# taz.de -- Haushalt 2011: Schäubles Sparstrumpf-Milliarden | |
> Die Regierung betont ihren Sparwillen - dabei hält sie einige Milliarden | |
> Euro in der Hinterhand. Die Grünen haben ein paar Ideen, was damit | |
> passieren könnte. | |
Bild: Unübersichtliche Gemengelage: Je nach Parteizugehörigkeit gehen die Mei… | |
BERLIN taz | Wolfgang Schäuble ist ein alter Fuchs. Mit Unterstützung der | |
Regierungsfraktionen tut der CDU-Bundesfinanzminister so, als würde er ganz | |
toll sparen. Tatsächlich aber hält er sich finanzielle Spielräume offen, um | |
einige Milliarden Euro in der Hinterhand zu haben. Das kritisiert die | |
Opposition im Bundestag, der diese Woche den Bundeshaushalt 2011 | |
beschließt. | |
"Schäuble müsste mehr konsolidieren", fordert Carsten Schneider, der | |
finanzpolitische Sprecher der SPD. Indem der Finanzminister weniger spare | |
als möglich, manipuliere Schäuble die im Grundgesetz verankerte | |
Schuldenbremse, so Schneider. Dieser im Grundgesetz verankerte Mechanismus | |
schreibt eine stetig sinkende Neuverschuldung vor. | |
Den Hintergrund der Kritik bilden die bessere Wirtschaftslage und die | |
steigenden Steuereinnahmen. Als Schäuble im Sommer seinen Haushaltsentwurf | |
für 2011 vorlegte, ging er von einer Neuverschuldung von 57,5 Milliarden | |
Euro aus. Inzwischen glaubt die Regierung jedoch, mit 48,4 Milliarden | |
auszukommen. Weil Schäuble seine alte Finanzplanung der besseren Lage aber | |
nicht anpasst, gilt der höhere Schuldenwert als gesetzlicher Ausgangspunkt | |
für die kommenden vier Jahre. | |
Das bedeutet: Grundsätzlich hat die Regierung jedes Jahr die Möglichkeit, | |
einige Milliarden Euro mehr Schulden aufzunehmen. Dieser Umstand erzürnt | |
die Opposition. Bietet die kreative Buchführung doch die Möglichkeit, etwa | |
die von der FDP gewünschten Steuersenkungen zu finanzieren, auch wenn | |
eigentlich kein Geld da ist. | |
Neben der aus ihrer Sicht mangelnden Sparanstrengung kritisiert die | |
Opposition auch die Ausrichtung des Etats für 2011. So fordert die SPD, den | |
Spitzensteuersatz zu erhöhen, um mehr Geld für Investitionen und sozialen | |
Ausgleich zur Verfügung zu haben. | |
Die Grünen schlagen größere Umschichtungen im Haushalt vor. Einerseits | |
wollen sie mehr Geld ausgeben für Investitionen. Ein "grüner | |
Klimaschutzhaushalt 2011" würde zusätzliche Ausgaben von rund 4,5 | |
Milliarden Euro umfassen, erklärte Alexander Bonde, haushaltspolitischer | |
Sprecher der Ökopartei. Nennenswerte Posten wären 760 Millionen Euro für | |
Gebäudesanierung und 650 Millionen für internationalen Klimaschutz. | |
Zudem würden die Grünen diese Ausgaben durch zusätzliche Einnahmen | |
beziehungsweise Einsparungen finanzieren. Den Haushalt von | |
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bezeichnet Bonde als | |
"ungeordneten Bauchladen mit vielen Subventionen". "In einem ersten Schritt | |
würden wir bei der Wirtschaftsförderung 500 Millionen einsparen", sagt | |
Bonde. Darüberhinaus erhöhten die Grünen beispielsweise die Lkw-Maut und | |
besteuerten den Flugverkehr stärker. | |
23 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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