# taz.de -- Glückliche Ölkonzerne: Die Gewinne sprudeln | |
> Shell und Exxon verdienten fast doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. | |
> Die Unternehmen profitieren vom steigenden Ölpreis - der aber als zu hoch | |
> gilt. | |
Bild: Nicht nur das Öl sprudelt, auch das Geld. | |
Der Erdölindustrie geht es ganz ausgezeichnet. 7,56 Milliarden Dollar | |
verdiente der Ölkonzern ExxonMobil zwischen April und Juni laut seinem | |
Quartalsbericht. Damit steigerte der Weltmarktführer aus dem texanischen | |
Irving seinen Gewinn um 85 Prozent im Vergleich zum selben Quartal im | |
Vorjahr. | |
Ähnlich üppig sind die Zahlen, die sein niederländisch-britischer | |
Konkurrent Shell am Donnerstag in Den Haag bekannt gab. Rund 4,5 Milliarden | |
Dollar verdiente der größte europäische Ölkonzern, beinahe doppelt so viel | |
wie im gleichen Zeitraum 2009. Das vergleichsweise kleine spanische | |
Unternehmen Repsol erzielte ein Gewinnplus von 60 Prozent und verdiente 523 | |
Millionen Euro. Der norwegische Konzern Statoil erwirtschaftete zwar 5,93 | |
Milliarden Dollar, blieb damit aber unter den Erwartungen der Analysten. | |
ExxonMobil, Shell und Repsol übertrafen die Hoffnungen der Banker deutlich. | |
Der Grund sind steigende Ölpreise, die durch eine anziehende Weltkonjunktur | |
und kauffreudige Anleger an den Börsen getrieben werden. Aktuell kostet ein | |
Fass der US-Rohölsorte WTI 77 Dollar, vor einem Jahr war es für 17 Dollar | |
weniger zu haben. Im Dezember hatte das Öl mit gut 30 Dollar pro Fass einen | |
Fünf-Jahres-Tiefstand erreicht. | |
Ob wirklich ein größerer Bedarf der Wirtschaft an ihrem Schmierstoff hinter | |
der Teuerung steckt, ist fraglich. Am Dienstag hatten Zahlen über | |
Lagerbestände von Rohöl überrascht: Es werden viel mehr Vorräte gehortet | |
als angenommen. "Es gibt nach wie vor einen hohen Produktionsüberschuss", | |
sagt Rohstoffanalyst Eugen Weinberg von der Commerzbank. Das Öl, das nicht | |
von "physischen Käufern" nachgefragt werde, werde von Anlegern aufgekauft. | |
Weinberg hält den Ölpreis für überhöht. So formulierten die Konzernchefs | |
ihre Erwartungen an die Zukunft auch vorsichtig, trotz ihrer Gewinne. Die | |
Weltwirtschaft sende "gemischte Signale aus", sagte Shell-Oberhaupt Peter | |
Voser, die "Nachfrage nach Ölprodukten und die Gaspreise stehen weiterhin | |
unter Druck". Bei Statoil geht man von heftig schwankenden Rohstoffpreisen | |
aus. | |
Geld verdienen wollen alle vier auch weiterhin vor allem mit Öl. Zwar sei | |
die durch BP verursachte Ölpest im Golf von Mexiko "eine Tragödie", so | |
Voser, doch "die weltweite Erschließung von Tiefsee-Ölressourcen werde auch | |
künftig eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung spielen". | |
29 Jul 2010 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
Heike Holdinghausen | |
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Ölindustrie | |
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