| # taz.de -- Montags-Ticker Castor-Proteste Teil I: Warten auf die Castoren | |
| > Die Gleisblockade bei Harlingen wurde am Morgen geräumt. Gegen halb Zehn | |
| > läuft der Castor-Zug in Dannenberg ein, wo auf Lkws umgeladen wird. | |
| > Derweil blockieren Atomkraftgegner die Straße. | |
| Bild: Hier muss der Castor durch: Straßenblockade auf der Straße zwischen Gor… | |
| 17.29 Uhr: Blockierer sollen Polizei bezahlen | |
| Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, | |
| Joachim Pfeiffer, plädierte in Handelsblatt Online dafür, darüber | |
| nachzudenken, ob nicht diejenigen, die das Demonstrationsrecht als Störer | |
| und zur Begehung von Straftaten missbrauchen, auch für die Kosten | |
| aufkommen, "die sie selbst verursacht haben". (dpa) | |
| 17.10 Uhr: Sechster Castor verladen | |
| Dannenberg. Wie die Agentur afp berichtet, sind inzwischen sechs von elf | |
| Castoren auf Lkws verladen worden. | |
| 17.06 Uhr: Geschwächte Landwirte | |
| Rund um Dannenberg bleiben immer noch regelmäßig Traktoren auf der Straße | |
| stehen. "Die sind schon ziemlich schwach die Treckerfahrer, da kann es mal | |
| vorkommen, dass sie nicht mehr weiterkönnen und ihr Fahrzeug auf der | |
| Kreuzung abstellen müssen", erklärt eine Sprecherin der Bäuerlichen | |
| Notgemeinschaft das Verhalten gegenüber der Agentur dpa. | |
| Die Trecker blockieren dadurch immer wieder auch wichtige Verbindungswege | |
| für die Polizei. Bereits am Sonntag konnten auch deshalb viele Beamte nicht | |
| ausgetauscht oder mit Essen versorgt werden. (dpa) | |
| 16.58 Uhr: Polizei riegelt Splitau-Zufahrt ab | |
| Die Polizei riegelt die Zufahrt von Nebenstedt nach Splietau ab. Im Ort | |
| blockieren Traktoren kurzzeitig die Durchfahrt. Passanten ohne | |
| Presseakkreditierung wird derzeit ein Zugang in den Ort verweigert. (taz) | |
| 16.21 Uhr: Erst der fünfte Castor verladen | |
| Dannenberg. Auf den Verladebahnhof in Dannenberg wurde inzwischen der | |
| fünfte von elf Castorbehältern auf einen Lkw umgeladen. Das bericht | |
| "X-tausendmal quer". Die Castoren sind bereits seit knapp sieben Stunden | |
| auf dem Bahnhof. | |
| 16.17 Uhr: Polizeigewerkschaft will mehr Stellen | |
| Berlin. Die Bundespolizeigewerkschaft (bgv) klagt über zu starke | |
| Belastungen für die Einsatzkräfte der Bundespolizei und der Polizei der | |
| Länder während des Castor-Transports, berichtet die Nachrichtenagentur | |
| dapd. Vorsitzender Rüdiger Reedwisch erklärte, die Grenze der Belastung für | |
| die Einsatzkräfte sei eindeutig überschritten. | |
| "Überall werden Stellen für Polizisten hirnlos gestrichen und | |
| Pseudo-Sicherheit vorgegaukelt", klagte Reedwisch. Außerdem plane das | |
| Bundesinnenministerium "erstmalig den Abbau von bis zu 1.000 Stellen bei | |
| der Bundespolizei". Das müsse angesichts der "ungeheuerlichen Belastungen" | |
| umgehend gestoppt werden. | |
| Laut Polizei ist es am Wochenende immer wieder zu massiven Angriffen auf | |
| Beamte gekommen. "Aus den extrem aggressiven Personengruppen wurden | |
| Polizeibeamte unter anderem mit Reizstoffen besprüht, mit Steinen beworfen | |
| sowie mit Pyrotechnik und Signalmunition beschossen." Bei Leitstade ist | |
| zudem ein Sonderwagen der Polizei mit einer brennbaren Flüssigkeit | |
| übergossen und angezündet worden. | |
| Mehrere Beamte wurden leicht verletzt, hieß es. Die Blockierer ihrerseits | |
| sprachen von 950 Augenverletzungen durch Pfefferspray, Tränen- und CS-Gas, | |
| die bei den Polizeiaktionen gegen die Castor-Schotterer entstanden sind. | |
| Zudem habe es 16 Brüche, 29 Kopfplatzwunden und drei Gehirnerschütterungen | |
| bei den Schotterern gegeben. (dapd/taz) | |
| 15.59 Uhr: Zugestellte Straßen im Wendland | |
| Auf der Zufahrt von Westen nach Gorleben blockieren zwei Trecker die Straße | |
| so, dass Demonstranten in ihren Autos sich gerade noch so durchquetschen | |
| können, die schweren Fahrzeuge der Polizei aber nicht. Die Polizei dort ist | |
| sichtlich genervt. Auch von anderen Straßen werden solche vorübergehenden | |
| Blockaden gemeldet. Außerdem sind derzeit ungewöhnlich viele Traktoren, zum | |
| Teil mit voll beladenen Anhängern, auf den Straßen unterwegs. (taz) | |
| 15.41 Uhr: Schafsblockade auf die Weide getrieben | |
| Die Hunderte Schafe und Ziegen, die sich am Montagnachmittag zwischen | |
| Gorleben und Laase auf der nördlichen der beiden möglichen Transportrouten | |
| des Castortransports befanden, sind inzwischen auf eine Weide getrieben | |
| worden. Das erklärte am Nachmittag die Polizei auf Anfrage der taz. | |
| Anders, als von der Schäferin gegenüber Radio Freies Wendland erklärt, | |
| hätten sich aber nur einige hundert Tiere auf der Strecke befunden, sagte | |
| die Polizei. Die Schäferin hatte von 1.700 Tieren gesprochen. Beamte hätten | |
| die Schafe und Ziegen auf eine nahe Wiese getrieben. Die beiden | |
| Transportstrecken waren am Montagnachmittag von der Polizei abgesperrt. | |
| (taz) | |
| 15.20 Uhr: Polizei bringt Absperrgitter zur Blockade | |
| Camp Gedelitz. Immer mehr kleinere Gruppen brechen Richtung Zwischenlager | |
| auf. Mit Isomatten und Schlafsäcken im Gepäck wollen sie die Straße zum | |
| Atommülllager mitblockieren. Vor ihnen liegt ein rund halbstündiger | |
| Fußmarsch durch den Wald. Ein Polizeihubschrauber beobachtet den Abmarsch. | |
| Derweil wurden erste Polizeifahrzeuge auf der Straße zum Zwischenlager | |
| gesichtet, die Absperrgitter Richtung Straßenblockade schaffen. Offenbar | |
| soll die Blockade jetzt abgeriegelt werden. Bisland können sich noch | |
| Atomkraftgegner der Blockade anschließen. Nach Angaben von "X-tausendmal | |
