# taz.de -- AKW Laufzeitverlängerung: Atompläne zunächst blockiert | |
> Spitzenpolitiker von Bund und Ländern können sich bei einem Treffen im | |
> Kanzleramt noch nicht auf Details zur Laufzeitverlängerung einigen. Die | |
> Entscheidung soll im Juli fallen. | |
Bild: Rund 250 Menschen protestierten am Freitag gegen die Laufzeitverlängerun… | |
BERLIN taz | Was im Fall längerer Laufzeiten droht, war schon am frühen | |
Freitagmorgen vor dem Kanzleramt zu sehen: Als dort die Ministerpräsidenten | |
der Bundesländer mit AKWs und die zuständigen Mitglieder der | |
Bundesregierung eintrafen, um ihren Streit über die Frage zu beenden, | |
wurden sie mit "Abschalten"-Rufen begrüßt. | |
Rund 250 AtomkraftgegnerInnen waren kurzfristig auf die Straße gegangen, | |
nachdem sich abzeichnete, dass schon bei diesem Termin eine Entscheidung | |
darüber fallen soll, wie viele Jahre Zuschlag Union und FDP den Reaktoren | |
gewähren wollen. Vor allem Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan | |
Mappus (CDU) hatte zuvor zur Eile gedrängt und seinen Parteifreund, den | |
Bundesumweltminister Norbert Röttgen, zum Rücktritt aufgefordert, falls | |
dieser sich einer schnellen Entscheidung in den Weg stelle. | |
Als die Teilnehmer des Treffens nach zwei Stunden wieder auseinandergingen, | |
war klar: Eine Entscheidung über die Laufzeiten ist am Freitag noch nicht | |
gefallen. Offenbar waren die Bedenken der Juristen größer als der Druck der | |
Lobbyisten. | |
Ein gemeinsames Gutachten von Innen- und Justizministerium hatte ergeben, | |
dass ohne Beteiligung des Bundesrates, wo Schwarz-Gelb seit der NRW-Wahl | |
keine Mehrheit mehr hat, allenfalls eine "moderate" Laufzeitverlängerung | |
möglich ist. Und selbst dies sei mit einem "nicht unerheblichen | |
verfassungsrechtlichen Risiko" verbunden, über das nur "politisch zu | |
entscheiden" sei. | |
Das soll nun "möglichst bis Ende Juli" geschehen, sagte Regierungssprecher | |
Ulrich Wilhelm, der von einem "ambitionierten Ziel" sprach. Bis dahin | |
sollen nicht nur die rechtlichen Fragen geklärt und definiert werden, was | |
unter einer "moderaten" Laufzeitverlängerung zu verstehen ist – zuletzt war | |
über maximal zehn Jahre gesprochen worden. | |
Nun sollen auch schon im Juli die Studien zum Energiekonzept vorliegen, mit | |
denen der Bedarf für längere Laufzeiten ermittelt werden soll. Damit hat | |
sich Röttgen durchgesetzt, der das Energiekonzept stets als Voraussetzung | |
für alle weiteren Entscheidungen bezeichnet hatte. Seine Sprecherin | |
Christiane Schwarte erklärte zudem, dass entgegen anderslautenden | |
Forderungen zusätzliche Sicherheitsauflagen Bestandteil der | |
Laufzeitverlängerung sein werden. | |
Die Atomkraftgegner vor dem Kanzleramt werteten die Verschiebung als | |
Erfolg. "Die Massenproteste der letzten Monate zeigen Wirkung", sagte | |
Jochen Stay von der Anti-Atom-Initiative Ausgestrahlt. Er lehnt auch die | |
angestrebte "moderate" Verlängerung ab. | |
"Selbst wenn sich Bundesumweltminister Röttgen mit seiner Linie durchsetzt, | |
die Laufzeiten der Atomkraftwerke um acht Jahre zu verlängern, bedeutet | |
dies eine Kampfansage an die gesellschaftliche Mehrheit, die weiter auf die | |
Stilllegung der Atomkraftwerke drängt", so Stay. | |
SPD und Grüne kündigten an, gegen eine Laufzeitverlängerung ohne | |
Bundestags-Zustimmung in jedem Fall vor Gericht zu ziehen. | |
4 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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