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# taz.de -- Missbrauch in der evangelischen Kirche: Bischöfin Jepsen opfert si…
> Die Bischöfin der Nordelbischen Kirche, Maria Jepsen, gibt auf. Sie wird
> kritisiert, Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pastor nicht energisch genug
> nachgegangen zu sein.
Bild: Maria Jepsen
Die 1992 als weltweit erste Frau zur lutherischen Bischöfin gewählte Maria
Jepsen ist am Freitag zurückgetreten. Die 65-jährige Hamburgerin stand seit
Tagen unter Druck. Ihr wurde vorgeworfen, sie sei Missbrauchsvorwürfen an
einen Pastor nicht energisch genug nachgegangen.
Jepsen verkündete ihre Entscheidung kurz und schmerzlos bei einer eilig
einberufenen Pressekonferenz. Die Theologin gab vor versammelten Kameras
und Mikrofonen ein kurzes Statement ab, anschließende Fragen waren nicht
zugelassen. Auch Interviewwünsche lehnte sie ab. Jepsen, die ihre Unschuld
beteuerte, wirkte gelöst und machte den Eindruck, als sei sie froh, die
Auseinandersetzungen hinter sich zu haben.
Der Rücktritt von Jepsen kam einen Tag nachdem der Spiegel und das
Hamburger Abendblatt berichtet hatten, eine Zeugin habe eine
eidesstattliche Versicherung abgegeben, dass sie die Bischöfin bereits 1999
von Missbrauchsfällen in der Ahrensburger Kirchengemeinde informiert habe.
Bei der Tagung "Bei aller Liebe - Gewalt im Geschlechterverhältnis" in
Lübeck, bei der Jepsen Schirmherrin gewesen sei, sei sie auf die Bischöfin
zugegangen und habe "sinngemäß" gesagt, der Ahrensburger Pastor Dieter K.
habe "Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht". Jepsen habe darauf
"bejahend" geantwortet und sei weitergegangen.
Jepsen sagte, sie könne sich an diese Begegnung nicht erinnern, von einem
Missbrauch von Jugendlichen könne aber nicht die Rede gewesen sein, sonst
hätten bei ihr "die Alarmglocken geschrillt". Auch die damalige
Dienstvorgesetzte von K., Pröpstin Heide Emse, kann nicht bestätigen, dass
ein Mädchen aus der Jugendgruppe von Pastor K. nicht nur davon berichtet
hatte, dass der Seelsorger sich an ihr vergangen hatte, sondern auch die
Namen von anderen Opfern genannt hatte, darunter zwei der Stiefsöhne des
Pastors.
Maria Jepsen wurde am 19. Januar 1945 im Bad Segeberg geboren. Im Studium
und später im Beruf war für sie die feministische Theologie bedeutsam. Als
Bischöfin machte Jepsen die Diakonie, die Ökumene und die interreligiösen
Begegnungen zu ihren vorrangigen Themen und blieb eine Vorkämpferin für die
Gleichstellung der Frau in der Kirche. Sie setzte sich für die
Legalisierung homosexueller Lebensgemeinschaften ein.
Noch einen Tag vor Jepsens Rücktritt hatte die Nordelbische Kirche eine
Ehrenerklärung für Bischöfin Jepsen und die ehemalige Pröpstin Emse
abgegeben. Die beiden hätten bei den Missbrauchsfällen "nach bestem Wissen
und Gewissen" gehandelt, hatte der Vorsitzende der Nordelbischen
Kirchenleitung, Bischof Gerhard Ulrich, erklärt.
Jepsen hatte im Mai im taz-Interview anlässlich des Ökumenischen
Kirchentags ihre Hochachtung vor dem schnellen Rücktritt der
EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann geäußert. "So bedauerlich das ist, dann
erwarte ich auch eine Konsequenz", sagte Jepsen, "ich hoffe auch, dass das
einen Vorbildcharakter hat." Auch die Vermutung, dass Männer so etwas wohl
eher ausgesessen hätten, ließ sie nicht gelten: "Das ist kein Weg." Käßmann
hätte die Angelegenheit nicht durchstehen sollen, so Jepsen: "Frauen sitzen
das nicht einfach aus, sie stehen dazu."
16 Jul 2010
## AUTOREN
P. Gessler
D. Wiese
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