| quer" sind bereits 2.000 Blockierer vor Ort. (taz) | |
| 15.22 Uhr: Grüne lobt besonnene Räumung | |
| Dannenberg. Nach dem strapaziösen Polizeieinsatz fordern die Grünen eine | |
| Debatte über die Castor-Transporte nach Gorleben. "Der Polizeieinsatz ist | |
| an seine Grenzen gestoßen", sagte die Grünen-Fraktionschefin im | |
| Europaparlament, Rebecca Harms, am Mittag bei einer Pressekonferenz in | |
| Dannenberg. | |
| Harms lobte das besonnene Verhalten der Polizei bei der Räumung der | |
| nächtlichen Schienenblockade mit tausenden Demonstranten. Einige Beamte | |
| seien aber bis zu 40 Stunden ohne Schlaf gewesen. "Das kann auch für die | |
| Polizisten so eigentlich nicht weitergehen." | |
| Der Einsatz der Polizei gegen die Castor-Schotterer war dagegen von | |
| Atomkraftgegnern scharf kritisiert worden. (dpa/taz) | |
| 15.11 Uhr: Polizei gibt sich zufrieden | |
| Dannenberg. Die Polizei sieht trotz der Massenproteste und heftiger Kritik | |
| an ihrem Einsatz beim Castor-Transport nach Gorleben vorerst keinen Anlass, | |
| ihre Strategie umzustellen, berichtet die Agentur dpa. "Das Konzept muss | |
| nicht geändert werden, vielleicht hier und da ein paar Details", sagte am | |
| Montag der Sprecher der Gesamteinsatzleitung in Dannenberg, Torsten | |
| Oestmann. Fehler seien nicht gemacht worden. "Es gibt zwar einen | |
| Zugfahrplan, aber jeder weiß: Der wird eh nicht eingehalten. Wir wollen | |
| aber keine Rekorde hinlegen, sondern den Transport sicher abschließen." | |
| Auch die Räumung der großen Sitzblockade in Harlingen sei gelungen, sagte | |
| der Polizeisprecher. "Wir haben es geschafft, die Situation so zu lösen, | |
| dass wir alle zufrieden sein können." Die Beamten seien trotz großer | |
| Anstrengung differenziert und besonnen vorgegangen. "Es gibt keine | |
| Überbeanspruchung, aber die Belastung geht über das übliche Maß hinaus." | |
| 15.00 Uhr: Grüne "politischer Arm von Aufrührern" | |
| Stuttgart/München. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verurteilt die | |
| Unterstützung der Castor-Blockierer durch führende Politiker der Grünen, | |
| berichtet die Agentur dapd: "Die Grünen outen sich als politischer Arm von | |
| Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern." Und weiter: "Was Trittin, | |
| Roth und Özdemir im Wendland abziehen, ist moralische Unterstützung für | |
| Landfriedensbruch." | |
| Auch der baden-württembergische Generalsekretär Thomas Strobl hat ein | |
| Hühnchen mit den Grünen zu rupfen: Er erwarte von einer Partei, die es "mit | |
| dem Rechtsstaat und mit der Demokratie ernst" nehme, sich "von Rechtsbruch | |
| und Straftaten" klar zu distanzieren. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) | |
| sagte über die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei im | |
| Wendland ebenso wie über den Streit um "Stuttgart 21", er halte es für | |
| schwierig, wenn diejenigen, "die das Ganze befeuern", sich "dann darüber | |
| beschweren, was daraus entsteht". (dpad) | |
| 14.55 Uhr: Castor strahlt im Rahmen der Grenzwerte | |
| Dannenberg. Am Verladebahnhof messen Greenpeace-Experten im Abstand von | |
| etwa 14 Metern die Strahlung der umgeladenen Behälter. Das Ergebnis der | |
| Messung von Gamma- und Neutronenstrahlen aus den ersten drei Castoren: Mit | |
| 4,8 Mikrosievert pro Stunde ist die Neutronenstrahlung über 480mal höher | |
| als die zuvor am gleichen Ort gemessene Hintergrundstrahlung. Die | |
| Gammastrahlung (2,3 Mikrosievert) ist 40mal höher. | |
| Damit liegen die Werte nach Einschätzung der Experten von Greenpeace | |
| "vermutlich innerhalb der Grenzwerte". Diese Grenzwerte seien aber zu hoch | |
| angesetzt. Der Rat von Greenpeace an die Polizei: "Wir warnen die | |
| begleitenden Polizisten, sich dem Zug zu sehr zu nähern." | |
| 14.44 Uhr: 1.700 Schafe und Ziegen auf Castorstrecke | |
| Eine Schäferin mit 1.200 Schafen und 500 Ziegen befindet sich auf der | |
| Transportstrecke zwischen Gorleben und Laase, der Elbuferstraße. Ihr | |
| Tageswanderziel ist Laase, sie freut sich, so ließ sie über Radio Freies | |
| Wendland wissen, über Leute, die mitwandern wollen. Sie hatte auch schon | |
| Kontakt mit der Polizei, die dem Anschein nach noch nicht so genau weiß, | |
| was sie mit ihr anfangen soll. (taz) | |
| 14.30 Uhr: Polizei trägt Erdwall ab | |
| Gedelitz. Jetzt reichts der Polizei: Mit Motorsäge und Räumfahrzeug geht | |
| sie gegen einen kniehohen Erdhügel vor, der noch immer die Ortsdurchfahrt | |
| blockiert. Die Umstehenden reagierten mit Schmunzeln und Lachen. Die | |
| Stimmung in Gedelitz ist prächtig – mit oder ohne Erdhügel. (taz) | |
| 14.25 Uhr: Kinder tragen Erdwall ab | |
| Gedelitz: In der Ortschaft Gedelitz haben am Vormittag Anwohner mit einem | |
| Erdwall einen Zufahrtsweg der Polizei zugeschüttet. Nachdem die Polizei sie | |
| aufforderte, die Erde innerhalb von einer halben Stunde wieder zu entfernen | |
| und androhte, das anderenfalls selbst zu tun, begannen die Anwohner damit, | |
| den Hügel abzutragen: Sie schickten mehrere Kleinkinder mit | |
| Spielzeugschaufeln und Kinderschubkarren bewaffnet ans Werk. Diese | |
| buddelten dort vergnügt über die Mittagsstunden. | |
| Kurz vor Zwei verlor die Polizei dann doch die Geduld und schickte ein | |
| Räumfahrzeug. Eine kleine Sitzblockade stoppte zunächste das Fahrzeug. | |
| (taz) | |
| 14.15 Uhr: Routine vor der Kamera | |
| Zwischenlager Gorleben. Außer einer Reihe von Fernsehteams ist dort niemand | |
| zu sehen: Weder Demonstranten noch größere Polizei-Einheiten. Die Reihe von | |
