# taz.de -- Sondierungen in NRW: Die Nacht, als die Ampel erlosch | |
> Mit der Ampel in NRW wird es nichts. Donnerstag, kurz vor Mitternacht war | |
> klar: Die FDP will nicht. Ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP wird es in | |
> NRW nicht geben. | |
Bild: Gelb will nicht mit Rot und Grün. | |
Hoffnung hatte SPD-Chefin Hannelore Kraft bis zuletzt. Über zehn Stunden | |
sondierte die Landesvorsitzende der nordrhein-westfälischen | |
Sozialdemokraten am Donnerstagabend mit Grünen und Liberalen die Bildung | |
einer Ampelkoalition im größten Bundesland. Als die Verhandlungen | |
feststeckten, unterbrach sie Kraft und zog sich mit der grünen | |
Landtagsfraktionsvorsitzenden Sylvia Löhrmann und FDP-Landesparteichef | |
Andreas Pinkwart zu Beratungen zurück. | |
Genutzt hat es nichts. Kurz vor Mitternacht war klar: Die FDP, die derzeit | |
noch mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) eine | |
geschäftsführende Regierung stellt, wechselt nicht die Seiten. Ein Bündnis | |
aus SPD, Grünen und Liberalen wird es in NRW nicht geben. | |
Die FDP könne "keine hinreichend tragfähige Grundlage erkennen, um in | |
Koalitionsverhandlungen einzutreten", sagte FDP-Chef Pinkwart. Die Grünen | |
klagen dagegen über die Zerrissenheit der liberalen Verhandlungskommission. | |
Die FDP habe "sich nicht als homogene Gruppe dargestellt", sagte | |
Spitzenkandidatin Löhrmann. Zwar habe Pinkwart, der unter Rüttgers als | |
stellvertretender Ministerpräsident wie als Forschungsminister amtiert und | |
der auch in einer Ampel als Minister gehandelt wurde, durchaus Bewegung | |
gezeigt, sagte der grüne Landtagsfraktionsvize Reiner Priggen der taz. | |
FDP-Fraktionschef Gerhard Papke aber habe wie sein parlamentarischer | |
Geschäftsführer Ralf Witzel die Ampel abgelehnt: Die Furcht der beiden, die | |
FDP könne erneut als "die Umfallerpartei" erscheinen, sei groß gewesen. | |
SPD-Chefin Kraft dagegen bedauerte das Scheitern. Nachdem sie Verhandlungen | |
mit der Linkspartei nach nur einem Treffen für gescheitert erklärt hatte, | |
war die Ampel wohl ihre letzte Chance, eine stabile Mehrheit für eine | |
SPD-geführte Regierung zu organisieren: Die Landtagswahlen vom 9. Mai | |
endeten mit einem Patt, SPD und Grünen fehlt im 181-köpfigen Landtag in | |
Düsseldorf eine Stimme zur absoluten Mehrheit. | |
"Sehr schade" sei der Ausstieg der FDP, sagte Kraft am Freitagmorgen im | |
WDR. Leider seien die Liberalen nicht auf ihr Angebot eingegangen, entgegen | |
der Planung in eine dritte Sondierungsrunde einzusteigen. "In aller Ruhe" | |
wollte sie deshalb am Freitagabend mit dem Landesvorstand über das weitere | |
Vorgehen der SPD beraten, sagte Kraft - musste aber einräumen, dass nun nur | |
noch "die Option CDU offen" sei. | |
Gescheitert sei die Ampel vor allem an großen inhaltlichen Differenzen, so | |
Teilnehmer aller drei Parteien. Strittig waren vor allem die Bildungs- wie | |
die Energiepolitik: Während SPD und Grüne eine Gemeinschaftsschule für | |
längeres gemeinsames Lernen einführen wollten, habe die FDP auf einer | |
Bestandsgarantie für die Gymnasien beharrt. | |
Größter Streitpunkt zwischen Grünen und Liberalen sei die Energie gewesen: | |
FDP-Forschungsminister Pinkwart träumt von längeren Laufzeiten für | |
Atomkraftwerke, die grüne Basis und die Anti-Atom-Bewegung machen Druck für | |
die Schließung aller nordrhein-westfälischen Atomanlagen wie der einzigen | |
deutschen Urananreicherungsanlage Gronau oder des Atommülllagers in Ahaus. | |
Außerdem beharrten die Liberalen auf dem Weiterbau des halb fertigen | |
Kohlekraftwerks Datteln, dass ohne hinreichende Genehmigung errichtet wurde | |
und das Umweltschützer deshalb einen "Schwarzbau" nennen. "Ein | |
Politikwechsel", sagt eine führende Grüne, "war mit der FDP nicht möglich." | |
12 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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