# taz.de -- Rauchverbot wird wenig kontrolliert: Bezirke ignorieren Rauchzeichen | |
> In einigen Bezirken wird der Nichtraucherschutz kaum überprüft. In | |
> Neukölln gibt es nach 22 Uhr sogar völligen Kontrollschutz. Auch andere | |
> Bezirke ahnden nur ein Bruchteil der Verstöße, fürchten die Grünen. | |
Bild: Was nutzt ein Verbot, wenn es keine Konsequenzen gibt? | |
Die Bezirke haben im vergangenen Jahr 1.234 Verstöße gegen das | |
Nichtraucherschutzgesetz gezählt. Das ergibt sich aus der Antwort der | |
Gesundheitsverwaltung von Katrin Lompscher (Linke) auf eine Anfrage der | |
SPD-Abgeordneten Stefanie Winde. Demzufolge sind landesweit 636 | |
Rauchergaststätten registriert. Nach Beobachtung mehrerer Bezirke werden | |
die Regeln zur Anmeldung einer Rauchergaststätte aber von vielen | |
Gastronomen nicht eingehalten. Auffallend ist dabei, dass in einigen | |
Bezirken kaum Verstöße gefunden werden - offenbar, weil die Ämter nicht so | |
genau hinschauen. | |
Das Berliner Raucherschutzgesetz gilt seit Mai 2009. Es regelt, in welchen | |
Gaststätten geraucht werden darf (siehe Kasten). Verstöße können den | |
Betreiber bis zu 1.000 Euro kosten. Jeder Bezirk bestimmt selbst, wie | |
intensiv er die Gaststätten kontrolliert. | |
Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte gehören zum Beispiel zu den aktiveren | |
Bezirken. Sie haben mehrere Mitarbeiter, die sich nur um Verstöße gegen das | |
Gesetz kümmern und die auch spät am Abend vor Ort kontrollieren. Das | |
Ergebnis: Friedrichshain-Kreuzberg stellte 191 Verstöße im Jahr 2009 fest, | |
Mitte sogar 241. | |
Anders etwa in Neukölln: Es gibt dort keine Mitarbeiter, die sich nur um | |
Nichtraucherschutz kümmern. Und der Bezirk von Bürgermeister Heinz | |
Buschkowsky (SPD) ist auch der einzige, der angibt, dass nach 22 Uhr | |
grundsätzlich nicht mehr kontrolliert wird. Dementsprechend wurden im | |
vergangenen Jahr auch nur 39 Verstöße festgestellt. | |
Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Heidi Kosche geht davon aus, dass derzeit | |
"nur ein Bruchteil der Verstöße auch geahndet wird". Das liege auch an | |
einem komplizierten Gesetz, das viele Ausnahmen vom Nichtraucherschutz | |
zulasse. "Ein Rauchverbot in allen Kneipen wäre besser für die Gesundheit | |
und auch leichter für die Bezirke durchzusetzen", meint sie. | |
Der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga findet das | |
Berliner Gesetz dagegen "sehr ausgewogen". Es gebe sowohl für Raucher wie | |
für Nichtraucher viele Angebote, meint Thomas Lengfelder: "Jeder Gast wird | |
keine Probleme haben, den passenden Betrieb für sich zu finden." Das | |
komplette Rauchverbot nach bayrischem Vorbild dagegen "entmündigt sowohl | |
die Gewerbetreibenden als auch die Gaststättenbesucher". | |
6 Aug 2010 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
## TAGS | |
Nichtraucherschutz | |
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