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# taz.de -- Mafia in Japan: Kampf gegen die Yakuza
> Die kriminellen Strukturen der Yakuza-Banden in Japan wurden bislang kaum
> angetastet. Jetzt schlägt den Verbindungen allmählich ein schärferer Wind
> entgegen.
Bild: Yakuza-Banden erschossen im April 2007 den Bürgermeister der Stadt Nagas…
Schon bald hat Tokios neuer Fernsehturm seine endgültige Höhe erreicht. Mit
634 Metern wird der Tokyo Sky Tree dann das zweithöchste Gebäude der Welt
sein. Doch vielleicht noch interessanter ist ein großes Plakat am Bauzaun
um die stählerne Struktur herum. In großen Lettern steht dort "Gangster
sind nicht willkommen" und "Wir machen eine friedliche Stadt".
Kameras registrieren Tag und Nacht jeden Besucher, damit kein einziger
Verbrecher das Gelände betreten kann. Es ist nicht der einzige Affront, den
Japans rund 20 Yakuza-Verbrechersyndikate gerade erleben. In den letzten
Wochen gelang der nationalen Polizei nach eigenen Worten ein "schwerer
Schlag" gegen die Yamaguchi-gumi in Osaka, mit über 40.000 Mitgliedern
Japans mächtigste Yakuza-Bande.
Fünf Monate vor der Entlassung von Bandenchef Kenichi Shinoda aus dem
Gefängnis wurden die Nummer 2 und Nummer 3 des Syndikats verhaftet. Dem
einäugigen Kiyoshi Takayama wird Erpressung vorgeworfen. Der 66-jährige
Tadashi Irie wanderte wegen der Zahlung einer "Entschädigung" für die
Angehörigen eines verurteilten Auftragsmörders in Untersuchungshaft. Die
Polizei nutzte dafür ein neues Gesetz gegen blutige Bandenkriege. "Ohne
Aussicht auf Belohnung wird es keine Killer mehr geben", erklärte ein
Polizeisprecher in Osaka die Absicht hinter dem Arrest.
Einen solchen Druck von Gesellschaft und Staat sind die "gewalttätigen
Organisationen", wie die Yakuza-Gruppen in Japan offiziell heißen, nicht
gewohnt. Jahrzehntelang durften die rund 83.000 Verbrecher, die mit ihren
Tätowierungen und ihren dunklen Limousinen Angst und Schrecken verbreiten,
frei walten und schalten, solange sie keine Kapitalverbrechen begingen und
bei ihren Revierkämpfen normale Bürger nicht belästigten.
Ihre Zentralen stehen im Telefonbuch, die Bosse sind namentlich bekannt.
Die Yakuza pflegen enge Verbindungen zur Polizei, mit der sie angeblich
auch Einnahmen teilen, sowie zu kaisertreuen, rechtsradikalen Gruppen.
Seit dem Platzen der Immobilienblase 1990 bauten die Gangsterbanden viele
legale Firmen auf, um Schwarzgeld aus unsauberen Geschäften zu waschen. Sie
operieren dabei so effizient, dass der langjährige Polizeireporter Jake
Adelstein sie in Anlehnung an eine US-Investmentbank als "Goldman Sachs mit
Waffen" beschreibt. In der Bauindustrie sind die Syndikate besonders
präsent. Immobilienentwickler müssen Schutzgelder zahlen oder lukrative
Aufträge an Yakuza-Firmen vergeben.
Doch nach zwanzig Jahren wirtschaftlicher Stagnation in Japan ist die
gesellschaftliche Toleranz für diese Art illegaler Bereicherung
verschwunden. Seit April nutzen viele Generalunternehmer in der
Bauindustrie eine neue Klausel, die einen Vertrag für nichtig erklärt, wenn
eine Subfirma Verbindungen zur Yakuza hat. Beim Bau des neuen Fernsehturms
in Tokio bildeten der Baukonzern Obayashi, die Eisenbahngesellschaft Tobu,
der das Grundstück gehört, sowie lokale Firmen ein Anti-Mafia-Komitee,
damit sich keine Yakuzafirma ein Stück vom Auftragskuchen abschneiden
konnte.
Über 100 ähnliche Komitees haben sich in ganz Japan zu Bündnissen gegen die
Banden zusammengeschlossen. Großstädte wie Tokio planen Verordnungen, um
Geschäfte mit Firmen, die der Mafia nahestehen, zu unterbinden. Das
Finanzministerium hat die Banken angewiesen, Geldwäsche zu verhindern,
Kredite an Mafia-Firmen zu stoppen und Einzelpersonen mit
Yakuza-Verbindungen Konten zu verweigern.
Die Gangster reagieren auf ihre Weise: Viermal wurden in diesem Jahr
bereits Schüsse auf Baustellen des Bauriesen Takenaka abgefeuert. Doch das
dürfte die gesellschaftliche Isolierung der Yakuza eher verschärfen.
7 Dec 2010
## AUTOREN
Martin Fritz
Martin Fritz
## TAGS
TV-Serien
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