| TV-Reportern sprechen einer nach dem anderen die Ankündigung in die Kamera, | |
| dass an diesem Ort heute Nacht der Atommülltransport eintreffen wird. | |
| Etwa 300 Meter weiter nördlich vertreiben sich die SitzblockiererInnen von | |
| "X-tausendmal quer" die Zeit mit Zeichnen, Jonglieren oder dem Aufbau von | |
| Holzgerüsten, an die sie Planen befestigen wollen – wohl um sich vor dem | |
| erwarteten Wasserwerfer-Einsatz zu schützen. (taz) | |
| 13.55 Uhr: Polizei bei der Blockade entspannt | |
| Straße zum Zwischenlager: Die Polizei sieht die Aktivitäten der Blockierer | |
| auf der Straße sehr gelassen. Zwei Dinge hat sie verboten: Keine Zelte oder | |
| Banner, die bis zum Boden reichen, dürfen aufgestellt werden. Außerdem ist | |
| es nicht gestattet, große Strohballen auf die Straße zu stellen. Kleine | |
| Strohsäcke gegen die Kälte dagegen sind erlaubt. | |
| "Wenn die Blockade weiterhin so friedlich bleibt wie bisher", erklärte ein | |
| Polizeisprecher gegenüber der taz, "werden keine Zwangsmittel eingesetzt". | |
| Um 16 Uhr gibt es ein Veranstaltergespräch. Noch immer ist der Zugang aus | |
| Richtung Gedelitz zur Straßenblockade offen. (taz) | |
| 13.40 Uhr: Freiheitsentzug auf Blockade war "Rechtsbruch" | |
| Auf der Pressekonferenz der BI Lüchow-Dannenberg warf Rechtsanwalt Dieter | |
| Magsam der Polizei mit Blick auf die massenhafte Ingewahrsamnahme in | |
| Harlingen "organisierten Rechtsbruch" vor. Die bei Freiheitsentzug | |
| gesetzlich vorgeschriebene richterliche Vorführung der Festgehaltenen sei | |
| ausgeblieben. | |
| Die Polizei habe dieses auch von Richtern in Lüchow bemängelte Versäumnis | |
| damit begründet, dass zu wenige Beamte zur Verfügung gestanden hätten. "Das | |
| sind die Leute, die uns Rechtsbruch vorwerfen", sagte Magsam. (taz) | |
| 13.28 Uhr: Grüne Politiker auf Straßenblockade | |
| Straße zum Zwischenlager: Auf der Blockade haben auch die grünen Politiker | |
| Astrid Rothe-Beinlich, Landtagsvizepräsidentin in Thüringen, sowie der | |
| Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler übernachtet. Rothe-Beinlich | |
| erhielt schon Nachfragen von Journalisten, ob es sich für eine | |
| Landtagsvize-Präsidentin geziemt, an einer Blockade teilzunehmen. Sie | |
| selbst sieht das gelassen: "Es ist meine demokratische Pflicht angesichts | |
| der Laufzeitverlängerung die Straße zu blockieren." | |
| Der grüne Bundestagsabgeordnete Kindler muss noch heute die Blockade | |
| verlassen, denn schon am Dienstag gibt es in Berlin ein | |
| Berichterstattergespräch zu den Etats für die Endlagerung und die Erkundung | |
| von Gorleben, wo auch Umweltminister Norbert Röttgen erwartet wird. | |
| "Röttgen will sich mit Castor-Gegnern treffen? Kann er haben!", sagt | |
| Kindler mit einem Augenzwinkern. (taz) | |
| 13.12 Uhr: Atomkraftgegner sammeln sich in Nebenstedt | |
| Nebenstedt. Am Beginn der südlichen der beiden möglichen Transportrouten | |
| des Castors von Dannenberg zum Zwischenlager haben sich auf dem Gelände der | |
| Großkundgebung vom Samstag etwas 1.000 Menschen bei der noch immer | |
| aufgebauten Hauptbühne versammelt. Eine Samba-Gruppe spielt. Über die | |
| Großbildleinwand flimmern die Meldungen des Castor-Tickers der Initiativen. | |
| Eine mobile Küche gibt Essen aus, die Demonstranten bereiten sich auf die | |
| geplanten Aktionen vor, wenn der Transport am Abend aus Dannenberg | |
| weiterfährt. Die Polizei lässt Nachkommende dorthin passieren. (taz) | |
| 12.58 Uhr: Suppen für die Blockierer | |
| Gedelitz. Im Camp Gedelitz brodeln die Suppen, während vier Kilometer | |
| weiter Demonstranten das Zwischenlager blockieren. Am Ortseingang Gedelitz | |
| versperrt ein Erdhaufen die Zufahrt. (taz) | |
| 12.54 Uhr: Röttgen verteidigt Castor-Transport | |
| Berlin. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat den Castor-Transport | |
| nach Gorleben erneut verteidigt, das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. | |
| Die Entsorgung von Abfällen aus Kernenergie sei eine alternativlose | |
| Notwendigkeit, sagte Röttgen am Montag bei einem Symposium in Berlin. "Wir | |
| haben diesen Strom genutzt. Daraus fallen Abfälle an, die Verantwortung | |
| begründen. Dieser kann man nicht entfliehen", betonte der Minister. Die | |
| Transporte seien bereits von seinen Amtsvorgängern abgesegnet worden. Noch | |
| in diesem Jahr will Röttgen Gorleben besuchen. | |
| "Die Situation im Wendland erfordert, dass der Minister sich jetzt auf den | |
| Weg nach Gorleben macht und nicht kurz vor Weihnachten", sagte der Sprecher | |
| der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt", Jochen Stay. (dpa) | |
| 12.40 Uhr: Linke kritisiert Polizeieinsatz | |
| Berlin. Die Linkspartei wirft der Polizei unverhältnismäßige Gewalt gegen | |
| Castor-Gegner vor. "Ich konnte mit eigenen Augen beobachten, wie die | |
| Staatsgewalt rücksichtslos zugeschlagen hat", sagte die Innenexpertin der | |
| Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, gegenüber der Nachrichtenagentur | |
| dapd. Friedliche Demonstranten seien "mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und | |
| Reizgas malträtiert und verletzt" worden. (dapd) | |
| 12.29 Uhr: Bundesregierung verteidigt Polizei | |
| Die Bundesregierung sieht die Polizei bei den Massenprotesten gegen den | |
| Castor-Transport nach Gorleben nicht überfordert. "Das Ereignis war | |
| absehbar und ist sehr, sehr gut vorbereitet worden", sagte ein Sprecher des | |
| Innenministeriums, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Die Fläche | |
| entlang des Streckenverlaufs sei sehr groß. "Das fordert die Polizei in | |
