# taz.de -- Kommentar zum CSD: Mehr Politik und weniger Ikea, bitte! | |
> Der CSD hat den politischen Anspruch verloren - und bedient nur noch | |
> Klischees. | |
Bild: Beim Christopher Street Day interessiert die Politikdie Medien weniger, w… | |
Für einen Moment hat es Judith Butler geschafft, die Schunkelstimmung zu | |
stören. Die Philosophin trat beim CSD vor die feierseligen Massen - und | |
erklärte detailliert, warum sie den ihr zugedachten Preis für Zivilcourage | |
nicht annehmen wolle. Es war ein Reich-Ranicki-hafter Moment, als Butler | |
auf Deutsch den CSD als kommerziell und oberflächlich schmähte. Und ähnlich | |
wie beim von Ranicki abgewatschten Deutschen Fernsehpreis war Butlers | |
CSD-Rede das Intelligenteste, was dort seit Jahren zu hören war. | |
Engelsflügel, nackte Hintern und Bratwurst - viel politischer Anspruch ist | |
auf der Parade, die einst als Demo für Homo-Rechte begann, nicht zu spüren. | |
Von Ikea bis CDU schmücken sich Firmen und Parteien mit den Federn der | |
Toleranz. Ein billiges Manöver, warnte Butler: Man dürfe sich nicht vor den | |
Karren von Organisationen spannen lassen, die "im Namen einer queeren | |
Gemeinde" Kriege führten und Bündnisse eingingen, in denen Rassismus und | |
Antisemitismus geduldet würden. | |
Dass die Rede an manchem Wagen nicht gut ankam, war Absicht. Kalkuliert war | |
auch Butlers ausdrückliches Lob für die MacherInnen des politischeren | |
Transgenialen CSD. Aber dass ihre Preis-Verweigerung von Laudatorin Renate | |
Künast (Grüne) mit einem launigen "immer was zu kritisieren, die Judith" | |
abgetan wurde, zeugt von Denkfaulheit. | |
Die muss sich auch der Moderator vorwerfen lassen, der eine | |
Pro-Butler-Gruppe anging: Mit ihnen könne man eben nicht feiern. Dafür aber | |
mit Schaulustigen, die sich von der schrillen Parade in ihren | |
Homo-Klischees bestätigt fühlen dürfen. Butlers Kritik könnte für den CSD | |
ein notwendiger Anstoß sein: Mehr Politik und weniger Ikea, bitte! | |
21 Jun 2010 | |
## AUTOREN | |
Nina Apin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gay Pride und Politik: Karneval des linken Milieus | |
Beim Streit um Judith Butler geht es nicht um Rassismus in der queeren | |
Community. Sondern um unterschiedliche Vorstellungen von Politik. | |
CSD "rassistisch und kommerziell": Als Frau Butler ablehnte | |
Beim Christopher Street Day freuen sich die Medien über bunte Bilder, | |
Politik interessiert weniger. Doch beim Berliner CSD sorgte dieses Jahr die | |
Theoretikerin Judith Butler für die Politisierung. | |
Eklat beim Christopher Street Day: Judith Butler spielt nicht mit | |
In der Berliner Volksbühne rief Judith Butler zum gemeinsamen Kampf gegen | |
Diskriminierung auf. Den CSD kritisierte sie als zu kommerziell und lehnte | |
einen Zivilcouragepreis ab. | |
Berliner Christopher Street Day: Engel und anderes Geflügel | |
50 Wagen und 14 Fussgruppen tanzen und feiern bei dem Festzug. Engel sind | |
auch dabei, und sie sind betrunken. Betrachtungen zum CSD | |
Pro & Contra Zivilcourage-Preis des CSD: War die Absage von Judith Butler das r… | |
Zu kommerziell, zu wenig antirassistisch: Judith Butler kritisierte auf der | |
Berliner Waldbühne den Christopher Street Day der Hauptstadt - und lehnte | |
den Zivilcouragepreis ab. |