darlehen aufzunehmen. Vor allem | |
schwedische Banken verliehen gern Geld zu günstigen Konditionen. Verführt | |
durch die billigen Kredite kauften die Letten ungehemmt - vor allem Autos | |
und Immobilien. Kurz vor der weltweiten Finanzkrise platzte dann diese | |
Blase. | |
Wie in Griechenland ist der harte Sparkurs auch in Lettland umstritten: Im | |
März brach die Regierungskoalition auseinander. Bis zu den Neuwahlen im | |
Oktober amtiert jetzt ein Minderheitenkabinett. Noch immer ist ein | |
Staatsbankrott nicht ausgeschlossen. Da Lettland nicht im Euro ist, könnte | |
es einfach beschließen, die Landeswährung Lats abzuwerten. Konsequenz: Die | |
Kredite in ausländischer Währung ließen sich nicht mehr bedienen - | |
gleichzeitig würde sich die Wettbewerbsfähigkeit Lettlands deutlich | |
verbessern. Den Nachteil hätten vor allem die schwedischen Banken, denn sie | |
müssten ihre lettischen Kredite abschreiben. | |
26 Apr 2010 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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