Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nur eine Attrappe: Die Windhuk-Bombe war ein Test
> Innenmininster de Maizière hat seine Terrorwarnung präzisiert - und
> gleichzeitig versichert, dass das Gepäckstück in Namibia harmlos war.
> Steckt ein Geheimdienst dahinter?
Bild: Die Passagiere des Air-Berlin-Flugs nach München waren nie in Gefahr.
HAMBURG taz | Eine im namibischen Windhuk gefundene mutmaßliche
Sprengvorrichtung entpuppt sich als Attrappe. Es habe sich um einen
"Realtestkoffer" einer US-Firma gehandelt, der eingesetzt werde, um
Sicherheitslücken aufzudecken, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière
(CDU) zum Abschluss der Innenministerkonferenz in Hamburg.
Experten des Bundeskriminalamts (BKA) hätten die Bombenattrappe
begutachtet, Sprengstoff sei keiner gefunden worden. Für die knapp 300
Passagiere auf dem Air-Berlin-Flug nach München habe zu keinem Zeitpunkt
Gefahr bestanden.
De Maizière wollte Fragen, ob denn ausländische oder gar deutsche
Geheimdienste den Koffer auf die Reise schicken wollten, am Freitag nicht
beantworten. Er wolle sich "nicht an Spekulationen beteiligen". Die
Beteiligung eines deutschen Geheimdienstes halte er aber "für sehr
unwahrscheinlich", so de Maizière. All das werde nun untersucht, er werde
nichts unter den Teppich kehren, versprach der Innenminister. Das BKA war
nach eigenen Angaben nicht über den Test informiert.
Am Mittwochabend war das Gepäckstück bei der Verladung in einen Airbus von
Windhuk nach München aufgefallen. Beim Durchleuchten wurden nach
BKA-Angaben Batterien sichtbar, die über Kabel mit einem Zünder und einer
Uhr verbunden waren. Die Meldung hatte weitere Aufregung in eine ohnehin
angespannte Situation gebracht.
Erst am Mittwochmittag hatte de Maizière vor eventuellen Anschlägen in
Deutschland noch im November gewarnt. Seitdem patrouillieren auf Bahnhöfen
und Flughäfen mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten, ebenso an
sensiblen Orten wie dem Brandenburger Tor.
Inzwischen hat de Maizière seine Warnungen präzisiert. Die
Sicherheitsbehörden richteten sich auf einen Anschlagsversuch nach dem
Vorbild des Bombay-Attentats von 2008 ein, sagte er am Donnerstagabend im
ZDF. Das Szenario, dass mehrere Attentäter aus dem Ausland nach Deutschland
einsickerten, um einen Anschlag in einem Gebäude oder auf einem Platz zu
begehen, sei das wahrscheinlichste. Die Attentäter nähmen dabei wohl ihren
eignen Tod in Kauf.
Im indischen Bombay hatten mehrere Gruppen von Attentätern im November 2008
ein Luxushotel, ein Krankenhaus, den Hauptbahnhof und eine jüdische
Einrichtung gestürmt. Mehr als 160 Menschen starben.
Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen sorgte auf der Innenministerkonferenz in
Hamburg eine Aussage des rheinland-pfälzischen Innenministers Karl Peter
Bruch (SPD) für Verstimmung. Dieser hatte gesagt, es gebe "konkrete
Hinweise" auf München, Hamburg, Berlin oder das Ruhrgebiet als
Anschlagsziele. Das wurde von mehreren Länderinnenministern bestritten.
Unterdessen kam es mehrfach zu falschem Terroralarm. Der Hauptbahnhof
Hannover wurde am Freitag teilweise gesperrt. Weil Sprengstoffexperten die
Gefährlichkeit einer verdächtigen Tüte nicht abschätzen konnten, kam ein
Roboter zum Einsatz, der sie zerschoss. In Düsseldorf wurden ebenfalls
Bombenentschärfer gerufen. Sie stellten fest, dass sich in einem
verdächtigen Gepäckstück nur Kleider befanden. Das Landeskriminalamt
Sachsen-Anhalt sprengte am Freitag in Köthen einen verdächtigen Behälter -
auch dieser war ungefährlich.
19 Nov 2010
## AUTOREN
Wolf Schmidt
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Bombenattrappe: De Maizieres Testlauf
Eine Kofferbombe als Sicherheitsprüfung? Warum nicht! Angesichts der
Überreaktion mancher Politiker erleichtert die relative Gelassenheit der
Bevölkerung.
Minister machen Druck: Daten lieber gleich speichern
Die Innenminister wollen schnell wieder Daten auf Vorrat speichern. Die von
der Justizministerin bevorzugte anlassbezogene Nutzung von Daten finden sie
unbrauchbar.
Kommentar Terrorwarnung: Deutschland bleibt cool
Unglücklicherweise spricht einiges dafür, dass an der Terrorgefahr etwas
dran sein könnte. Deshalb blieb dem Innenminister gar nichts anderes übrig,
als an die Öffentlichkeit zu gehen.
Terrorwarnung in Deutschland: Mitten im "Gefahrenraum"
Ein Land in Aufregung: Was hinter der Anschlagswarnung von
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) steckt - und was sie bewirken
soll.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.