| besonderem Maße." Klar sei, dass ein solcher tagelanger Protest an alle | |
| Beamten hohe Anforderungen stelle. | |
| Der Sprecher sah auch keine Abstimmungsprobleme zwischen Bundes- und | |
| Landespolizeien. Gewerkschaften hatten Schienenblockaden und die | |
| Einsatzüberlastung der Polizisten für einen Stopp des Transports | |
| verantwortlich gemacht. | |
| Eine Neuregelung der Millionen-Kosten des Transports lehnte die | |
| Bundesregierung ab. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte | |
| verlangt, dass der Bund Kosten übernehmen soll. Die Einsatzkosten trage das | |
| Land, in dem der Einsatz stattfinde, betonte Sprecher Paris. (dpa) | |
| 12.10 Uhr: 16 Brüche, 3 Gehirnerschütterungen | |
| Castor Schottern zieht auf einer Pressekonferenz Bilanz der Verletzten in | |
| ihren Reihen: Es habe mehr als 950 Augenverletzungen durch Pfefferspray, | |
| Tränen- und CS-Gas gegeben, sagte Sprecher Christoph Kleine am Mittag. | |
| Zudem 16 Brüche, 29 Kopfplatzwunden, drei Gehirnerschütterungen. Zwei | |
| Schotterer mussten den Angaben zufolge ins Krankenhaus. (taz) | |
| 11.55 Uhr: Blockierer bauen einzelne Hütten | |
| Straße zum Zwischenlager. Einige Blockierer haben angefangen, Baumstämme | |
| zusammenzubinden und mit Planen zu überdecken. Sie sollen als Regenschutz | |
| dienen. Es könnte sein, dass hier ein Hüttendorf entsteht. Es gibt | |
| allerdings verschiedene Meinungen unter den Blockieren dazu, denn solche | |
| Hütten könnten im Falle der Räumung die Blockierer gefährden. Die Polizei | |
| hat sich dazu noch nicht geäußert, hatte aber vorher bereits verboten, | |
| Zelte aufzustellen. Der Grund: Am Samstag war bei einer Blockade, geschützt | |
| von Zelten, die Straße unterhölt worden. (taz) | |
| 11.20 Uhr: Umladen könnte 15 Stunden dauern | |
| Dannenberg. Bei den Beobachtern des Atommülltransports kursieren | |
| unterschiedliche Einschätzungen, wie lange das Umladen der elf Castoren von | |
| Waggons auf Lkws in Dannenberg dauern wird. Weil dieses Mal | |
| unterschiedliche Behältertypen transportiert werden und mehrmalige | |
| Messungen nötig sind, könnte sich der Prozess bis zu 12 oder gar 15 Stunden | |
| hinziehen. Bislang lagen die Einschätzungen aufgrund der Erfahrungen der | |
| Vorjahre eher bei 6 bis 8 Stunden. | |
| Neben der anhaltenden Sitzblockade von "X-tausendmal quer" wird noch mit | |
| weiteren Blockadeversuchen, etwa von Greenpeace oder den Bauern, gerechnet. | |
| Weil die Nächte im Wendland schon empfindlich kalt sind, beginnen solche | |
| Aktionen möglicherweise erst kurz vor Beginn des Straßentransports. (taz) | |
| 10.50 Uhr: Polizei erschwert Zufahrt zur Kundgebung | |
| Splietau. Die Polizei erschwert den Zugang zur angemeldeten | |
| Protest-Kundgebung von der BI Lüchow-Dannenberg in Splietau. Massive | |
| Kontrollen. Fahrzeuge werden gar nicht durchgelassen, Insassen nach eigenen | |
| Angaben zum Teil beleidigt: "Hau'n sie ab hier!" | |
| Bislang sind gerade mal 100 Demonstranten vor Ort. Die Veranstalter warten | |
| deshalb noch ab mit dem Beginn der Reden. (taz) | |
| 10.30 Uhr: Strohsitze und Rechtsberatung | |
| Straße zum Zwischenlager: Als die Blockierer heute Morgen aufwachten, waren | |
| die Spitzen der am Straßenrand stehenden Kiefern mit Rauhreif bedeckt. Sehr | |
| viele haben vor Ort geschlafen, hier auf der Straße, die Gorleben mit dem | |
| Zwischenlager verbindert. Hier muss der Castor auf jeden Fall hindurch. | |
| Sie schliefen auf Strohsäcken oder Isomatten und gut eingehüllt in | |
| Schlafsäcke und Rettungsdecken, die hier von den Organisatoren gegen eine | |
| Spende verteilt werden. Diejenigen, die nicht perfekt ausgerüstet waren, | |
| sind total verfroren. | |
| Inzwischen sind alle wach. Einige müssen heute Vormittag bereits abreisen, | |
| weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass der Castor noch nicht durch | |
| ist. | |
| Die Stimmung ist trotz Kälte sehr gut. Einige Leute jonglieren, andere | |
| stopfen sich weiter Stroh in Säcke, um sich einen wärmeren Sitzplatz zu | |
| bauen. Gerade ist SprecherInnenrat, auf dem über den weiteren Ablauf | |
| beraten wird. Da wird auch berichtet, dass ein Blockierer, Rasputin, seinen | |
| 28. Geburtstag hier feiert. Großer Applaus. | |
| Es gibt ein "Bezugsgruppenfindungstreffen" für Neuankömmlinge, denn noch | |
| immer stoßen weitere Atomkraftgegner zu den Blockierern. Man achtet darauf, | |
| dass hier niemand vereinzelt bleibt. | |
| Sogar eine Rechtsberatung wird angeboten: Was ist zu tun, wenn man | |
| weggetragen wird. Zur Zeit sind mehr als 1.500 Blockierer hier versammelt. | |
| Noch immer ist es möglich, über den Wald in die Blockade zu gelangen. (taz) | |
| 10.10 Uhr: Gab es Krawalle? | |
| Linksparteischef Klaus Ernst habe Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Schuld | |
| "für die Eskalation beim Castor-Transport" nach Gorleben gegeben, schreibt | |
| die Nachrichtenagentur dpa. Dafür "trägt Kanzlerin Merkel die | |
| Verantwortung", zitiert dpa Klaus Ernst. "Sie hat den erreichten Frieden in | |
| der Atomfrage aufgekündigt. Viele sind zu Recht wütend, weil jetzt noch | |
| viel mehr Atommüll entsteht, obwohl wir noch keine Lösung für den | |
| vorhandenen Müll haben. Es ist klar, dass sich die Wut am Castor-Transport | |
| entlädt." | |
| Die BI Lüchow-Dannenberg sieht das anders: Deren Sprecher, Wolfgang Ehmke, | |
| sagte dapd zufolge im Südwestfunk, die Aktionen der Castor-Gegner seien | |
| größtenteils friedlich gewesen. Dazu zählten auch die sogenannten | |
| Schotterer, die mehrfach versucht hatten, das Gleisbett zu unterhöhlen. | |
