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# taz.de -- Kölner Kabarettist über NRW-Wahl: "Immer auf die Omme"
> Der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler zieht Bilanz des Wahlkampfs in
> NRW, den er ziemlich langweilig fand. Aber er freut sich schon auf die
> Linken im Landtag. Dann gebe es frischen Wind.
Bild: Bei Rüttgers (Foto) CDU müsse es nur so wimmeln von Heckenschützen und…
taz: Herr Schmickler, wie hat Ihnen der Wahlkampf gefallen
Wilfried Schmickler: Ach, der war so langweilig wie alle Wahlkämpfe in den
letzten Jahren - und zwar von allen Parteien. Originell fand ich allerdings
die Aktion von ein paar Kölner Leuten, die hier die Wahlplakate von CDU,
FDP und SPD mit Dollarzeichen beklebt haben. Das sah super aus: Überall
glotzten dich diese Hochglanzvisagen mit den weißen Dollarzeichen in den
Augen an. Relativ originell fand ich auch Scampi-Boris Berger, den Berater
von Jürgen Rüttgers, und seinen Ausspruch über Hannelore Kraft: "Geschieht
der Alten recht. Immer auf die Omme!" Das nenne ich mal einen
Wahlkampfstil.
Was bleibt in Erinnerung?
Der erbärmliche Zustand der NRW-CDU. Zitat aus dem CDU-Hauptquartier:
"Jeden Tag kommt ein neuer Eimer Scheiße" - stets aus den eigenen Reihen.
Da muss es nur so wimmeln von Heckenschützen und Denunzianten, die darauf
warten, dem Rüttgers von hinten und anonym ans Bein zu pinkeln.
Jürgen Rüttgers sah wie der sichere Sieger aus, jetzt droht ihm der
Absturz. Was hat er falsch gemacht?
Der hat nichts falsch gemacht, er kann ja gar nichts falsch machen. Wo
Rüttgers draufsteht, ist Rüttgers drin. Das ist wie bei einem Schlafmittel:
Wenn da Schlafmittel draufsteht, und ich penne davon ein, dann hat das
Schlafmittel nichts falsch gemacht. Genauso ist es bei Rüttgers.
Was war aus Ihrer Sicht das wichtigste Wahlkampfthema?
Bildung! Das einzige Thema, wo eine Landesregierung tatsächlich
Handlungsspielräume hat. Hier sind die Alternativen klar: Auf der einen
Seite stehen die Befürworter einer Bildungsreform, die darauf abzielt, mehr
Chancengleichheit herzustellen und mehr Gerechtigkeit in die Schulen zu
bringen. Auf der anderen Seite sind die Verteidiger des bestehenden Systems
aus dem Paläolithikum: Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Das ist in etwa
so zukunftstauglich wie Bärenfell, Steinschleuder und Faustkeil.
Alle Parteien erklären, die Linkspartei gehöre nicht in den Landtag.
Verstehen Sie das?
Verstehen kann ich das schon. Wer begrüßt schon den Einfall der Holzfäller
in die friedliche Familie? Die haben doch alle Angst: Jetzt kommen die
Linken und mischen den Laden auf! Aber das wird ihnen wohl nicht erspart
bleiben. Wobei ich persönlich mich darauf freue. Vor allem Rüttgers und die
FDP sagen ja immer: Wenn die in den Landtag kommen, geht die Welt unter.
Das möchte ich doch gerne mal erleben. So was erlebt man ja schließlich nur
einmal im Leben.
Haben Sie Ihre Wahl schon getroffen?
Ja, ich bin am Sonntag nicht da. Also habe ich, wie sich das gehört, schon
meine Briefwahl gemacht - wie immer schweren Herzens und mit zitternder
Wahlhand.
Auf welche Koalition nach dem 9. Mai tippen Sie?
Auf die falsche. Ich werde garantiert danebenliegen. Beim Fußball habe ich
dieses Jahr auch schon verloren.
Wie lautet denn Ihr Tipp?
Es wird die schlimmste Koalition kommen, die denkbar ist, nämlich
wahrscheinlich eine große.
Um Ihre Prognosefähigkeiten richtig einschätzen zu können: Auf was für
einen Fußballmeister hatten Sie getippt?
Bayer Leverkusen.
7 May 2010
## AUTOREN
Pascal Beucker
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