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# taz.de -- Kolumne American Pie: Kosmisches Comeback
> Cosmos New York, der größte Fußballklub in der Geschichte der Stadt soll
> wieder auferstehen. Dafür posiert sogar der ehemalige Clubspieler Pelé
> mit dem Nachwuchs.
Es war ein spannendes Fußballfinale. Nach den 120 Minuten der verlängerten
Spielzeit stand es 3:3. Im Elfmeterschießen waren die Polen dann einfach
besser als die Auswahl Jamaikas. Mit 5:3 gewannen sie das finale
Wettschießen vom Elfmeterpunkt und bekamen von Bürgermeister Michael
Bloomberg die Copa New York überreicht.
Jedes Jahr im Sommer findet dieser lokale Worldcup statt, bei dem
Mannschaften aus den unterschiedlichen Einwanderergruppen New Yorks
gegeneinander spielen. Und ein bisschen war es wie im echten Fußball. Die
Engländer scheiterten früh - im Viertelfinale gegen den späteren
Turniersieger Polen -, und die hoch gewetteten Argentinier kamen nicht über
das Halbfinale hinaus. Doch das Thema des Finalnachmittags am vergangenen
Sonntag in Flushing Meadows waren nicht die Partien der Copa New York.
Alles redete über den größten Fußballklub in der Geschichte der Stadt: über
Cosmos New York.
Den soll es bald wieder geben. Das verkündete Pelé, der Brasilianer, der
von 1975 bis 1977 für Cosmos in der North American Soccer League spielte,
in der Halbzeitpause des Finalmatches um die Copa New York. Der dreimalige
Weltmeister, der an diesem Tag als Ehrenpräsident von Cosmos vorgestellt
wurde, posierte in einer grünen Trainingsjacke im dem alten Cosmos-Logo
zusammen mit einer fröhlich dreinschauenden Kinderschar für ein Foto und
verkündete, dass man es ernst meine mit dem Vorhaben, "das schöne Spiel
zurück nach New York zu bringen".
Ganz anders als seinerzeit, als die großen Namen des Weltfußballs mit
irrwitzigen Gagen nach New York gelockt worden sind, will man jetzt ganz
unten anfangen. Die Kinder, mit denen sich Pelé hat ablichten lassen,
trainieren Fußball beim Klub BW Gottschee in Queens. Die
Nachwuchsabteilung, in der schon seit 60 Jahren Kindern das Fußballspielen
beigebracht wird, soll nun Teil der Cosmos Academy werden. Pelé dazu:
"Diesmal beginnen wir an der Basis. Alle neuen Generationen werden Teil
unserer Familie sein." Fußballfamiliengeschwafel der üblichen Art. Sepp
Blatter hätte es nicht dämlicher formulieren können.
Der New York Times gegenüber war der brasilianische Fußballheros dann schon
ehrlicher: "Ich hoffe, eines Tages Cosmos gegen Red Bull New York in einem
Meisterschaftsspiel sehen zu können." Darum geht es. Cosmos will in die
US-Profi-Liga, in die Major League Soccer (MLS). Das hätte eh keiner
geglaubt, dass der in der Finanzkrise beinahe pleitegegangene
Immobilienhändler Paul Kemsley, der bis 2007 Vizepräsident des englischen
Premier-League-Klubs Tottenham Hotspur war, sich die Namensrechte an Cosmos
New York gekauft hat, um unter dem wertvollen Label eine Nachwuchsakademie
zu betreiben.
Joe Fraga, Manager des wiedergegründeten Klubs, sagt zur Mission Cosmos:
"Wir wollen, dass die Kinder wissen, was Cosmos war und was es ist. Wir
wollen den Fußballtraum zurück in die Stadt bringen."
Das hatte sich eigentlich ein österreichischer Getränkehersteller
vorgenommen. Dessen Klub, Red Bull New York, hat zum ersten Mal in der
laufenden MLS-Saison sein neues Gesicht präsentiert. Frankreichs Altstürmer
Thierry Henry hat sein Ligadebüt in den USA gegeben. Demnächst wird Rafael
Márquez, der Mexikaner, der so lange für den FC Barcelona ausgeputzt hat,
im Red-Bull-Trikot auflaufen. Der Restruhm alternder Stars soll die Massen
in das nagelneue Fußballstadion, das 25.000 Menschen fasst, locken. Das
steht in Harrison, New Jersey. Und schon fragt man sich in New York, wo
eigentlich ein MLS-Klub Cosmos eine Heimstätte finden könnte. Es gibt schon
die Idee, eine Fußballarena in der Nachbarschaft zum Citi Field der
Baseballer von den New York Mets zu bauen.
Die Liga würde sich sicher darüber und vor allem über ein Comeback von
Cosmos freuen. Don Garber, der Chef der MLS, will die Liga ohnehin von
derzeit 16 auf 20 Teams aufstocken. "Wir versuchen alles, damit das 20.
Team aus New York kommt", sagte er und fügte hinzu, wie toll er es doch
fände, wenn es einmal ein Stadtderby gäbe.
3 Aug 2010
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Brasilien
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