| Unabhängig von der Strafbarkeit ihrer Handlung hätten sich auch diese | |
| Demonstranten der Gewaltfreiheit verschrieben, betonte Ehmke. Es bestehe | |
| kein Grund sich zu distanzieren. (dpa/dapd/taz) | |
| 9.45 Uhr: Blockierer ziehen zufrieden Bilanz | |
| Harlingen. Auch die Polizei rückt inzwischen aus Harlingen ab. Für Jens | |
| Magerl, den Sprecher von "WiderSetzen", ist die Aktion nun mit der | |
| Freilassung der Blockierer glücklich zu Ende gegangen. Er ist sehr | |
| zufrieden, weil hier "bis zu 5.000 Menschen" den Castor 20 Stunden | |
| blockiert haben. "Dies war die größte Gleisblockade, die es je im Wendland | |
| gegeben hat", sagt er der taz. Magerl hofft, dass dies angesichts der | |
| "Größe und Vielfalt der Proteste" der letzte Transport ins Wendland gewesen | |
| sein könnte. Die Gleise sind inzwischen komplett frei: Von der Blockade | |
| zeugen nur noch einige Rucksäcke, Isomatten und andere persönliche | |
| Gegenstände, die dort zurückgeblieben sind. (taz) | |
| 9.26 Uhr: Castor läuft im Verladebahnhof ein | |
| Wie die Agentur dapd berichtet, hat der Castor inzwischen den | |
| Verladebahnhof in Dannenberg erreicht. | |
| 9.20 Uhr: Gefangene Blockierer werden freigelassen | |
| In Harlingen hat die Polizei kommentarlos den Kessel aufgemacht. Die | |
| Blockierer packen ihre Sachen und strömen Richtung Landstraße zurück zu den | |
| Camps. Die Polizei hat auf eine Feststellung der Personalien verzichtet. | |
| Viele Blockierer wollen weiter gegen den Castor protestieren. (taz) | |
| 9.15 Uhr: Es dürfte ein langer Tag werden | |
| Auf der besetzten Straßen zwischen Gorleben und dem Zwischenlager richtet | |
| man sich inzwischen auf einen langen Tag – und möglicherweise noch eine | |
| Nacht ein. Denn allein das Verladen des Castors in Dannenberg wird noch | |
| einmal mindestens 6 bis 8 Stunden in Anspruch nehmen. Außerdem ist bereits | |
| vor der Sitzblockade mit weiteren Aktionen gegen das Vorankommen des | |
| Castors auf der Straße zu rechnen. (taz) | |
| 9:01 Uhr: Castor rollt an Harlingen vorbei | |
| "Ab-schal-ten" skandieren die Blockierer, als der Castor an ihnen, am Platz | |
| der nächtlichen Blockade, um 9.01 Uhr vorbeirollt. Einige haben hier 20 | |
| Stunden ausgeharrt, um den Castor zu stoppen. | |
| 8:45 Uhr: Blockierer werden noch festgehalten | |
| In Harlingen werden die von der Polizei weggetragenen Blockierer noch immer | |
| festgehalten. Gerade wurde dort der erste Hubschrauber gesichtet, der das | |
| Gleis vor dem ankommenden Castor überprüft. Die Blockierer hoffen, wieder | |
| freizukommen, sobald der Castor an Harlingen vorbeigerollt ist. (taz) | |
| 8:20 Uhr: Castor fährt wieder | |
| Der Castor-Zug in Dahlenburg im Wendland gegen 08.20 Uhr losgefahren. Das | |
| berichtet unsere Nachrichtenagenturen dapd. Ziel ist das etwa 25 Kilometer | |
| entfernte Dannenberg, wo die elf Behälter auf Straßen-Schwertrasporter | |
| umgeladen werden müssen. | |
| 8.07 Uhr: Reparaturzug passiert Sammelstelle | |
| Mit lauten Buh- und "Schämt Euch, schämt Euch"-Rufen ist der Reparaturzug | |
| begleitet worden, der in Sichtweise der Gefangenen-Sammelstelle auf dem | |
| jetzt freien Gleis Richtung Dannenberg vorbeigefahren ist. Viele Blockierer | |
| gehen davon aus, dass ihm in Kürze der Castor-Transport folgen wird. | |
| Ein Polizist an der Sammelstelle berichtet unserem taz-Reporter, dass er | |
| jetzt schon 30 Stunden auf den Beinen ist und lediglich einmal eine | |
| Viertelstunde ein Nickerchen machen konnte. (taz) | |
| 7.45 Uhr: Demo in der Gefangenen-Sammelstelle | |
| Harlingen. In der Sammelstelle für geräumte Blockierer werden zurzeit 800 | |
| Menschen festgehalten, so Lutz Ike, ein Sprecher der Polizei vor Ort. | |
| Innerhalb der Wagenburg aus Polizeifahrzeugen und einem Wasserwerfer | |
| demonstrieren inzwischen 100 Atomgegner und fordern die Polizei auf, sie | |
| endlich freizulassen. Dabei bleibt ihnen nichts weiter übrig, als immer | |
| wieder im Kreis zu ziehen. Zwei junge Menschen tragen ein großes Schild mit | |
| der Aufschrift: "Gefangene der BRD". | |
| Einige Demonstranten sind schon seit zwei Uhr in der Sammelstelle gefangen. | |
| Ihnen wird auch auf Anfrage von der Polizei nicht mitgeteilt, wie lange sie | |
| noch bleiben müssen. Inzwischen sind viele Journalisten und Politiker zum | |
| Freiluftgefängnis gekommen. So will der rechtspolitische Sprecher der | |
| niedersächsischen Grünen klären, ob nicht ein Platzverweis | |
| verhältnismäßiger gewesen sei. Da es heute Nacht Minusgrade gab, sind | |
| einige Schlafsäcke von einer dünnen Eisschicht überzogen. (taz) | |
| 7.25 Uhr: "Schuld sind die gewaltsamen Atomgegner" | |
| Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat laut der Agentur reuters | |
| Forderungen aus Niedersachsen nach einer gerechteren Verteilung der Kosten | |
| für den massiven Polizeieinsatz beim Castor-Transport eine Absage erteilt. | |
| Es sei einheitliche Regel, dass die Bundesländer sich gegenseitig die | |
| Kosten für ihre eingesetzten Polizisten in Rechnung stellten, sagte | |
| Herrmann am Montag im Deutschlandfunk. So werde Niedersachsen für die rund | |
| 500 bayerischen Polizisten, die zur Sicherung des Castor-Transportes | |
| eingesetzt seien, aufkommen. | |
| Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) hatte eine | |
| gerechtere Verteilung der Lasten gefordert, die durch die Absicherung der | |
| Transporte entstehen. Er beklagte, dass sein Land zwar eine nationale | |
| Aufgabe erfülle, aber allein für die 20 bis 25 Millionen Euro aufkommen | |
