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# taz.de -- Klub-WM der Fifa: Kicken vor Scheichs
> Die besten Vereinsteams messen sich in den Vereinigten Arabischen
> Emiraten und spielen die Klub-WM aus. Die Fifa lockt die Vereine mit
> netten Prämien nach Abu Dhabi.
Bild: Alles andere als Gedrängel: Ein Fan in Abu Dhabi guckt Klub-WM.
Sepp Blatter ist wieder unterwegs. Der Fifa-Präsident besucht gute Freunde
im Nahen Osten. Die hat er nicht nur im Emirat Katar, dem WM-Land 2022. Am
Mittwoch weilte Blatter in den Vereinigten Arabischen Emiraten, um eine
Fußballweltmeisterschaft zu eröffnen, die Klub-WM der Fifa.
Das Turnier wurde mit der Partie des Meisters der Emirate, Al-Wahda, gegen
den FC Hekari United eröffnet. 23.000 laut Fifa-Homepage begeisterte
Zuschauer sahen im Mohammed-Bin-Zayed-Stadion von Abu Dhabi einen
3:0-Erfolg der Heimmannschaft gegen den Sieger der ozeanischen Champions
League aus Papua Neuguinea. Am Samstag geht das Turnier weiter, in dem sich
die besten Mannschaften aus den sechs Kontinentalverbänden der Fifa messen.
Die prominentesten Mannschaften, Champions-League-Sieger Inter Mailand
sowie der SC Internacional Porto Alegre aus Brasilien, Sieger der
südamerikanischen Copa Libertadores, steigen dann Mitte nächster Woche
gleich ins Halbfinale des Turniers ein. Sie könnten im Finale
aufeinandertreffen.
Dann wäre es so wie früher, als noch der Weltpokal ausgespielt wurde, der
als Vorläufer der Klub-WM gilt. Den machten immer die besten Teams aus
Europa und Südamerika unter sich aus. Der Rest der Welt durfte nicht
mitspielen. Es war ein eher privater Wettbewerb, der jahrelang von einem
japanischen Autobauer am Leben erhalten wurde, dessen Motivation es war,
einmal im Jahr die zwei vermeintlich besten Klubmannschaften der Welt in
Japan präsentieren zu können.
Die Mannschaft des FC St. Pauli, die im Februar 2002 mit dem FC Bayern den
amtierenden Weltpokalsieger geschlagen hat, hätte von ihren Fans demnach
korrekterweise als Toyota-Cup-Siegerbesieger besungen werden müssen. 2004
wurde der Auto-Pokal zum letzten Mal ausgespielt. Letzter Gewinner ist der
FC Porto.
Schon ein paar Jahre zuvor hatte die Fifa begonnen, sich zu überlegen, wie
sie am immer besser werdenden Geschäft mit dem Vereinsfußball teilhaben
kann. Die 1992 von der Uefa eingeführte Champions League hatte die ersten
Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte gerade geschrieben. Der Klubfußball war
drauf und dran, den Länderspielvergleichen bei den großen Turnieren den
Rang abzulaufen.
2000 lud der Weltverband erstmals zu einer Vereins-WM nach Brasilien. Er
musste tief in die Tasche greifen, um die beiden besten Klubs aus Europa,
ManU und Real Madrid, nach Rio zu locken. Die beschwerten sich über eine
unzumutbare Mehrbelastung für ihre Spieler. 2,5 Millionen US-Dollar
Antrittsprämie wurden schließlich gezahlt.
In diesem Jahr erhält der siegreiche Klub 5 Millionen Dollar Prämie. Genug,
um Proteste der reichen Klubs gar nicht erst aufkommen zu lassen. Massimo
Moratti, der allmächtige Präsident von Inter Mailand, betont ganz im Sinne
der Fifa, wie wichtig der Wettbewerb auch sportlich für seinen Klub ist.
Inter Trainer Rafa Benitez hat mit Moratti abgesprochen, die besten Spieler
im Champions-League-Spiel bei Werder Bremen am Dienstag zu schonen, damit
diese bei der Klub-WM im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Während für Klubs
wie Inter oder Vorjahressieger FC Barcelona die Fifa-Prämien ein nettes
Zubrot sind, stellen sie für die Vertreter aus Afrika, Asien oder Ozeanien
oftmals die größte Einnahme des Jahres dar. 500.000 Euro erhält Hekari
United allein für die Teilnahme. Das ist weit mehr als der Jahresetat des
Teams aus Papua Neuguinea, dessen Fußballverband in der Fifa-Weltrangliste
auf dem 203. und letzten Platz liegt.
Es sind diese Geschichten, die von den Fifa-Funktionären besonders gern
erzählt werden. Das Turnier trage zur Entwicklung des Fußballsports auf der
ganzen Welt bei, meinte Jerome Valcke, der Generalsekretär der Fifa, vor
dem Eröffnungsspiel und betonte, dass etwa ein afrikanischer Klub ohne die
Klub-WM so gut wie nie die Möglichkeit habe, außerhalb des eigenen
Kontinents zu spielen.
Doch noch ist das Turnier zu klein, um die ganz große Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen. Dass TP Mazembe, der Sieger der afrikanischen Champions
League, aus der Demokratischen Republik Kongo schon zum zweiten Mal am
Turnier teilnimmt, weiß hierzulande kaum einer.
Doch Fifa-General Valcke stellte zufrieden fest, dass das Medieninteresse
jedes Jahr größer wird. In diesen Tagen nach der WM-Entschscheidung für
Katar schauen die Pressevertreter ganz genau hin, wie es um die Stimmung in
den Emiraten bestellt ist. Medienberichte, wonach Flugblätter an Fans
verteilt würden, in denen sie zum Verzicht auf Alkohol aufgefordert werden,
sind von den Organisatoren dementiert worden.
In den Hotels sei Saufen möglich. Das sei auch im vergangenen Jahr kein
Problem gewesen. Da fand die Klub-WM auch in den Emiraten statt - ebenfalls
zur Zufriedenheit der Fifa. Mohammed Khalfan al-Rumaithi, der Chef des
Fußballverbandes der Emirate, ist sich sicher, dass sein Land damit auch
Einfluss auf die WM-Vergabe für Katar genommen hat. "2009 verlief alles so
gut", sagte Valcke in Abu Dhabi. "Wir können froh sein, wieder hier zu
sein." Die Fifa fühlt sich wirklich wohl am Golf.
10 Dec 2010
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Asien-Cup
Chelsea London
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