# taz.de -- Korea-Konflikt: Doch kein Krieg nach Manöver | |
> Der Norden Koreas macht seine Drohungen nach dem Militärmanöver des | |
> Südens nicht wahr. Der UN-Sicherheitsrat kann sich nicht auf eine | |
> Resolution einigen. | |
Bild: Südkoreanische Panzer in einer simulierten Gefechtssituation während de… | |
BERLIN taz | Trotz massiver Drohungen aus Nordkorea hat das südkoreanische | |
Militär am Montagnachmittag in einem umstrittenen Gebiet an der Westküste | |
für eineinhalb Stunden Schießübungen mit Artillerie durchgeführt. | |
Vorsorglich waren die verbliebenen Einwohner auf der Insel Yeonpyeong, die | |
bei einem ähnlichen Manöver vor vier Wochen vom Norden aus beschossen | |
worden war, in Bunker gebracht worden. Damals starben zwei Soldaten und | |
zwei Zivilisten. Am Montag patroullierten im Süden zusätzliche | |
Kriegsschiffe. Die Luftwaffe war in Alarmbereitschaft. | |
Nordkorea hatte eindringlich vor einer "Katastrophe" gewarnt und gedroht, | |
dass Intensität und Umfang eines Gegenschlags schlimmer ausfallen würden | |
als bei dem Angriff auf Yeonpyeong am 23. November. Doch Nordkorea verhielt | |
sich am Montag ruhig. Eine Reaktion "lohnt sich nicht", zitierte die | |
Nachrichtenagentur KCNA, das Sprachrohr des Regimes, hohe Armeeführer. | |
Nordkorea "verspürt nicht nach jeder verachtenswerten militärischen | |
Provokation das Bedürfnis nach Vergeltung". | |
Südkorea hatte das nicht genau terminierte Manöver wegen schlechten Wetters | |
nach eigenen Angaben nur um wenige Stunden verschoben. Die Regierung in | |
Seoul war von China und Russland vor der Übung gewarnt worden, während die | |
US-Regierung sie darin unterstützte und 20 eigene Militärs dorthin | |
schickte. In Südkorea sind 28.500 US-Soldaten stationiert. | |
Mit dem Manöver an der Nördlichen Grenzlinie (NLL), einer bei Kriegsende | |
1953 einseitig vom UN-Kommando festgelegten und vom Norden nicht | |
anerkannten Seegrenze, wollte Südkoreas konservativer Präsident Lee Myung | |
Bak Härte demonstrieren. | |
Ihm war nach dem Beschuss Yeonpyeongs im November von rechten Kreisen | |
vorgeworfen worden, nicht entschieden genug reagiert zu haben. Daraufhin | |
musste der Verteidigungsminister zurücktreten. | |
In der Nacht zu Montag konnte sich der UN-Sicherheitsrat in New York nach | |
achtstündigen Beratungen nicht auf eine Korea-Resolution einigen. Die | |
Dringlichkeitssitzung war von Russland beantragt worden. Strittig war die | |
von den USA geforderte Verurteilung Nordkoreas für den Beschuss Yeonpyeongs | |
im November und die Versenkung einer südkoreanischen Korvette im März. Vor | |
allem China und Russland sperrten sich gegen eine Verurteilung Nordkoreas. | |
Trotz der Kriegsgefahr, die auf der koreanischen Halbinsel so groß ist wie | |
lange nicht mehr, gibt es auch Zeichen der Hoffnung. Dem demokratischen | |
Gouverneur des US-Bundesstaates New Mexico, Bill Richardson, der sich vier | |
Tage zu einer privaten Vermittlungsmission in Nordkorea aufhielt, erklärte | |
das Regime in Pjöngjang, wieder UN-Atominspekteure ins Land zu lassen. Dies | |
berichtete ein Richardson begleitender CNN-Reporter am Montag. | |
Die Rückkehr der Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) | |
in die Atomanlage Yongbyon ist demnach Teil eines Maßnahmepakets zur | |
Entschärfung der gegenwärtigen Krise. | |
20 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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