| müsse, die der Polizeieinsatz je Castor-Transport koste. "Das ist und | |
| bleibt eine Ungerechtigkeit", sagte der CDU-Politiker am Sonntag ebenfalls | |
| im Deutschlandfunk. | |
| Herrmann hielt dagegen, dass man nicht über die Verteilung der Kosten | |
| streiten, sondern folgendes klar machen müsse: "Gäbe es diese illegalen, | |
| gewalttätigen Demonstranten nicht, gäbe es die Kosten nicht." Sie seien die | |
| Verursacher der Kosten. "Man muss sich eher fragen, warum die nicht die | |
| Kosten zahlen." (reuters) | |
| 6.55 Uhr: Blockade bei Harlingen ist geräumt | |
| Die Räumung der Schienenblockade von etwa 3.000 Castorgegnern in Harlingen | |
| nahe Hitzacker im Wendland ist beendet. Die letzten Demonstranten wurden um | |
| kurz vor 7 Uhr von der Polizei weggetragen. Damit ist die Gleisstrecke für | |
| den Castor-Atommülltransport zur Verladestation Dannenberg nach einer | |
| 19-stündigen Blockade wieder frei. | |
| Gegen Ende wurden die Blockierer mehr gezogen als getragen. Um 6.55 ist die | |
| größte Schienenblockade Deutschlands Geschichte. Bald wird der Castor | |
| durchgerollt sein. Zurück bleiben Strohhaufen, Goldfolie sowie glimmende | |
| Lagerfeuer. (taz) | |
| 6.10 Uhr: Mühsames Räumen der Gleisblockade | |
| Durch Gleisblockaden haben laut Agentur afp Castor-Gegner im Wendland die | |
| ganze Nacht hindurch die Weiterfahrt des Transports mit hochradioaktivem | |
| Atommüll verhindert. Trotz einer kurz nach Mitternacht begonnenen Räumung | |
| der Bahngleise gelang es der Polizei bis zum Morgen nicht, die Strecke | |
| freizumachen. Protestorganisatoren warfen der Polizei dabei ein zu hartes | |
| Vorgehen gegen die Demonstranten vor. | |
| "Es geht voran, aber mühsam", sagte ein Sprecher der | |
| Bund-Länder-Polizeipressestelle in Lüneburg am Morgen. Wie lange die | |
| Räumung noch dauern werde, sei schwer einzuschätzen. Demnach waren gegen | |
| 5.30 Uhr "etwas mehr als die Hälfte" der ursprünglich 3.500 Blockierer vom | |
| Gleis runter. (afp) | |
| 5.09 Uhr: Suppe und Getränke für Freiluft-Gefangene | |
| Harlingen: Die mehreren hundert Blockierer, die von der Polizei unter | |
| freiem Himmel in einem Kreis von Fahrzeugen festgehalten werden, liegen auf | |
| Decken im Gras. Viele frieren. Die Volksküche gibt weiter warme Suppen und | |
| Getränke aus. (taz) | |
| 4.48 Uhr: Blockierer bleiben in der GeSa bis Zug in Dannenberg ist | |
| Harlingen: Die Gleisblockierer bleiben unter freiem Himmel in Gewahrsam, | |
| bis der Castor in Dannenberg einfährt - das bestätigt ein Sprecher der | |
| Polizei am Einsatzort. Die Gefangenensammelstelle füllt sich, der ehemals | |
| besetzte Schienenabschnitt ist fast komplett geräumt.(taz) | |
| 3.57 Uhr: Greenpeace darf Strahlung jetzt messen | |
| Erst nach einer Konfrontation mit Einsatzkräften der Bundespolizei konnten | |
| Experten von Greenpeace heute Nacht mit zweieinhalb Stunden Verspätung eine | |
| Strahlenmessung beginnen. Die Rechtsberaterin der Einsatzleitung, Frau | |
| Dannemann, musste die Beamten in Dahlenburg dazu telefonisch anweisen. | |
| Einsatzkräfte der Polizei hinderten zuvor Mitglieder von Greenpeace massiv | |
| daran, in dem niedersächsischen Ort eine Strahlenmessung des Castorzuges | |
| vorzunehmen. Anwohner hatten zuvor die unabhängige Umweltorganisation | |
| telefonisch gebeten, aus ihrem Haus heraus die Strahlung der Castorbehälter | |
| zu messen. Der Zug mit elf Castoren steht seit 20.03 Uhr nur wenige Meter | |
| entfernt von ihrem Haus. (Greenpeace) | |
| 3.50 Uhr: GeSa soll illegal sein | |
| Anwälte vor Ort erklären unserem Reporter, dass die GeSa in Harlingen | |
| illegal sei. Sie hätte vom Amtsgericht Dannenberg erlaubt werden müssen. | |
| Diese Erlaubnis soll ihren Angaben zufolge nicht vorliegen. Sie würden | |
| deshalb gerade alles versuchen, um die Sammelstelle so schnell wie möglich | |
| wieder auflösen zu lassen.(taz) | |
| 3.25 Uhr: Rote-Beete-Eintopf und ein Stück Isomatte | |
| In der offenen Gefangenen-Sammelstelle bei Harlingen kommen alle | |
| Gleis-Blockierer rein, aber entgegen mancher Twitter-Meldung nicht wieder | |
| raus. Selbst an allen Punkten, wo die Stoßstangen der begrenzenden | |
| Polizeibusse aneinanderstoßen, schieben jeweils zwei Polizisten Wache. | |
| In der Sammelstelle selbst stellt die Polizei ein kleines Stück Isomatte, | |
| gerade genug, um darauf zu sitzen und Decken. Der Lkw mit Wasserflaschen | |
| sei laut Polizei nicht durchgekommen. Die Kirche bietet deshalb in kleinen | |
| Mengen heißen Tee an und zusätzlich Rote-Beete-Eintopf. Von Außen werden | |
| die "Gefangenen auf Zeit" mit nicht zu lauter Musik beschallt. Im Inneren | |
| schlafen schon viele wieder. Es ist ja auch mitten in der Nacht. | |
| Hauke, 26, berichtet unserem taz-Reporter, dass die Polizisten ihm auf dem | |
| Gleis gesagt hätten, dass wenn er nicht freiwillig mitkommen und laufen | |
| würde, sie ihn einfach in die Büsche werfen würden. Seine Sitznachbarin | |
| bestätigt die Vorwürfe von "WiderSetzen". Wer nicht gehen will, dem werde | |
| beispielsweise ins Gesicht gefasst und auf die schmerzhaften Punkte | |
| gedrückt. | |
| Guido Koch, ein Sprecher der Polizei, erklärte: "Der Einsatz läuft gut. | |
| Viele laufen mit, einige lassen sich tragen. Wir sind zufrieden." Ein | |
| Augenzeuge berichtet, dass einem die Polizisten außerhalb der Kameras sagen | |
| würde, man hätte ja jetzt seine Show gehabt, nun könne man auch laufen. Wer | |
| das nicht machen wolle, werde oft schmerzhaft davon überzeugt. | |
| Inzwischen sind knapp 60 Prozent der Strecke geräumt. Auch wenn das in der | |
| Dunkelheit relativ schwer abzuschätzen ist. (taz) | |
