# taz.de -- Überregionale Proteste: AKW-Gegner planen heißen Herbst | |
> Die Anti-AKW-Bewegung plant bundesweit drei Großdemonstrationen. Gegen | |
> das Endlager Schacht Konrad wird wegen mangelnder Langzeitsicherheit | |
> Klage erhoben. | |
Bild: Atomkraftgegner bei einer Demonstration 2009 bei Neckarwestheim. | |
HANNOVER taz | Mit großen überregionalen Protestaktionen will die | |
Anti-AKW-Bewegung der Bundesregierung einen heißen Herbst bereiten. Bei | |
einem Treffen am Wochenende in Frankfurt wurden gleich drei bundesweite | |
Aktionen diskutiert: eine zentrale Demo in Berlin am 18. September, ein Tag | |
der Menschenketten an den deutschen Castor-Transportstrecken im Oktober und | |
als Höhepunkt eine bundesweite Demo im wendländischen Dannenberg im | |
November. Alle drei überregionalen Aktionen würden auf jeden Fall | |
stattfinden, sagte der Sprecher der AG Schacht Konrad, Peter Dickel. | |
Dagegen bezeichnete die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg die Demo in | |
Berlin und die Ketten an den Castor-Strecken lediglich als noch nicht | |
ausdiskutierte Vorschläge. "Wir dürfen uns nicht gegenseitig mit Aktionen | |
Konkurrenz machen", warnte die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek. "Unsere | |
Priorität liegt bei der großen gemeinsamen Demonstration im November | |
anlässlich des Castor-Transports nach Gorleben", betonte sie. Diese soll | |
voraussichtlich am zweiten Novemberwochenende stattfinden. | |
Außerdem machen am 29. September in jedem Fall die Anwohner des Endlagers | |
Schacht Konrad in Salzgitter mobil. Dort wollten mehr als zehntausend | |
Teilnehmer gegen die Inbetriebnahme der Deponie für schwach und | |
mittelstrahlenden Müll demonstrieren, sagte Peter Dickel. Erwartet würden | |
bei der Demo auch zahlreiche Gewerkschafter aus örtlichen Metallbetrieben. | |
Klagerecht verändern | |
Viele IG-Metaller aus Salzgitter zahlen zudem regelmäßig 5 Euro im Monat in | |
den "Rechtshilfefonds Schacht Konrad" ein. Die von dem Fonds unterstützten | |
Kläger gegen das Endlager, der Bauer Walter Traube und seine Familien, | |
haben sich jetzt an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte | |
gewandt. Durch die Genehmigung des Endlagers Konrad sehen die Anwohner ihr | |
Menschenrecht auf Leben, ihr Recht auf eine intakte natürliche Umwelt und | |
auf ein faires Genehmigungsverfahren missachtet, wie Rechtsanwältin Wiltrud | |
Rülle-Hengesbach sagte. | |
Die Beschwerde in Straßburg solle die deutschen Gerichte dazu zwingen, sich | |
doch noch mit der mangelnden Langzeitsicherheit des Endlagers | |
auseinanderzusetzen. Zuletzt hatte auch das Bundesverfassungsgericht die | |
Langzeitsicherheit des Endlagers für nicht einklagbar erklärt, weil ein | |
langfristig undichtes Endlager nicht die klagenden Anwohner, sondern nur | |
deren noch nicht klagefähigen Nachkommen schädige. | |
Die Beschwerde wolle ein umfassendes Klagerecht durchsetzen, über das | |
Anwohner eines Endlagers auch den Schutz nachfolgender Generationen geltend | |
machen könnten, betonte die Anwältin. Sie sei daher auch für andere | |
Standorte von Bedeutung. Die Rechtshilfe Konrad hat für Gerichtsverfahren | |
bereits 250.000 Euro aufgebracht. Die Beschwerde in Straßburg wird | |
voraussichtlich weitere 50.000 Euro kosten. | |
15 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Voges | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nebelwerfer gegen Anschläge: Atomkraftwerk in Rauch aufgelöst | |
Nebelgranatwerfer sollen das AKW Philippsburg zukünftig vor Anschlägen aus | |
der Luft schützen. Kritiker sehen dieses Konzept allerdings skeptisch. | |
Aufhebung des AKW-Verbots: Abstimmung über Schwedens Meiler | |
Am heutigen Donnerstag entscheidet das schwedische Parlament über den | |
Ausstieg aus dem Ausstieg. Doch das letzte Wort haben die Wähler. | |
Atomkraftgegner bereit zum Protest: Castor-Alarm in Ahaus | |
Schon in dieser Woche könnten neue Atommülltransporte ins Westmünsterland | |
rollen. Die Atomkraftgegner kündigen heftigen Widerstand an. | |
30. Wendland-Jahrestag: Bergwerk Gorleben umzingelt | |
Bei der Demonstration am Wochenende im Wendland ging es nicht nur friedlich | |
zu. 12 Verletzte gab es, drei Aktivisten wurden vorübergehend in Gewahrsam | |
genommen. | |
AKW Laufzeitverlängerung: Atompläne zunächst blockiert | |
Spitzenpolitiker von Bund und Ländern können sich bei einem Treffen im | |
Kanzleramt noch nicht auf Details zur Laufzeitverlängerung einigen. Die | |
Entscheidung soll im Juli fallen. |