# taz.de -- Zusammenschluss rechtsextremer Parteien: NPD auf Fusionskurs | |
> Der Termin des Sonderparteitags zur Verschmelzung der rechtsextremen NPD | |
> mit der DVU steht fest. Nur den Ort will die Parteispitze lieber geheim | |
> halten. | |
Bild: Wollen miteinander gehen: NPD-Parteivorsitzender Udo Voigt (l) und der DV… | |
Der Termin für den Sonderparteitag der NPD steht. "Am 6. November findet | |
der Parteitag statt", sagt Holger Szymanski, Pressesprecher der | |
NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Den Ort möchte er gegenüber der taz | |
nicht benennen. "Sie verstehen das sicher", betont er. | |
Eine Gemeindeverwaltung in Sachsen ist schon in Aufregung. In Bad Schlema | |
wird befürchtet, dass die NPD im Gemeindesaal den Parteitag abhalten will. | |
"In unserer Verwaltung liegt ein Antrag für solch eine Veranstaltung vor", | |
sagt Bürgermeister Jens Müller (parteilos). "Nein, hier liegt eine | |
Verwechslung vor", erklärt Szymanski. Sie würden andere Veranstaltungen in | |
dem erzgebirgischen Kurort planen. Sicher ist sicher, scheint dennoch die | |
Stadtverwaltung zu denken und änderte nach der Anfrage die Nutzungsordnung. | |
Im kommunalen Eigentum dürfen jetzt keine Parteiveranstaltungen mehr | |
stattfinden. Das Verfahren liegt jetzt beim Landrat des Erzgebirgskreis. | |
Erst vor sechs Monaten hielt die NPD in Bamberg ihren Bundesparteitag ab. | |
Mit dem nun eiligst einberufenen Sonderparteitag will die NPD-Führung, um | |
den Bundesvorsitzenden Udo Voigt, die Fusion mit der DVU weiter besiegeln. | |
Nach einer Mitgliederbefragung haben unlängst die Führungen von NPD und DVU | |
dem Entwurf eines Verschmelzungsvertrags zugestimmt. Das Haupthindernis für | |
eine Fusion, die Schulden der DVU bei Gerhard Frey von rund 980.000 Euro | |
konnten ausgeräumt werden. Großzügig verzichtete der DVU-Gründer und | |
Langzeitbundesvorsitzende auf das Geld. Erbschaften in Höhe von mehreren | |
hunderttausend Euro wurden der NPD zudem in Aussicht gestellt. | |
Am 17. September gab die DVU-Führung, um Parteichef Mattias Faust, als | |
Letzte ihr ja zu dem Vertragsentwurf. Die DVU-Leitung störte auch nicht, | |
dass ab dem 1. Januar 2011 die verschmelzte Partei NPD heißen soll. Nur bei | |
Wahlkämpfen oder der Öffentlichkeitsarbeit könnte noch der Zusatz "Die | |
Volksunion" angeführt werden. In dem Vertragsentwurf, der der taz vorliegt, | |
wird vorgeschlagen, die "zukünftige Tätigkeit von Herrn Faust" gesondert zu | |
verhandeln. Zwei DVU-Mitglieder sollen, laut Vertragsentwurf, aber bei | |
einer Nachwahl für den NPD-Bundesvorstand am 6. November vorgeschlagen | |
werden. | |
In Hamburg, wo Faust lebt, soll der NPD-Landesverband jedoch schon | |
signalisiert haben, ihm weder ein Amt an der Elbe, noch gar eine Anstellung | |
bei der Partei zuzubilligen. Trotz aller Fusionsbestrebungen ist der noch | |
DVU-Chef bei den Nord-NPD-Verbänden nicht wohl gelitten. | |
Um die Fusion abzuschließen muss nach dem Sonderparteitag der NPD eine | |
Urabstimmung der Partei erfolgen. Den gleichen Verschmelzungsschritten muss | |
die DVU folgen. Kerstin Köditz, Sprecherin für antifaschistische Politik | |
der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, erwartet das der | |
NPD-Sonderparteitag in Sachsen ausgerichtet wird. "Im innerparteilichen | |
Machtkampf will der NPD-Fraktionschef Holger Apfel mit einer gelungenen | |
Inszenierung seinen Einfluss absichern". Sie sagt, was viele | |
Rechtsextremismusexperten betonen: "Auch wenn die Stärkung der NPD nach | |
Mitgliederzahlen und Aktivisten durch diesen Schritt eher marginal sein | |
dürfte, dürfte sich mit dem Anschluss der DVU die finanzielle | |
Handlungsfähigkeit der NPD weiter verbessern". | |
28 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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