# taz.de -- Das welterste "iPad-Hotel": Absurdes Theater | |
> In Berlin-Mitte wird das "weltweit erste iPad-Hotel" eingeweiht. Die | |
> Pressekonferenz grenzte an absurdes Theater: Parliert wurde auf Englisch, | |
> ein iPad tätlich angegriffen. | |
Bild: Das iPad-Hotel - nur ein Werbegag? | |
Berlin hat rund 100.000 Hotelbetten, und in den nächsten zwei bis drei | |
Jahren sollen etwa 15.000 dazukommen. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, | |
muss man sich als Hotelier was überlegen. So wie Abraham Rosenthal. Der | |
stellt den Gästen seines am Freitag neu eröffneten 57-Zimmer-Hauses in | |
Berlin-Mitte für ihren Aufenthalt ein iPad zur Verfügung. Kostenlos. | |
Bei der doppelten Premiere im laut Presseeinladung "weltweit ersten | |
iPad-Hotel" ist nicht ganz klar, wer denn jetzt hier eigentlich der Star | |
ist: das brandneue iPad, das renovierte Hotel oder Rosenthal selbst, der | |
nicht will, dass man ihn fotografiert, und gänzlich ironiefrei als "ganz | |
besonderer Unternehmer" vorgestellt wird. Dabei kennen die meisten Gäste | |
der Pressekonferenz ihn eh schon: Er ist ihr Chef. | |
Weil weniger Journalisten als erwartet der kurzfristigen Einladung gefolgt | |
sind, ein Wochenende mit dem iPad in Rosenthals Hotel zu verbringen, wurde | |
der Raum einfach mit Mitarbeitern seiner Immobilienfirmengruppe aufgefüllt. | |
Für die Kamera. Denn die Pressekonferenz wird live im Internet übertragen. | |
Wer sich das angucken soll, diese berechtigte Frage stellt der Moderator | |
natürlich nicht, aber die hier: "Wieso antworten Sie eigentlich auf | |
Englisch?" - "The real audience is out there on the internet", entgegnet | |
Rosenthal mit seiner Didi-Hallervorden-hat-Halsschmerzen-Stimme und belehrt | |
den Interviewer: "The internet language is English." Französisch spricht er | |
zwischendurch auch, man kann froh sein, dass er mehr Sprachen nicht | |
beherrscht. | |
Rosenthal lässt keinen Zweifel daran zu, dass ihm das hier ernst ist, sehr | |
ernst. Das iPad für seine Gäste nur ein PR-Gag? I wo! "Das ist so was wie | |
eine Dusche oder eine funktionierende Heizung." Rosenthal glaubt an die | |
Revolution, wie er schon 2001 daran geglaubt hat, als er in jedes Zimmer | |
des Westberliner Schwesterhotels einen PC mit kostenlosem Internetzugang | |
stellte. | |
Als eine Journalistin wissen will, was passiert, wenn sie das iPad kaputt | |
machen sollte, lässt Rosenthal seins wie ein QVC-Moderator mehrmals zu | |
Boden fallen, schlägt mit der Faust vors Display. Nichts. "Und ich bin | |
wirklich kein Apple-Verkäufer", versichert er. | |
DAVID DENK | |
31 May 2010 | |
## AUTOREN | |
David Denk | |
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