# taz.de -- Vergabe der Fußball-WM 2018 und 2022: Die Korruption stimmt mit | |
> Am Donnerstag entscheidet sich, wo 2018 und 2022 die | |
> Fußball-Weltmeisterschaften stattfinden werden. Vier korrupte | |
> Sportfunktionäre sind dabei. | |
Bild: Überraschung: David Beckham wirbt für England. | |
Am Donnerstag fällt die Entscheidung in der wohl härtesten | |
Bewerberschlacht, die der Weltfußball je erlebt hat. Die Regierung der | |
Fifa, die 22 Mitglieder des Exekutivkomitees, werden darüber abstimmen, wo | |
die Weltmeisterschaften der Jahre 2018 und 2022 stattfinden werden. Seit | |
Mittwoch präsentieren sich die Kandidaten. | |
Jede Menge Prominenz hat sich auf den Weg nach Zürich gemacht, wo der | |
Weltverband seinen Sitz hat. Expräsident Bill Clinton hat sich zusammen mit | |
Schauspieler Morgan Freeman für die US-Bewerbung starkgemacht. Heute legt | |
sich der britische Premier David Cameron zusammen mit der spielenden | |
Fußballlegende David Beckham für die englischen Bewerbung ins Zeug. | |
Prächtige PR-Filmchen sollen die Fifa-Mächtigen beeindrucken. | |
Doch all die schönen Bilder und wichtigen Menschen werden es nicht | |
schaffen, den Schatten beiseitezuschieben, der seit Wochenbeginn auf der | |
Fifa-Regierung liegt. Vier Exekutivmitglieder stehen massiv unter | |
Korruptionsverdacht. | |
Weil es eine Dokumentation der britischen BBC war, die den Brasilianer | |
Ricardo Teixeira, den Kameruner Issa Hayatou, den Paraguayer Nicolás Léoz | |
Almirón und Jack Warner, den Fifa-Vize aus Trinidad und Tobago, der | |
Korruption bezichtigt und dafür auch noch Nachweise geliefert hat, rechnet | |
seit Montag niemand mehr damit, dass England die WM 2018 austragen darf. | |
Bewerbungsbotschafter Beckham glaubt indes, die Fifa beruhigen zu können. | |
Am Dienstag sagte er nach einem Treffen mit Fifa-Präsident Sepp Blatter in | |
Zürich: "Wir haben ihm klargemacht, und er wusste das auch schon: Wenn wir | |
die WM 2018 bekommen, dann werden die Medien hinter uns stehen." Ob der | |
Präsident dem Medienexperten Beckham wohl glaubt? | |
Wichtiger für Blatter und für die Entscheidung der Exekutive ist ein | |
Bericht der Wirtschaftsberater von McKinsey. Aus dem geht hervor, dass sich | |
mit einer WM in England mit Abstand am meisten Geld verdienen ließe. Unter | |
den Bewerbern für 2018 liegt Russland, bislang Favorit bei den Buchmachern, | |
hinter den Doppelbewerbungen von Spanien und Portugal sowie den | |
Niederlanden und Begien auf dem letzten Platz. Schon wird spekuliert, der | |
russische Ministerpräsident Wladimir Putin habe seinen ursprünglich | |
geplanten Auftritt in Zürich abgesagt, weil er am Ende nicht als Verlierer | |
dastehen will. | |
Im Wettbewerb um die WM 2022 führen in der Rentabilitätsrangliste von | |
McKinsey die USA, die sich mit Katar, Australien, Südkorea und Japan um die | |
Ausrichtung bewerben. Wenn es nur ums Geschäft ginge, das Ergebnis stünde | |
schon fest. Doch Absprachen hinter den Kulissen, geheime Vereinbarungen und | |
offene gegenseitige Unterstützung (siehe unten) werden den | |
Abstimmungsprozess beeinflussen. | |
Am Ende werden sich aber auch die Sieger nicht sicher sein können, ob sie | |
die WM wirklich austragen dürfen. Eine erste Klage gegen die Abstimmung ist | |
schon angekündigt worden. Sie kommt von einem ehemaligen Exekutivmitglied, | |
das erst Mitte November wegen Korruption von der Ethikkommission der Fifa | |
für ein Jahr aus allen Fußballgremien ausgeschlossen wurde: Reynald Temarii | |
aus Tahiti, der seine Stimme für die WM-Abstimmung feilgeboten hatte, | |
beschwert sich darüber, dass ihm die Fifa den Beschluss der Ethikkommission | |
noch nicht zugestellt hat. So habe er weder juristisch gegen ihn vorgehen | |
noch ihn akzeptieren können, meint seine Anwältin. Sollte die Suspendierung | |
etwa vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas rückgängig gemacht | |
werden, könnte das gesamte Abstimmungsprozedere hinfällig sein. | |
Temariis Anwältin will zudem erreichen, dass sich die Fifa-Ethikkomission | |
mit den jüngsten Korruptionsvorwürfen befasst. "Offizielle dürfen keine | |
Bestechungsgelder annehmen", heißt es in Artikel 11 des Fifa-Ethik-Kodex. | |
Auch das Antikorruptionsnetzwerk Transparency International fordert die | |
Fifa auf, ihre eigenen Regeln anzuwenden. Die verweist auf das Urteil des | |
Kantonalgerichts Zug, das sich mit der Insolvenz des Sportrechtevermarkters | |
ISL befasst, aus dessen Kassen sich die Herren Teixeira, Léoz und Hayatou | |
haben schmieren lassen. "Das Strafgericht Zug hat keinen Fifa-Funktionär | |
verurteilt", heißt es in einer Stellungnahme der Fifa. In dem Prozess ging | |
es indes um die Umstände der Pleite, nicht um die Bestechlichkeit von | |
Funktionären. Die ist in der Schweiz gar nicht strafbar. | |
Auch deshalb dürfen sich Issa Hayatou, Ricardo Teixeira und Nicolás Léoz | |
Almirón in aller Ruhe die Präsentationen der WM-Kandidaten ansehen und | |
darüber abstimmen, wo die Fifa 2018 und 2022 ihre Geschäfte machen darf. | |
1 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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