Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Malawis Präsident erlässt 14 Jahre Haft: Gnade für schwules Paar
> Malawis Präsident Bingu wa Mutharika hat ein zu 14 Jahre Haft
> verurteiltes schwules Paar überraschend begnadigt. Homosexualität sei
> aber weiterhin ein "Verbrechen gegen unsere Kultur", erklärte er.
Bild: Ab sofort ohne Handschellen: Tiwonge Chimbalanga (20, rechts) und Steven …
Angesichts internationaler Kritik hat Malawis Präsident Bungu wa Mutharika
am Samstag die beiden prominentesten Häftlinge seines Landes begnadigt. Die
beiden Schwulen Steven Monjeza und Tiwonge Chimbalanga, die wegen ihrer
Verlobung am 20. Mai wegen "unnatürlicher Akte" zu 14 Jahre Zwangsarbeit
verurteilt worden waren, wurden noch am gleichen Abend auf freien Fuß
gesetzt.
Die Behörden schickten die beiden, die in separaten Gefängnissen gesessen
hatten, in ihre Dörfer nahe der Hauptstadt Blantyre zurück. Man wolle sie
damit vor "Feindseligkeit aus der Öffentlichkeit bewahren", erklärte Gift
Trapence, Direktor der Organisation Cedep (Centre for the Development of
People), die die beiden betreut hatte. "Sie wurden von ihren jeweiligen
Angehörigen warmherzig begrüßt."
Nie zuvor in der Geschichte hat eine Entscheidung eines malawischen
Präsidenten so schnelle und so positive weltweite Reaktionen hervorgerufen.
Das US-Außenministerium und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßten die
Freilassung. Ban spielte dabei offenbar eine wichtige Rolle. Er war am
Samstag nach Malawi gereist und pries in einer überschwänglichen Rede vor
dem Parlament Malawis Agrarpolitik als beispielhaft für ganz Afrika.
Noch davor hatte er sich bei Mutharika für die Freilassung der beiden
inhaftierten Homosexuellen eingesetzt. Der Staatschef ergriff sofort die
Chance, seinen Vorbildcharakter zu stärken. Ein zuvor erwarteter Appell des
UN-Generalsekretärs an das Parlament, Malawis restriktive Gesetze gegen
Homosexualität zu lockern, findet sich in Bans veröffentlichtem Redetext
jetzt nicht mehr. Stattdessen lobte er später Mutharikas "mutige"
Entscheidung.
Dennoch machte Mutharika Vorbehalte deutlich, als er die Begnadigung
verfügte. "Ich habe dies aus humanitären Gründen getan, aber das heißt
nicht, dass ich damit einverstanden bin", sagte er. "Diese Jungs haben ein
Verbrechen gegen unsere Kultur, unsere Religion und unsere Gesetze
begangen."
Der Schritt des malawischen Präsidenten stieß auch auf Kritik. Im
benachbarten Simbabwe schrieb die Zeitung Zimbabwe Mail, Ban habe Malawi
"erpresst", und leitete ihren Bericht mit folgendem Satz ein:
"UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der während seiner Amtszeit die meisten
Probleme Afrikas verpasst hat und bis jetzt zu Kinderschändung durch
katholische Bischöfe schweigt, ist aufgewacht und belehrt Afrika über
lesbische und schwule Hochzeiten."
Aktivisten sorgen sich nun um die Sicherheit der beiden Freigelassenen, die
während ihres Prozesses erheblich öffentlich angefeindet worden waren. In
Deutschland forderte Grünen-Politiker Volker Beck die Bundesregierung auf,
Monjeza und Chimbalanga Asyl anzubieten.
30 May 2010
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Malawi
## ARTIKEL ZUM THEMA
Entkriminalisierung von Homosexuellen: Vorsichtige Schritte in Malawi
Die neue Präsidentin Joyce Banda steht unter internationalem Druck,
Homosexualität zu entkriminalisieren. Ihre ersten Schritte stoßen im Land
auf Kritik.
Porträt Joyce Hilda Banda: Frauenpower auch in Malawi
Sie ist eine der mächtigsten Frauen Afrikas und die neue Präsidentin
Malawis: Joyce Banda folgt Bingu wa Mutharika, der über Ostern an einem
Herzinfarkt starb.
Rechtsprechung in Malawi: 14 Jahre Haft für schwules Paar
Weil sich Tiwonge Chimbalanga und Steven Monjeza lieben, erwartet sie 14
Jahre Haft mit Zwangsarbeit. Das Urteil zeigt die öffentliche Stimmung in
dem christlich missionierten Land.
Schwule flüchten ins WM-Land: "Nicht auf Rosen gebettet"
Südafrika gilt als liberaler Vorreiter der sexuellen Toleranz. Verfolgte
Homosexuelle flüchten in das Gastgeberland der Fußball-WM. Aber auch dort
wird das Klima rauer.
Kommentar Schwulenverfolgung: Wenn der Hass Gesetz wird
Uganda erwägt die Todesstrafe für Homosexuelle einzuführen, in Malawi wird
ein schwules Paar zu 14 Jahre Haft verurteilt. Der Westen ist nicht
unschuldig an dieser Entwicklung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.