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# taz.de -- Schanze: Poker um den Kaufpreis
> Eigentümer der Flora will für Zukunftswerkstatt zur Gebäudenutzung.
> Polizeigewerkschaft prophezeit wegen des Schanzenfestes polizeilichen
> Notstand.
Bild: Flora 1999: Auch damals hätte man schon mit Bürgerbeteiligung anfangen …
Unmittelbar vor den Verhandlungen um den Rückkauf des seit 1989 besetzte
Stadtteilzentrum Rote Flora durch die Stadt am Mittwoch meldet sich der
Event-Investor und Eigentümer Klausmartin Kretschmer zu Wort. Über NDR 90,3
ließ Kretschmer verkünden, dass er in einer Art "Zukunftswerkstatt" per
Bürgerbeteiligung Vorschläge sammeln wolle, wie und in was die Immobilie
"umgewandelt" werden könnte.
"Denkbar ist alles", sagte Kretschmer dem Sender. Ein Restaurant, ein
Theater oder eine Kinderbetreuungseinrichtung. Der Politik warf Kretschmer
vor, ihm in den vergangenen zehn Jahren keinerlei Anstöße für eine
Entwicklung des Kulturzentrums gegeben zu haben. In einem Container
gegenüber der Roten Flora auf der Piazza sollen nun die Anwohner-Vorschläge
gesammelt werden.
"Absoluter Schwachsinn", lautet der Kommentar unisono aus Politik und aus
Rote Flora-Kreisen. "Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er
die Flora als lukratives Spekulationsgeschäft betrachtet", sagt der
Vorsitzende des Innenausschusses und CDU-Hardliner Karl-Heinz Warnholz über
Kretschmer in der Bild.
Fakt ist: Am Mittwoch werden Kretschmer, der Altonaer Bezirksamtsleiter
Jürgen Warmke-Rose (parteilos) und Thomas Schuster, Immobilienmanager der
Stadt in der Finanzbehörde, zu Kaufverhandlungen zusammentreffen. Damit
macht die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch, das noch bis März 2011
andauert. Dabei haben die Senatsunterhändler eine klare Direktive. Der
Verkehrswert der Immobilie Rote Flora beträgt 1,2 Millionen. Bis auf einen
kleinen Aufpreis wird nicht mehr gezahlt - auch wenn Kretschmer tönt, ihm
lägen Angebote von bis zu 20 Millionen Euro vor. Denn nach dem Kaufvertrag
von 2001 - damals erwarb Kretschmer das Gebäude von der Stadt für 370.000
Mark - müsste Kretschmer bei einem Verkauf alle Erträge an die Stadt
abführen, die über dem heutigen Verkehrswert der Immobilie als
Stadtteilzentrum liegen. Verkauft er also das Areal für 20 Millionen Euro
an einen US-Investor, wie angedroht, müsste Kretschmer 18,8 Millionen Euro
an die Stadt abführen.
Unterdessen hat der Personalratsvorsitzende der Polizei und
Vize-Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPOLG), Freddi
Lohse, wegen des Schanzenfestes den "polizeilichen Notstand" prophezeit.
Das Szenefest und das gleichzeitig stattfindende Alstervergnügen seien von
der Hamburger Polizei allein nicht zu schaffen. "Wir befürchten, dass damit
auch mehr gewaltbereite Jugendliche aus dem Umland nach Hamburg kommen",
sagte Lohse dem Sender NDR 90,3. In der Welt zeichnete er sogar ein
Szenario, dass "Randalierer" Gäste des Alstervergnügens als "Schutzschild"
missbrauchen könnten. Rund 1.200 Polzisten aus anderen Bundesländern
müssten geordert werden, um beide Großveranstaltungen zu wuppen. Lohse
forderte den Bezirk Altona auf, das unangemeldete Schanzenfest zu verlegen
oder zu verbieten.
Im Polizeipräsidium lösten Lohses Äußerungen und Prophezeiungen nur
Kopfschütteln aus. "Wir möchten das nicht kommentieren", sagt
Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Das sei noch alles viel zu früh. "Wir
werden kurz zuvor eine Lagebeurteilung machen und werden dann entscheiden."
2 Aug 2010
## AUTOREN
Kai von Appen
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