# taz.de -- Französischer Präsident tritt nochmal an: Sarkozys Traum vom sch�… | |
> Der US-Botschafter charakterisiert ihn als "launisch und autoritär" sowie | |
> "impulsiv und frenetisch" - an Sarkozy prallt alles ab. Bis 2017 will er | |
> französischer Präsident bleiben. | |
Bild: Weiter, immer weiter! Nicolas Sarkozy. | |
Zu den am schlechtesten gehüteten "Geheimnissen", die Wikileaks über | |
Frankreich gelüftet hat, gehört wohl die Enthüllung des US-Botschafters, | |
der französische Staatspräsident sei "launisch und autoritär", "impulsiv | |
und frenetisch" oder er schätze es nicht, dass man ihm widerspreche. Das | |
wussten ja inzwischen nicht nur seine Mitarbeiter, sondern so ziemlich die | |
ganze Nation. | |
Keine Entdeckung ist es im Nachhinein auch, dass er der "proamerikanischste | |
und proisraelischste aller Präsidenten" sei. Aber immerhin: Noch als | |
Innenminister unter Jacques Chirac habe er – lange vor der offiziellen | |
Ankündigung seiner Kandidatur in Frankreich – den Besuchern aus Übersee | |
2005 exklusiv angekündigt, dass er sich um die Präsidentschaft bewerben | |
werde und nach seiner Wahl über die von Chirac so heftig abgelehnte | |
Beteiligung am Krieg im Irak nachdenken werde. | |
Chiracs Konfrontation mit Bush und die Drohung mit einem Veto wegen der | |
Intervention im Irak sei ausdrücklich nicht nach Sarkozys Geschmack | |
gewesen, meldete die US-Botschaft nach Washington. | |
Bevor nun Wikileaks seine neuestes Geheimnis verrät, nämlich, dass er 2012 | |
für seine Wiederwahl zu einer zweiten Amtszeit antreten will, deckte am | |
Dienstag der Präsident vor Parlamentariern seine Karten lieber gleich | |
selber auf: "Ich bin für zwei Mandate, aber nicht mehr." Mit einer | |
Verfassungsrevision hatte er selber eine Präsidentschaft auf Lebenszeit | |
ausgeschlossen und die Amtsdauer auf zwei Mal fünf Jahre beschränkt. | |
Seine erklärte Absicht, zum Wohle Frankreichs bis 2017 an der Spitze der | |
Republik zu bleiben, hinderte ihn aber nicht, an die Zeit danach an der | |
Seite seiner Gattin Carla zu denken: "Nachher, das ist dolce vita", träumte | |
er laut vor den Besuchern im Elysée-Palast. | |
Auch er ließ es sich nicht nehmen, amüsiert den Ehrgeiz der vor Ungeduld | |
schon jetzt zappelnden Prätendenten für seine Nachfolge zu kitzeln: "Ich | |
will wirklich nicht, dass man sagt, ich wolle jemanden foppen, ich froh, | |
dass es in unserer politischen Familie so viele Talente gibt. Und wenn der | |
Zeitpunkt gekommen ist, soll der Beste gewinnen." | |
Er nannte Namen potenzieller Kronprinzen: Jean-François Copé, Bruno Le | |
Maire, François Baroin, Laurent Wauquiez und Xavier Bertrand. Nur seinen | |
populären Premierminister François Fillon, der womöglich schon 2012 eine | |
ernsthafte Alternative zum Amtsinhaber sein könnte, erwähnte er mit keinem | |
Wort. | |
1 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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