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# taz.de -- Kommentar abgesagter Atommüllexport: Der Erfolg der Mobilisierung
> Der abgesagte Transport von 951 Brennelementen nach Russland zeigt, wie
> wirksam Protest sein kann. Der Druck auf die Atomlobby muss aufrecht
> erhalten werden.
Bild: Undatierte Aufnahme von der Baustelle der Atomanlage Majak
Die Anti-Atom-Bewegung hat jeden Grund zum Feiern: Über Monate haben ihre
Aktivisten aus Deutschland und Russland vor der Lieferung hochradioaktiver
Brennelemente in das radioaktiv verseuchte post-sowjetische Atomkombinat
Majak gewarnt. Nur durch ihre Mobilisierung sind Medien und Politik
aufgewacht.
Berichte über das verstrahlte Krisengebiet setzten die Bundesregierung
unter Druck, Anfragen im Bundestag brachten den für die Atomaufsicht
zuständigen christdemokratischen Umweltminister Norbert Röttgen in
Erklärungsnöte.
Mag Röttgens Sprecherin jetzt auch argumentieren, ihr Chef habe sich nicht
von den Atomkraftgegnern beeinflussen lassen, sondern nur das deutsche
Atomgesetz umgesetzt: Mehr als ein hilfloser Versuch der Gesichtswahrung
ist das nicht.
Der Umweltminister stand unter dem massiven Einfluss seiner regierenden
Parteifreunde in Sachsen, die den Atommüll des nahe ihrer Landeshauptstadt
Dresden liegenden ehemaligen DDR-Forschungsreaktors Rossendorf so schnell
wie möglich aus Deutschland wegschaffen lassen wollten. Auf
Sicherheitsrisiken in Russland, wo bis heute bereits eine halbe Million
Menschen durch die Anlage in Majak verstrahlt wurde, sollte keine Rücksicht
genommen werden: Warum sonst hätte Röttgen über Atommülllieferungen in eine
Region, die stärker verstrahlt ist als Tschernobyl, überhaupt nachdenken
sollen?
Der abgesagte Export der 951 Brennelemente zeigt jetzt, wie erfolgreich
Protest sein kann. Umso wichtiger bleibt, dass die Initiativen ihren Druck
auf die Atomlobby, auf die Regierungskoalition in Berlin aufrecht erhalten:
Massenproteste wie die für Montagabend angekündigten Demonstrationen in
über 50 Städten sind auch gegen die Castor-Transporte nach Lubmin, nach
Ahaus und anderswo nötig.
Denn ohne die Verschiebung des Atommülls droht vielen Atomkraftwerken das
vorzeitige Aus. Schon heute ist klar, dass die Zwischenlager von Meilern
wie Krümmel nicht ausreichen, um den durch die Laufzeitverlängerung
entstehenden Strahlenschrott zu schlucken. Bleibt die Anti-AKW-Bewegung auf
Erfolgskurs, wird die Atomindustrie an ihrem eigenen Müll ersticken.
6 Dec 2010
## AUTOREN
Andreas Wyputta
Andreas Wyputta
## TAGS
Atomenergie
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