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# taz.de -- Kommentar Loveparade: Rücktritte, sofort
> Duisburgs Oberbürgermeister leidet offenbar an Realitätsverlust,
> verteidigt er doch noch immer sein Sicherheitskonzept. Sein Rücktritt ist
> überfällig.
Bild: Erinnerung an die Toten auf dem Partygelände.
Ein enger, langer Tunnel, den Polizisten für eine Todesfalle halten. Ein
Gelände, dass laut offizieller Genehmigung nur für 250.000 Menschen
geeignet ist - und das, obwohl jeder weiß, dass über eine Million Raver
anreisen werden. Feuerwehrleute, die seit Monaten wegen fehlender
Fluchtwege warnen: Wohl um Geld zu sparen, hat Duisburgs Stadtverwaltung,
allen voran CDU-Oberbürgermeister Adolf Sauerland und sein Parteifreund,
Rechts- und Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe, alle Sicherheitsbedenken
ignoriert. "Optimale Sicherheit" versprach Rabe. "Bestens vorbereitet" sei
die Stadt für die "riesige Party".
Schlimmer noch: Beide verteidigen ihr sogenanntes Sicherheitskonzept bis
heute. "Alles" habe seine Verwaltung "darum gegeben, ein sicherer
Austragungsort zu sein", erzählt Sauerland noch immer - und leidet damit
offenbar an Realitätsverlust: Schuld an der Katastrophe mit 19 Toten sind
nicht er und seine ignoranten Mitarbeiter. Verursacht wurde das Desaster
durch das "individuelle Fehlverhalten" Einzelner, das war Sauerland schon
wenige Stunden später klar.
Mag der mediale Druck noch so groß gewesen sein, mögen
Kulturhauptstadt-Organisatoren und Landesregierung noch so deutlich gemacht
haben, dass sie 2010 keine Absage der Loveparade wünschen: Niemand hätte
sich vorstellen können, dass Sauerlands Verwaltung dafür Tote billigend in
Kauf nimmt. Wer, wenn nicht Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt, hätte für
eine Absage der Loveparade sorgen müssen?
Jetzt kündigt der Bürgermeister zwar an, sich seiner "persönlichen
Verantwortung" stellen zu wollen. Doch wann er das tun will, sagt er nicht
- gut möglich, dass Sauerland zusammen mit seinem Sicherheitsdezernenten
noch immer davon träumt, doch noch an seinem Sessel kleben zu können. Das
wäre der zweite Realitätsverlust der beiden Hauptverantwortlichen. Denn
deren Rücktritt ist überfällig - sofort.
26 Jul 2010
## AUTOREN
Andreas Wyputta
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