# taz.de -- Gentests mit künstlichen Embryonen: Eingeschränkt erlaubt | |
> Befürworter von SPD, CDU und FDP einigen sich auf einen Gesetzentwurf zur | |
> Präimplantationsdiagnostik. Er verbietet die Embryonentests, erlaubt aber | |
> Ausnahmen. | |
Bild: Nach Schätzungen würden 200 Paare in Deutschland jährlich die PID in A… | |
Gentests an künstlich erzeugten Embryonen sollen in Deutschland | |
grundsätzlich gesetzlich verboten werden, in Ausnahmefällen aber zulässig | |
sein. Darauf haben sich die drei koordinierenden Befürworter der | |
umstrittenen Präimplantationsdiagnostik (PID) im Bundestag, Peter Hintze | |
(CDU), Carola Reimann (SPD) und Ulrike Flach (FDP) am Montag in Berlin | |
verständigt. Ein entsprechender interfraktioneller Gesetzentwurf zur | |
Novellierung des Embryonenschutzgesetzes werde noch im Dezember an die | |
Abgeordneten verschickt, sagte die SPD-Politikerin Reimann. Das Parlament | |
soll im Frühsommer abstimmen. | |
Die strenge Regelung, wonach die PID nur in Einzelfällen und nach Prüfung | |
durch eine Ethikkommission erlaubt sein soll, erhöhe die Wahrscheinlichkeit | |
für eine parlamentarische Mehrheit, sagte der CDU-Politiker Hintze, | |
Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium: "Wir bauen eine | |
sehr breite Brücke, über die alle Mitglieder des Bundestags gehen können." | |
Erst im November hatte sich der CDU-Parteitag mit hauchdünner Mehrheit für | |
ein PID-Verbot ausgesprochen, die Abstimmung im Bundestag aber zur | |
Gewissensentscheidung erklärt. Der jetzige Vorschlag, so Hintze, nehme die | |
PID-Gegner mit ins Boot: "Es handelt sich um ein mildes Verbot mit | |
rechtfertigendem Ausnahmetatbestand." | |
Zulässig soll die PID sein, "wenn aufgrund der genetischen Dispositionen | |
der Eltern eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine schwerwiegende | |
Erbkrankheit vorliegt", so Carola Reimann. Auch wenn Fehl- oder Totgeburten | |
drohten, sei PID erlaubt: "Wir wollen verhindern, dass Paare sehenden Auges | |
in einen Schwangerschaftskonflikt geraten." | |
Hintergrund dieser Argumentation ist ein Wertekonflikt: Werden | |
Erbkrankheiten während der Schwangerschaft entdeckt, dann sind in | |
Deutschland Spätabbrüche erlaubt - mit erheblichen psychischen wie | |
physischen Belastungen für die Frauen. Insofern sei es nur logisch zu | |
erlauben, dass diese Schwangerschaften erst gar nicht entstehen müssen. | |
Auf einen Krankheitenkatalog wird in dem Gesetzentwurf absichtlich | |
verzichtet. Eine solche Liste widerspreche der gewünschten | |
Einzelfallentscheidung, außerdem könne sie Paare unter Druck setzen. | |
Durchgeführt werden soll PID künftig einzig von Ärzten an speziellen | |
Zentren mit humangenetischer Beratung. Zwingende Voraussetzungen sind die | |
schriftliche Einwilligung der Mutter sowie ein positives Votum einer | |
interdisziplinären Ethikkommission. Aus Gründen der Transparenz soll die | |
Bundesregierung regelmäßig PID-Berichte erstellen. Nach Schätzungen würden | |
200 Paare in Deutschland jährlich PID in Anspruch nehmen. | |
Ein Urteil des Bundesgerichtshofs hatte die Debatte im Sommer ausgelöst: | |
Nach der Selbstanzeige eines Berliner Gynäkologen hatte der | |
Bundesgerichtshof die Gentests für vereinbar mit dem Embryonenschutzgesetz | |
erklärt. Bis dahin war das Parlament davon ausgegangen, dass die | |
Präimplantationsdiagnostik in Deutschland verboten sei. | |
13 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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