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# taz.de -- Kommentar Ölindustrie: Konsequent dreist
> Dass die Ölindustrie jetzt gegen das Ölmoratorium klagt, ist eine
> bodenlose Frechheit. Es reflektiert aber auch die übermächtige Stellung
> der Branche.
Bild: Gottes Hilfe wird erbeten: Protest-Figur in Larose.
Für solche Fälle muss das jiddische Wort "Chuzpe" erfunden worden sein: Es
bezeichnet eine Mischung aus Mut und dummdreister Frechheit - also genau
das, was die US-Ölkonzerne gerade an den Tag legen. Da strömt weiter ohne
Unterlass Öl in den Golf von Mexiko. Noch immer gibt es keine Methode, so
einen Ausbruch schnell zu stoppen - und statt von sich aus zu verkünden,
man stoppe alle entsprechenden Vorhaben, bis die Sicherheit wirklich
gewährleistet ist, will die Industrie vor Gericht erwirken, das von der
US-Regierung verhängte sechsmonatige Moratorium für Tiefseebohrungen
aufzuheben. Gehts noch?
Aber: Was auf den ersten Blick als bodenlose Frechheit erscheint,
reflektiert die übermächtige Stellung der Branche in einer nach Öl
hungernden Welt. Immerhin hat die US-Regierung ein Moratorium verhängt -
symbolisch nur, denn in sechs Monaten wird das Risiko der Tiefseebohrungen
immer noch dasselbe sein wie heute. Andere Länder denken gar nicht dran, da
gleichzuziehen. Der schnelle Profit und die wirtschaftliche Bedeutung der
Branche obsiegen allemal über die Angst vor der Katastrophe.
Wie die Geier stürzen sich die Branchenkonkurrenten auf BP und schieben dem
britischen Konzern die Schuld zu. Sie liegen gar nicht falsch, wenn sie
dessen Abschmieren als Chance für die Mehrung des eigenen Reichtums
begreifen. So funktioniert Kapitalismus - und die Politik sieht sich zu
wirksamer Regulierung weder willens noch in der Lage. Es ist US-Präsident
Obama hoch anzurechnen, dass er zumindest versucht, das Projekt
Energiewende auf die Tagesordnung zu bringen. Nur gelingen wird es nicht,
solange Macht wie Selbstbewusstsein der Öllobby derart ungebrochen sind.
Die nächste Katastrophe kommt bestimmt.
23 Jun 2010
## AUTOREN
Bernd Pickert
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