| 3.09 Uhr: Castor-Gegner werfen Polizei Gewalt vor | |
| Nach dem Beginn der Räumung von Blockaden der Castor-Gegner auf einer | |
| Bahnstrecke im Wendland haben laut der Agentur afp die Protestorganisatoren | |
| das Vorgehen der Polizei kritisiert. Die Polizei halte sich nicht an die | |
| getroffene Absprache, dass die Protestteilnehmer "ordnungsgemäß | |
| weggetragen" werden müssten, sagte ein Sprecher der Initiative | |
| "Widersetzen" in der Nacht zum Montag. "Statt dessen werden sie | |
| heruntergezerrt." | |
| Der Sprecher vermutete, dass die Polizei nun härter gegen die Demonstranten | |
| vorgehe, weil das Wegtragen zu lange dauere. Laut "Widersetzen" befanden | |
| sich nach 2 Uhr morgens noch rund 1800 Castor-Gegner auf den Schienen. | |
| (afp) | |
| 3.04 Uhr: Nachrichtenagentur meldet Vollzug | |
| Es hat manchmal seine Tücken, für eine Nachrichtenagentur zu schreiben. Die | |
| Kollegen von dapd vermelden jedenfalls in einer ersten Zusammenfassung | |
| schon jetzt eine erfolgreiche Räumung: "Mit einem massiven Aufgebot an | |
| Einsatzkräften hat die Polizei im Wendeland in der Nacht zum Montag eine | |
| Sitzblockade von etwa 2.000 Castor-Gegnern geräumt. Der Einsatz verlief | |
| zunächst "ohne größere Schwierigkeiten", sagte ein Sprecher der | |
| Einsatzleitung der Polizei in Lüneburg der Nachrichtenagentur dapd." | |
| Im zweiten Satz relativieren sie dann ihre Aussage aber wieder ein wenig: | |
| "In den frühen Morgenstunden dauerte die Räumung bei Harlingen nahe | |
| Hitzacker noch an. Erst wenn die Strecke wieder vollkommen frei sei, werde | |
| der in Dahlenburg gestoppte Castor-Transport weiterfahren, fügte der | |
| Polizeisprecher hinzu." | |
| 2.50 Uhr: Greenpeace darf Strahlung nicht messen | |
| Einsatzkräfte der Polizei hindern zurzeit Mitglieder von Greenpeace massiv | |
| daran im niedersächsischen Dahlenburg eine Strahlenmessung des Castorzuges | |
| vorzunehmen. Anwohner des Bahnhofs Dahlenburg hatten zuvor die unabhängige | |
| Umweltorganisation gebeten, aus ihrem Haus heraus die Strahlung der | |
| Castorbehälter zu messen. Der Zug mit elf Castoren steht seit 20.03 Uhr nur | |
| zehn Meter entfernt von ihrem Haus. | |
| Die Anwohner hatten Greenpeace telefonisch darum gebeten, die | |
| Strahlungsbelastung in ihrem Haus zu messen. Ein Team um den Kernphysiker | |
| und Greenpeace-Atomexperten Heinz Smital fuhr deshalb mit den notwendigen | |
| empfindlichen Messgeräten von Dannenberg nach Dahlenburg. Dort wurde ihnen | |
| der Durchgang zum Haus nicht nur verweigert, er wurde von der Polizei auch | |
| mit körperlicher Gewalt verhindert. (Greenpeace) | |
| 2.45 Uhr: Fotografen warten auf Gerangel | |
| Meter um Meter arbeitet sich die Polizei voran und trägt die Demonstranten | |
| weg. Bis jetzt bleibt der Einsatz weitgehend friedlich. Sobald es bei der | |
| Räumung ein Gerangel gibt, blitzen die Kameras der Fotografen. (taz) | |
| 2.30: Erste Verletzte bei Räumung | |
| Eine junge Frau um die 30 liegt neben der Schiene und wird von fünf | |
| Sanitätern verarztet. Sie ist beim Wegtragen mehrfach von den Polizisten - | |
| ob nun ungewollt oder gewollt - losgelassen worden und beim Fallen jeweils | |
| mit dem Kopf auf das Schotterbett gestoßen. (Nachtrag: Um 2.55 Uhr muss die | |
| Frau mit einem Krankenwagen abtransportiert werden) | |
| Ein Großteil der Blockierer geht freiwillig mit den Polizisten zur | |
| Sammelstelle. Der andere Teil beschwert sich lautstark, von der Polizei | |
| drangsaliert zu werden. Handgelenke werden dabei umgeknickt, ihnen wird ins | |
| Gesicht gegriffen oder sie werden von zwei Polizisten einfach über den | |
| Schotter geschleift. | |
| Organisatoren von WiderSetzen erklären, dass die Polizei ihr Versprechen, | |
| gewaltlos zu räumen nur umsetzt, wenn Journalistenkameras dabei sind. Wenn | |
| diese fehlen soll es allerdings rabiat zur Sache gehen. Auch taz-Reporter | |
| können das bestätigen. Sobald jemand nicht laufen will, soll er mit | |
| Schmerzen gefügig gemacht werden, teilweise schleifen sie die Blockierer | |
| einfach über die Gleise hinweg. | |
| Manche Polizisten nehmen aber das Versprechen der Einsatzleitung für voll | |
| und tragen diejenigen, die nicht laufen wollen bis zur Sammelstelle. | |
| Ungefähr ein Drittel der Strecke ist jetzt schon geräumt. (taz) | |
| 2.13 Uhr: Erstes Viertel der Blockade fast geräumt | |
| Harlingen. Auf den Gleisen bei Km 188 ist fast das gesamte erste Viertel | |
| der Gleisblockade geräumt. Teilweise gehen die Polizisten rabiat zur Sache, | |
| schleifen Blockierer über den Boden. Manche Beamte werden von Sanitätern | |
| ermahnt, keine gefährlichen Griffe einzusetzen, die zu Verletzungen führen | |
| könnten. Die Demonstranten bleiben aber friedlich. Pressefotografen werden | |
| teilweise abgedrängt. (taz) | |
| 2.10 Uhr: Sammelstelle füllt sich | |
| Die provisorische Gefangenensammelstelle auf der Wiese bei Harlingen füllt | |
| sich. Teilweise kommen die Blockierer in ganzen Gruppen und laufen | |
| freiwillig neben den Polizisten her. Nur vereinzelt werden sie von | |
| Polizisten nach vorne geschubst. Ein Demonstrant besteht darauf, getragen | |
| zu werden. Vier Beamte müssen sich um ihn kümmern, tragen ihn erst nur vom | |
| Gleis und überlegen jetzt, wie sie ihn bis zur Sammelstelle bringen. | |
| Kommentar des Blockierers: "Ich habe Zeit." Die Polizisten finden es nicht | |
| lustig, tragen ihn aber dann den gesamten Weg zu viert. Andere, die nicht | |
| ganz freiwillig laufen, drehen Polizisten die Arme auf den Rücken, um mehr | |
| Druck auszuüben. (taz) | |
