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# taz.de -- Internationale Finanzmärkte: Geld soll Gold wert sein
> Die Furcht vor einer ernsten Währungskrise ist groß. Indiz dafür: In den
> internationalen Theoriedebatten taucht jetzt sogar ein gelbes Edelmetall
> auf.
Bild: Und ewig lockt das Gold: Das Edelmetall ist derzeit äußerst beliebt.
BERLIN taz | Die Nervosität an den Finanzmärkten steigt. Ein Indiz: Der
Kurs von Euro zu Dollar stagniert, obwohl die US-Notenbank Fed angekündigt
hat, dass sie Staatsanleihen bis zu 900 Milliarden Dollar aufkaufen will -
also faktisch Geld druckt. Eigentlich hätte der Dollarkurs daraufhin in die
Tiefe rauschen müssen. Doch die Sorge der Investoren ist zu groß, dass auch
der Euro in Bedrängnis geraten könnte, weil einige Länder auf die Pleite
zusteuern.
Als gefährdet gilt unter anderem Irland, das in der Finanzkrise mehrere
Banken retten musste. Aus den Kosten für die Kreditausfallversicherungen
lässt sich errechnen, dass die Märkte inzwischen die Wahrscheinlichkeit bei
über 40 Prozent beziffern, dass Irland im Laufe der nächsten fünf Jahre
seine Anleihen nicht mehr zurückzahlen kann.
Beliebt ist daher der Kauf von Gold, das momentan auf Rekordniveau
gehandelt wird. Doch ist das Edelmetall nicht nur als reale Fluchtoption
interessant - plötzlich taucht es auch in den internationalen
Theoriedebatten wieder auf. Anlass ist ein Meinungsbeitrag, den der
Weltbankchef Robert Zoellick für die britische Financial Times verfasst
hat. Zwar kommt das Wort "Gold" dort nur in genau zwei Sätzen vor, aber
diese beiden Sätze wurden weltweit als Signal verstanden.
Zoellick forderte nämlich ein neues Währungssystem, das Dollar, Euro, Yen,
Pfund und Yuan umfassen soll. Und dann folgte der Aufreger: Man sollte
überlegen, Gold als "internationalen Referenzwert" zu etablieren, um damit
die Markterwartungen über Inflation, Deflation und künftige Währungskurse
zu ermitteln. "Auch wenn Gold nach der Lehrbuchmeinung eine alte Währung
ist, nutzen die Finanzmärkte Gold schon heute als monetären Ersatz."
Nicht wenige Leser gewannen den Eindruck, dass Zoellick wieder einen
"Goldstandard" einführen wolle. Bis zur Weltwirtschaftskrise 1931 waren die
Währungen direkt an die Golddepots der jeweiligen Zentralbanken gekoppelt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt dann das Abkommen von Bretton Woods, das
feste Wechselkurse zum Dollar definierte, der wiederum mit Gold hinterlegt
war. Dieses System brach allerdings Anfang der 70er Jahre zusammen, als die
USA immer mehr Dollar in Umlauf brachten,um den Vietnamkrieg zu
finanzieren. Seither sind die Wechselkurse flexibel.
Zoellick selbst erwähnt das Wort "Goldstandard" jedoch nicht. Vielmehr
scheint er den Goldpreis nur als einen Indikator verwenden zu wollen, wie
die Marktteilnehmer die künftige Inflationsgefahr einschätzen - um
entsprechend die Geldpolitik in seinem neuen Währungsregime auszurichten.
Trotzdem tut sich ein Problem mit dem Zoellick-Konzept auf: Der Goldpreis
ist kein sicherer Indikator, denn die Anleger neigen dazu, spekulative
Blasen zu erzeugen. So ist trotz der Rekordpreise für Gold nicht
ausgemacht, dass eine Inflation droht. Wie das Statistische Bundesamt am
Dienstag bekannt gab, liegt die Inflationsrate momentan bei niedrigen 1,3
Prozent.
9 Nov 2010
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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