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# taz.de -- Özkan wird erste muslimische Ministerin: Mit dem Segen Gottes
> Trotz Kruzifixstreit: Aygül Özkan ist Deutschlands erste muslimische
> Ministerin. Nach ihrer Entschuldigung ist Ministerpräsident Wulff wieder
> begeistert von ihr.
Bild: Vor der Vereidigung musste Özkan erst einmal zu Kreuze kriechen.
Diesmal hat das niedersächsische Sozialministerium vorgebeugt. Als Aygül
Özkan, Deutschlands erste deutschtürkische Ministerin, am gestrigen
Dienstag ihren Amtseid mit "So wahr mir Gott helfe" beendete, hatte ihr
Haus bereits eine Erklärung vorbereitet. Özkan berufe sich als gläubige
Muslima "ausdrücklich auf den einen und einzigen Gott", der dem Judentum,
dem Christentum und dem Islam gemeinsam sei, hieß es darin.
Sie habe sich bewusst für die CDU als politische Heimat entschieden, deren
Werten sie sich verpflichtet fühle, betonte Özkan. Nur keine neuen
Irritationen in Sachen Christentum hervorrufen schien gestern die Maxime im
Sozialministerium zu sein.
Zuvor hatten die Landtagsfraktionen von CDU und FDP die 38-jährige Juristin
einstimmig zur Ministerin für Soziales und Integration gewählt - und damit
erstmals in Deutschland eine Muslima zur Ministerin gekürt. Doch bevor es
dazu kommen konnte, musste Özkan am Montag erst einmal zu Kreuze kriechen.
Am Wochenende hatte sie mit ihrem Vorstoß gegen Kreuze an öffentlichen
Schulen für viel Empörung auch in der eigenen Partei gesorgt, am Montag
trat Özkan dann den Rückzug an.
Sie nahm ihre Äußerungen zurück und entschuldigte sich vor der
Landtagsfraktion in Hannover für die Irritationen. Ministerpräsident
Christian Wulff (CDU) wies anschließend den Eindruck zurück, auf Özkan sei
Druck ausgeübt worden, sich zu entschuldigen. Özkan akzeptiere, dass es
zwar ein Gebot zur Trennung von Staat und Kirche gebe, "dass wir aber das
Ganze zu einem guten Miteinander entwickelt haben zwischen Staat und Kirche
und Kreuze in Schulen begrüßen", so Wulff. Dies habe Özkan zunächst nicht
bedacht.
Nach der Vereidigung stärkte Wulff seiner neuen Ministerin ausdrücklich den
Rücken. "Alle Missverständnisse sind ausgeräumt", Özkan werde gute Arbeit
leisten, sagte er und hob die Bedeutung hervor, die seine
Personalentscheidung für die Integration in Deutschland habe. Vor allem
Migranten werde Özkans Karriere deutlich machen, dass sie in Deutschland
alles werden könnten - "nicht nur Fußballnationalspieler".
Während sich in der CDU nun viele wieder um Özkan scharen, herrscht in der
FDP Unverständnis über die Aufregung. Özkan habe im Grunde nur die
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts wiedergegeben, sagte der
migrationspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Serkan Tören, der
aus Niedersachsen stammt, der taz. Erklären kann er sich die Aufregung nur
mit der Verunsicherung, die integrationspolitische Fortschritte der Union
für viele Mitglieder bedeuten. "Es gibt sicher bei einigen Unionspolitikern
Bedenken", sagte Tören. "Denn gesellschaftliche Veränderungen machen
Angst".
Dieser Verunsicherung wird die Konrad-Adenauer-Stiftung in der kommenden
Woche mit einer neuen Publikation begegnen. Titel: "Damit Ihr Hoffnung habt
- Politik im Zeichen des ,C'".
27 Apr 2010
## AUTOREN
Sabine am Orde
Deniz Yücel
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