# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Kolumbien: Haushoher Sieg für die Rechte | |
> Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl lässt Rechts-Kandidat Juan | |
> Manuel Santos seinen grünen Konkurrenten Antanas Mockus unerwartet klar | |
> hinter sich. | |
Bild: Kann sich freuen: Die erste Runde der Präsidentenwahl in Kolumbien geht … | |
Kurz nach Schließung der Wahllokale zeichnete sich das böse Erwachen für | |
Kolumbiens Grüne ab: Schon die ersten Teilergebnisse zeigten einen klaren | |
Vorsprung für den Favoriten von Präsident Álvaro Uribe, den früheren | |
Kriegsminister Juan Manuel Santos. Konstant blieb dessen Stimmenanteil mehr | |
als doppelt so hoch wie jener des grünen Shootingstars Antanas Mockus, | |
selbst eine absolute Mehrheit schien nicht ausgeschlossen. Schließlich kam | |
Santos auf 46,6 Prozent, Mockus auf 21,5 Prozent. | |
Die Plätze drei und vier belegten der Rechtsliberale Germán Vargas Lleras | |
mit 10,1 Prozent der Stimmen sowie Gustavo Petro vom linken Alternativen | |
Demokratischen Pol mit 9,1 Prozent. Die Konservative Noemí Sanín kam auf | |
gut 6, der Liberale Rafael Pardo auf gerade 4,4 Prozent - ein | |
niederschmetterndes Ergebnis für die Kandidaten der beiden | |
Traditionsparteien Kolumbiens. | |
Sämtliche Umfragen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden | |
Politikern vorausgesagt. "Mockus gewann in den Provinzen Twitter und | |
Facebook, Santos im Rest des Landes", spotteten die Santos-Fans. Die | |
Stichwahl, in die Santos nun als großer Favorit zieht, findet am 20. Juni | |
statt. | |
Die letzten, vor zehn Tagen veröffentlichten Umfragen hatten die beiden | |
noch gleichauf gesehen, nachdem Mockus davor sogar in der Demoskopie | |
geführt hatte. Doch seither verlor Mockus offenbar nicht nur an Santos, | |
sondern auch an den Rechtsliberalen Germán Vargas Lleras und Gustavo Petro, | |
die sich in den TV-Debatten der letzten Wochen als scharfzüngige Redner | |
profiliert hatten. | |
In der Tat bliebt die virtuelle Mobilisierung weit hinter den Hoffnungen | |
der Grünen zurück: So blieb die Wahlbeteiligung wieder unter der | |
50-Prozent-Marke, und selbst in fast allen Städten, auch in Bogotá und | |
Medellín, lag Santos klar vorne. | |
Am Wahlabend tat Santos bereits so, als wäre sein Sieg in drei Wochen nur | |
noch eine Formsache: An die Nachbarregierungen richtete er versöhnliche | |
Worte, seinen Rivalen von links bis rechts bot er an, sie an einer | |
"Regierung der nationalen Einheit" zu beteiligen. In seiner Siegesrede | |
sagte der Rechtskandidat, er wolle die Politik der harten Hand gegen die | |
Farc-Guerilla fortsetzen. Das Ergebnis sei ein Triumph von Präsident Álvaro | |
Uribe und aller, die sein "enormes Erbe" erhalten wollten, rief der | |
mehrfache Minister vor begeisterten Anhängern in Bogotá, Uribe sei der | |
beste Präsident, den Kolumbien je gehabt habe. | |
Zuvor hatte Mockus auf der Versammlung der Grünen dafür geworben, | |
weiterzukämpfen. Mit dem Einzug in die Stichwahl habe man ein Ziel | |
erreicht, das noch im März unerreichbar schien, sagte Mockus, der mit | |
seinem Aufstieg in den letzten beiden Monaten weltweit für Furore gesorgt | |
hatte. "Wir wissen, gemeinsam können wir die Gesellschaft radikal | |
verändern", rief der Mathematiker und Philosoph in einem Hauptstadthotel. | |
Durch eine "kulturelle Transformation" müsse Kolumbien von "der extremen | |
Ungleichheit, die uns alle beleidigt", befreit werden. | |
31 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
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