# taz.de -- Aktion von Mario Sixtus: Keine Angst vor dem Terrorismus | |
> Mario Sixtus ruft im Internet auf, Gesicht gegen eine vermeintliche | |
> Terrorhysterie zu zeigen. Dem Ruf sind schon viele gefolgt. Mit Humor – | |
> aber auch Verschwörungstheorien. | |
Bild: Hat keine Angst: Mario Sixtus | |
BERLIN taz | "Wir haben keine Angst" - diesen Namen hat eine seit | |
Montagmorgen erreichbare [1][Internetseite]. Auf ihr wenden sich | |
verschiedene Personen gegen eine vermeintliche Terrorhysterie im Land. Per | |
e-mail kann jeder ein eigenes Statement abgeben. Und das haben bereits | |
einige gemacht. | |
„Gefährlicher als es ein Terroranschlag für unseren Staat jemals sein | |
könnte, sind überaktive Politiker. Sie wollen im Windschatten einer | |
vermeintlichen oder realen Terrorbedrohung unsere Freiheitsrechte | |
beschneiden, Überwachungsstrukturen schaffen und ganze Bevölkerungsgruppen | |
unter Pauschalverdacht stellen“, titelt die Seite. Auch viele derjenigen, | |
die sich auf der Seite zu Wort gemeldet haben, schlagen in diese Richtung. | |
Ein Einsender schreibt „Freiheitsrechte sind elementar“, an anderer Stelle | |
ist zu lesen „Ich habe schon Angst, und zwar vor den ganzen | |
Terrorangstmachern in Politik und Qualitätsjournalismus“. Viele Personen | |
versuchen mit Witz zu veranschaulichen, dass sie an einer Terrorhysterie | |
nicht partizipieren wollen. | |
Eine Person schreibt: „Ich habe keine Angst vor Bombenattentaten. Ich mache | |
mir eher Sorgen, dass ich demnächst auf dem Flughafen von einem | |
Staatsdiener mit dem Segway umgefahren werde“. Ein entsprechendes Bild ist | |
direkt mitgeliefert. | |
Initiator der Kampagne ist Mario Sixtus, ein freier Journalist aus | |
Düsseldorf, der vor allem in der Netzgemeinde bekannt ist. „Am Anfang stand | |
der Ärger“, sagt der 45-jährige zu taz.de. Ärger, der sich angestaut habe, | |
nachdem er bei einem Besuch in Berlin sah, wie Polizisten mit | |
Maschinenpistolen die Stadt „besetzen“. Hinzu kam Unbehagen über die | |
Berichterstattung vieler Medien. | |
Ihm ginge es darum, ein Zeichen zu setzen, sagt Sixtus. Angst, die Gefahr | |
zu verharmlosen, sieht er nicht: „Die Aktion richtet sich nicht gegen die | |
innere Sicherheit, sondern gegen überzogenen Aktionismus.“ Die | |
Verhältnismäßigkeit müsse gewahrt werden. | |
Doch einige der Textbeiträge gehen über reine „Ich habe keine | |
Angst“-Bekundungen hinaus. Darin wird den Politikern der Bundesregierung | |
unterstellt, dass sie „die Terrorhysterie nutzen, um unsere Freiheitsrechte | |
zu beschneiden.“ Oder: „Die Regierung hat es satt, die Kontrolle der Bürger | |
an deren Freiheit zu verlieren. Daher wird jeder Hebel in Bewegung gesetzt, | |
um Überwachung auszuweiten.“ Trauriger Höhepunkt ist ein Beitrag, in dem | |
die aktuelle Terror-Debatte mit der Reichstagsbrandverordnung verglichen | |
wird. | |
Die Beiträge schaltet Mario Sixtus erst nach vorheriger Einsicht frei. Er | |
sagt, dass er selbst nicht mit allem einverstanden sei, das andere verfasst | |
haben. Aber auch Beiträge wie der, der auf den Reichstagsbrand Bezug nimmt, | |
müssten erlaubt sein. Letztlich gehe es um die Kernbotschaft. Und die | |
laute: Wir lassen uns nicht einschüchtern, weder von Terroristen, noch von | |
Politikern oder den Medien. Diese drei Kräfte würden derzeit ungewollt an | |
einem Strang ziehen, sagt Sixtus. | |
Dass seine Aktion etwas verändert, glaubt der Journalist nicht: „Die | |
Politiker nehmen meist nur wahr, was in den Pressespiegeln steht. Daher | |
habe ich nur geringe Hoffnung, dass die Botschaft diejenigen erreicht, an | |
die sie gerichtet ist.“ Sein Startbeitrag jedenfalls wurde innerhalb der | |
ersten 15 Stunden fast 40.000 mal angeklickt. Vielleicht waren auch | |
Politiker dabei. | |
22 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://wirhabenkeineangst.de/ | |
## AUTOREN | |
Andreas Grieß | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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