| 2.03 Uhr: Erste Blockierer in der GeSa | |
| Harlingen. Wie angekündigt werden die ersten Blockierer in diese Art | |
| Gefangenensammelstelle (GeSa) unter freiem Himmel bei Harlingen gebracht, | |
| ohne dass die Personalien aufgenommen werden. In der Mitte des Kreises | |
| stehen ein paar Klos. Ein Polizeibeamter, der die Demonstranten bewachen | |
| muss, sagt etwas neidisch: "Die kriegen hier Isomatten, Decken, Essen und | |
| Trinken. Ihre Verpflegung ist besser als unsere." (taz) | |
| 1.59 Uhr: Demonstranten entlasten die Polizisten | |
| Viele Demonstranten lassen sich nicht den ganzen Weg durch den Wald tragen | |
| und laufen mit. Wahrscheinlich aus Mitleid zu den Polizisten. Die meisten | |
| geben an, schon länger als 24 Stunden im Einsatz zu sein. (taz) | |
| 1.52 Uhr: Räumung läuft auf Hochtouren | |
| Gleisblockade Harlingen. Die Räumung läuft auf Hochtouren. Von allen Seiten | |
| kommen Polizisten aus dem Wald. Die Blockierer werden höflich angesprochen. | |
| "Wollen Sie freiwillig mitkommen oder wollen sie sich tragen lassen?" Die | |
| meisten lassen sich von zwei Polizisten wegtragen. Schwerere und ältere | |
| Menschen werden zu dritt weggetragen. (taz) | |
| 1.44 Uhr: Räumung beginnt jetzt | |
| Nachdem die Polizei dreimal dazu aufgerufen hatte, die Gleise zu verlassen, | |
| es aber niemand getan hat, beginnt sie in diesem Moment die Räumung der | |
| Gleisblockade vom östlichen Ende her. Schwangere, Kranke, Kinder können | |
| sich melden und werden vorsichtig aus dem Wald herausgeführt, der Rest wird | |
| getragen. Die Gleisblockade ist etwa 500 Meter lang. Laut wird "Abschalten, | |
| abschalten" skandiert. (taz) | |
| 1.20 Uhr: Blockierer von Polizei umstellt | |
| Die Blockierer am Harlinger Gleis sind jetzt komplett von der Polizei | |
| umstellt. Einige Demonstranten sind schon freiwillig gegangen. In der Nähe | |
| der Bahnstrecke sind sehr viele Polizeiautos aufgereiht. Wahrscheinlich, um | |
| die Demonstranten zum Freiluftgefängnis zu transportieren. Denn der Weg ist | |
| knapp einen Kilometer lang und wäre defintiv zu lang, um alle in den Ring | |
| zu tragen. Schwierig wird es ebenso, die Blockierer von den Gleisen die | |
| Böschung hinauf und dann durch ein Stück Wald zu den Autos zu kriegen. | |
| (taz) | |
| 1.12 Uhr: Korrektur | |
| Entgegen ersten Meldungen an dieser Stelle, haben die | |
| Blockade-Organisatoren der Gruppe WiderSetzen (und hier auch auf keinen | |
| Fall Xtausendmal quer - wie fälschlich berichtet) der Räumung NICHT | |
| zugestimmt. Vielmehr gab es ein Gespräch zwischen WiderSetzen und der | |
| Einsatzleitung, in dem beide Seiten ihr Vorgehen bekannt gegeben haben. Die | |
| Polizei erklärte dabei, dass sie die Gleise heute Nacht räumen wird, die | |
| Blockierer hingegen erklärten, nicht freiwillig von den Schienen gehen zu | |
| wollen. (taz) | |
| 1.08 Uhr: Der Ring ist eröffnet | |
| Die Polizei hat auf einer Wiese neben dem Wald zu den Blockierern auf der | |
| Gleisanlage ein riesiges mobiles Freiuftgefängnis gebaut von einem | |
| geschätzten Durchmesser von 150 bis 200 Metern. Stoßstange an Stoßstange | |
| stehen die Polizeibusse, sodass wirklich keiner mehr aus dem Kreis heraus | |
| kann. In den hell erleuchteten Ring sollen die Demonstranten kurz | |
| eingesperrt werden, damit sie nicht wieder auf die Gleise zurücklaufen. | |
| Mehrere Polizeigruppen in Regimentstärke nähern sich den Blockierern im | |
| Laufschritt. (taz) | |
| 0.54 Uhr: Polizei postiert sich vor Camp Metzingen | |
| Vor einem der größten Camps der Castorgegner, in der Ortschaft Metzingen, | |
| sind Mannschaftswagen der Polizei postiert. Beamte untersuchen das | |
| ausgebrannte Wrack eines Autos, das noch immer hochkant gekippt die | |
| südliche Fahrspur der B 216 versperrt. Demonstranten hatte das Auto gegen | |
| 20.30 Uhr angezündet. | |
| 0.47 Uhr: Polizeikolonnen ereichen Blockierer | |
| Harlingen. Obwohl auf einem Feld in der Nähe der Blockade bereits hunderte | |
| Polizeifahrzeuge parken, erreichen nun auch aus Süden lange Kolonnen von | |
| weiteren Polizeimannschaften die Ortschaft. An der Blockade kündigte die | |
| Polizei die Räumung an, doch die Stimmung bleibt entspannt. Über das "Radio | |
| Freies Wendland" werden CastorgegnerInnen aufgefordert, noch zur Blockade | |
| dazuzustoßen. | |
| 0.40 Uhr: Polizei will ab eins die Gleise räumen | |
| Laut unseren Reportern vor Ort will die Polizei die Gleisanlagen bei | |
| Harlingen ab ein Uhr räumen. Das kündigt sie gerade vor Ort an. Dabei | |
| sollen alle in einen Kessel aus Polizeiwagen geführt werden ohne die | |
| Personalien aufzunehmen. Danach soll der Castor-Zug schnell durchfahren und | |
| alle wieder freigelassen werden. | |
| +++ [1][Zum Sonntags-Ticker Teil 2] +++ | |
| Die anderen Ticker: | |
| [2][Sonntags-Ticker (7.11.) - Teil 1] | |
| [3][Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 2] | |
| [4][Samstag-Ticker (6.11.) - Teil 1] | |
| [5][Freitag-Ticker (5.11.)]: | |
| *** | |
| Zum Live-Ticker: | |
| Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund | |
| um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter: | |
| Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul, | |
| Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise | |
| Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz | |
| berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt. | |
| In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Carl Ziegner, Frauke Böger, | |
| Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg | |
| 8 Nov 2010 | |
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