# taz.de -- Google macht Staatszensur öffentlich: Als der Datenfluss im Iran v… | |
> Auf einer neuen Website dokumentiert Google fortan Eingriffe von | |
> staatlichen Stellen. Zensoren würden so abgeschreckt, hofft der | |
> Internet-Konzern. | |
Bild: Nur ein Klick zu mehr Offenheit: Googles Transparenz-Landkarte. | |
Google ist nicht gleich Google. Auch der Suchmaschinengigant unterliegt | |
Zensur - in machen Ländern mehr, in manchen weniger. Immer wieder | |
blockieren staatliche Behörden den Zugriff auf Dienste wie das Videoportal | |
Youtube, verlangen von Google die Entfernung oder Veränderung von | |
Internetinhalten und fragen Nutzerdaten an. Diese Eingriffe in den freien | |
Datenverkehr will Google nun sichtbar machen. "Um für mehr Transparenz zu | |
werben", wie das Unternehmen am Montag in seinem Weblog schrieb. Mit dem | |
interaktiven Onlinetool [1][Transparency Report] lassen sich | |
Unterbrechungen im Datenfluss und die Anzahl staatlicher Anfragen | |
beobachten. | |
Was bisher nur für China veröffentlicht wurde, ist nun für 125 Länder | |
verfügbar: Im Traffic-Tool wertet Google Drosselungen und Unterbrechungen | |
im Zugang zu Google-Diensten grafisch aus. Diese können sowohl durch | |
technische Störungen als auch durch staatliche Zensur verursacht werden. So | |
sackt beispielsweise die Datenfluss-Kurve für den Dienst Youtube im Iran am | |
13. Juni 2009 bis auf Null ab. Seitdem ist der Zugang zum Videoportal | |
gesperrt. | |
Zweiter zentraler Bestandteil des Transparency Report ist eine interaktive | |
Landkarte, auf der sich die Anzahl staatlicher Anfragen an Google ablesen | |
lassen. Der Dienst ist bereits seit April verfügbar und wurde jetzt mit den | |
Daten des Halbjahres Januar bis Juni 2010 aktualisiert. | |
Für Deutschland ergibt die Abfrage: 668 Datenanfragen und 124 | |
Aufforderungen zur Beseitigung von Onlineinhalten. Mit einem Klick lässt | |
sich noch aufschlüsseln, welche Dienste betroffen waren und wie oft ein | |
Gerichtsurteil zugrunde lag. Zahlen über Zahlen - auf welche Inhalte sich | |
die Anfragen bezogen und wer sie genau gestellt hat, wird nicht | |
ersichtlich. Spitzenreiter bei den Datenanfragen sind im gleichen Zeitraum | |
die USA mit knapp 4300. Bei den staatlichen Aufforderungen zur Entfernung | |
von Inhalten liegt Brasilien mit knapp 400 vorn. | |
In Echtzeit gibt es die Transparenzdaten nicht, Google stellt sie immer | |
erst nach Sammlung und Auswertung zur Verfügung. "Wir glauben, dass diese | |
Art von Offenheit abschreckend wirkt auf Zensur", schreibt Google in seinem | |
Blog. | |
22 Sep 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.google.com/transparencyreport/ | |
## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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