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# taz.de -- Korrespondenten über ein Jahr Schwarz-Gelb: Ihr seid jetzt die bes…
> In Deutschland regieren eine nonkonformistische Ostdeutsche und ein
> schwuler Außenminister. Hier geht's oft toleranter zu als in Holland,
> meint der "Telegraaf"-Korrespondent.
Bild: Viele Holländer sehen Berlin als die Partyhauptstadt Europas.
Spätestens seit der WM in Südafrika war klar: Die Deutschen sind die
besseren Niederländer. Sie spielten das schönere, schnellere Spiel. Froh
und munter sah ich die Jungs von Jogi Löw große Gegner wie England und
Argentinien an die Wand spielen. So wie "Oranje" es immer vorgemacht hat:
Live fast, die young. Toll spielen und vor dem Finale ausscheiden. Mein
Jugendtrauma.
Dagegen spielte Hollands "Elftal" so wie einst die deutsche Nationalauswahl
mit einer Taktik des teutonischen Panzers. Es ging den Niederländern nicht
um Ästhetik und das öffentliche Vorführen des Feindes. Nein, sie wollten
gewinnen. Mit Disziplin. Kampfkraft. Siegeswillen. So wie die Deutschen es
immer gezeigt haben. Es hat nicht geklappt.
Nach diesem Sommer war mir klar, dass ein deutsches Team voller Immigranten
mehr Potenzial hat. Jetzt spielen dort Männer wie Özil und Khedira,
Podolski und Klose, Cacau und Gomez, Marin und Boateng. Wir hatten schon
seit Jahrzehnten Talente, die aus der ehemaligen Kolonie Surinam stammen:
Gullit und Rijkaard, Winter und Kluivert, Seedorf und Davids.
Je länger ich in der Bundesrepublik lebe, desto mehr denke ich, dass es
hier manchmal toleranter und liberaler zugeht als in meiner holländischen
Heimat. In Amsterdam werden seit Kurzem im Rotlichtviertel De Wallen
Stundenzimmer gegen Galerien eingetauscht. Auch zahlreiche Coffeeshops
werden von der Obrigkeit zugemacht. Die starke Repression gegen Soft Drugs
unter dem konservativen Premier Jan Peter Balkenende hat viele kriminelle
Haschischhändler inzwischen nach Deutschland verjagt.
Und wie ist die Situation hier an der Spree? Viele Holländer sehen Berlin
als die Partyhauptstadt Europas. Was die Deutschen über die Holländer
sagen, sie seien so locker und cool, so tolerant und nett, das sagen die
Bürger von Königin Beatrix mittlerweile auch über Berlin und seine
umtriebigen Bewohner. So sympathisch und ungetrübt war das Verhältnis aber
nicht immer. Die Sicht der Niederländer auf den großen Nachbarn im Osten
war jahrzehntelang etwas zu negativ. Dagegen war das Bild, das viele
Deutsche von dem kleinen Königreich an der Nordsee hatten, übertrieben
positiv.
Zwischen Maastricht und Groningen hat sich in den letzten Jahren
Grundlegendes verändert. Die Menschen dort sind seit zwei politischen
Morden - an den Islamkritikern Pim Fortuyn und Theo van Gogh - nicht mehr
so fröhlich-anarchistisch, wie die Deutschen denken, und die Haager Politik
ist seit dem kometenhaften Aufstieg des Volkstribunen Geert Wilders schon
längst nicht mehr liberal.
In Deutschland regieren seit einem Jahr eine nonkonformistische ostdeutsche
Bundeskanzlerin und ein schwuler Außenminister. Und auf den Feldern der
Bundesliga dominieren die holländischen Weltstars: Arjen Robben im Süden,
Ruud van Nistelrooy im Norden und Klaas-Jan Huntelaar im Westen. Wer hätte
das vor einigen Jahren gedacht?
Am Montag erscheinen in der Print-Ausgabe der taz elf Texte von
Deutschland-Korrespondenten renommierter Auslandsmedien, die eine
Zwischenbilanz über ein Jahr schwarz-gelbe Koalition ziehen.
26 Sep 2010
## AUTOREN
Rob Savelberg
## TAGS
Niederlande
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