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# taz.de -- Bernd Wagner über Demokratiefeinde: "Nicht alles Linke ist humanis…
> Der Gründer des Neonazi-Aussteigerprogramms Bernd Wagner über
> islamistische Hassprediger, linke Autoanzünder und seine Rolle im neuen
> Anti-Extremismus-Konzept der Familienministerin.
Bild: Steinewerfer bei den Hamburger Maikrawallen.
taz: Herr Wagner, wie ist es, von Familienministerin Schröder benutzt zu
werden?
Bernd Wagner: Das ist absurd. Wir lassen uns nicht benutzen.
Die Union verschiebt den Diskurs: Nicht nur die Rechten müssten bekämpft
werden, sondern alle Formen des Extremismus - gleichermaßen. Kritiker
sagen: Damit wird die braune Gefahr verharmlost. Und Ihr Verein wird dafür
benutzt.
Quatsch. Es ist die Aufgabe eines Rechtsstaats, alle Formen von Angriffen
auf die demokratische Kultur abzuwehren. Und dazu gehören natürlich auch
linksextremistische oder islamistische Ideologien. Dass deshalb der
Neonazismus verharmlost wird, kann ich nicht erkennen.
Sie sind bisher als Kämpfer gegen rechts bekannt geworden, haben das
Neonazi-Aussteigerprogramm "Exit" gegründet. Nun wollen Sie auch Islamismus
und Linksextremismus bekämpfen?
Wir befassen uns schon seit zehn Jahren mit dem Islamismus, auch in
Zusammenhang mit Antisemitismus. Wir wissen aus unserer Arbeit in Berlin
sehr viel über ideologische Entwicklungen. Wir kennen die Hassprediger und
sprechen mit ihren Anhängern. Wir beraten Eltern, deren Kinder in harten
islamistischen Strukturen verschwinden. Und wir bilden Vereine fort, wie
sie problematische Entwicklungen erkennen können.
Wie genau wird das neue Programm aussehen, das Sie vom Familienministerium
gefördert bekommen sollen?
Wir erarbeiten gerade das Konzept. Wir wollen das, was wir bisher im Kampf
gegen den Islamismus gemacht haben, systematisieren und dann zunächst in
Berlin und eventuell darüber hinaus anbieten.
Die Präventionsprojekte gegen Linksextremismus sollen nun zwei
Jugendbildungsstätten in Schleswig-Holstein und Thüringen umsetzen. Sie
haben kein Interesse?
Wir beschäftigen uns auch mit linksextremistischen Ideologien, sind dort
aber bisher vor allem analytisch tätig, etwa wenn es um linken
Antisemitismus geht. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir in Zukunft auch
größere Projekte gegen Linksextremismus auflegen.
Sie stimmen der Familienministerin zu: Der Linksextremismus wurde lange
verharmlost?
Ja. Nicht alles, was links ist, ist humanistisch und der Freiheit
verpflichtet. Man muss da natürlich differenzieren, aber dann auch
diejenigen im linken Spektrum kritisieren, die es mit der Menschenwürde
nicht so genau nehmen. Dass immer mehr Autos angezündet werden, macht mir
schon Sorgen. Nicht weil ich weine, wenn ein Auto kaputtgeht, sondern wegen
des Geistes dahinter. Das Prinzip der revolutionären Gewalt ist für mich
inakzeptabel.
10 May 2010
## AUTOREN
Wolf Schmidt
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